Mit vielseitiger Gitte Haenning durch Musical, Jazz und Schlager

Gitte Haenning wie ihr Publikum sie liebt: Gemeinsam mit Sebastian Weiß am Flügel und Kontrabassist Olaf Casimir begeistert sie im Kurtheater ihr Publikum. Foto: jas

Bad Homburg (jas). Wer den Namen Gitte Haenning hört, dem fallen sofort Songtitel wie „Ich will alles“, „Freu dich bloß nicht zu früh“, „Lampenfieber“ und natürlich „Ich will ’nen Cowboy als Mann“ ein. Und wer zu einem Konzert der Künstlerin geht, die mit mittlerweile 78 Jahren noch die Strapazen einer Tour auf sich nimmt, möchte diese großen Hits der Dänin auch hören. Beim Live-Konzert am Freitagabend im fast vollbesetzten Kurtheater ließ Gitte ihre Fans lange warten, bis endlich ein paar ihrer weltbekannten Schlager erklangen. Wenn man es genau nimmt, war es erst in der Zugabe soweit – zur Enttäuschung einiger Zuschauer.

Im Konzert spürte Gitte Haenning den gemeinsamen Wurzeln von Musical, Jazz und Schlagern nach. Sie führte das Publikum zu ihren Lieblingsliedern, erzählte ihre Geschichten und verriet ihre Leidenschaften. Ihre größte: der Jazz. Und auch wenn es nicht die großen Gitte-Schlager waren, die die Interpretin mit in die Kurstadt gebracht hatte: Die meisten der 750 Zuhörer genossen den Abend mit der stimmgewaltigen, charismatischen und humorvollen Dame aus Dänemark, die für gut zwei Stunden auf eine stimmungsvolle musikalische Reise mitnahm. Geniale Unterstützung hatte Gitte mit Sebastian Weiß am Piano und Olaf Casimir am Kontrabass an ihrer Seite.

Applaus und Jubel gab es für die Künstlerin in Bad Homburg schon, bevor sie auf einem der beiden Barhocker auf der Bühne Platz genommen, den Notenständer gerichtet und die pinke Brille bereitgelegt hatte. Nach der freundlichen Begrüßung ging es mit ein paar Worten zu Bill Ramsey und der Feststellung, dass man „mit Schlagern gut Geld machen“ kann, und einem großen Lob für Ulla Meinecke los. Sie war 1983 mit einer Goldenen Schallplatte für ihren Hit „Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig“ ausgezeichnet worden. Gitte sang von Ulla Meinecke „Lieb ich dich zu leise“ und tat dies sehr gefühlvoll.

Ein „wunderbares Wesen, das viel zu früh von uns gegangen ist“ sei Rio Reiser gewesen, sagte Gitte. Zur Erinnerung an ihn brachte sie die Titel „Halt dich an deiner Liebe fest“ und „Alles Lüge“ zu Gehör. Es folgten Songs von Stefan Gwildis und Herbert Grönemeyer, dann schließlich auch ein Lied von ihr, Gitte, selbst. Aber glaubte man der Geschichte, die sie auf der Bühne erzählte, ist es keines ihrer Lieblingslieder. Es sei das Jahr 1973 gewesen, als man sie gefragt habe, ob sie beim „Eurovision Song Contest“ Deutschland vertreten wolle. „Ich wollte nicht, aber das Dach meines Sommerhauses musste repariert werden“, erzählte sie und lachte. Und da habe sie sich gedacht, sie müsse ja nicht gewinnen, „ein kleiner Hit“ würde reichen. Der kleine Hit, der daraus entstand, trug den Titel „Junger Tag“.

Nach der Pause erschien Gitte als „Native American“ mit prächtigem weißen Federschmuck und sang „Chelsea Morning“ und „Clouds“ von Joni Mitchell – mit starker Stimme, viel Gefühl und Charisma. Von einem zum anderen Barhocker wechselte Gitte Haenning anschließend mit Hits ihrer Lieblingsjazzsängerin, der Schwedin Monica Zetterlund, sowie bekannten Songs wie „Temptation“, „50 Ways To Leave Your Lover“ und „Once Upon A Summertime“.

Mit reichlich Applaus, Zugabe-Rufen und dem Schwenken eines dänischen Fähnchens feierte das Bad Homburger Publikum die große Künstlerin Gitte Haenning, die mit einem ungewöhnlichen Abend überrascht hatte. Sie wiederum bedankte sich bei ihren Fans dann schließlich doch noch mit zwei ihrer großen Hits: „Freu dich bloß nicht zu früh“ und „Ich will alles“.

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