Das Warten auf den alles entscheidenden Moment

Noch bis in den Herbst ist die Ausstellung „On Stage“ von Studenten, Absolventen und Dozenten der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach im Spielbank-Casino zu sehen: Vor dem Foto von Mick Jagger von „The Rolling Stones“ posieren (v. l.) Professor Bernd Kracke, Andreas Schlaegel, Martin Kreit, Clemens Mitscher und Florian Albrecht-Schoeckl. Foto: fch

Bad Homburg (fch). Ob Rock-Ikone Mick Jagger von „The Rolling Stones“, Godfather of Metal, Ozzy Osbourne, von „Black Sabbath“, der britische Rock-Gitarrist und mehrfache Grammy-Preisträger Jeff Beck oder die Godmother of Punk, Patricia Lee „Patti“ Smith, dem Glücksspiel frönen, wissen wir nicht. Auf jeden Fall begegnen Besucher und Spieler diesen und vielen weiteren Ikonen aus dem Musikgeschäft bis November im Casino der François-Blanc-Spielbank.

Ermöglicht werden diese ebenso außergewöhnlichen wie beeindruckenden Begegnungen durch die Ausstellung „On Stage“ der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach. Spielbank-Geschäftsführer Lutz Schenkel begrüßte zur Vernissage im Rahmen der Eröffnung der „5. Bad Homburger Sommerterrasse“ des Spielbank-Restaurants „Le Blanc“ zahlreiche Gäste. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Professor Bernd Kracke, Präsident der HfG, eröffnete er die Ausstellung mit 18 teils großformatigen Fotos. Kurator und Initiator dieser Ausstellung ist Clemens Mitscher, Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich Fotografie.

Im richtigen Moment auf den Auslöser gedrückt haben neben Dozent Mitscher acht seiner Studenten und Alumni (Hochschulabsolventen). Zwei Fotografen waren außer Dozent Mitscher mit Alumni Florian Albrecht-Schoeck (Jeff Beck) und Student Martin Kreitl (Patti Smith) zur Ausstellungseröffnung gekommen. Weitere Fotos sind zu sehen von Laura Brichta (Peter Gabriel), der ersten Preisträgerin des mit 5000 Euro dotierten neuen Fotopreises „ISO 5000“, den die Hans-und-Annemarie-Weidmann-Stiftung ausgeschrieben hat und der ausschließlich unter Studenten der HfG vergeben wird. Fotografien der Friedbergerin sind derzeit auch im Kulturzentrum Englische Kirche ausgestellt. Rock’n’Roll-Fotografien steuerten auch die Alumni Miguel Graetzer (Nic Endo von „Atari Teenage Riot“), Urs Daun (Pablo van de Poel von „De Wolff“), Dennis Haustein (Alex Brettin von „Mild High Club“) und Malte Sänger (Bryan Ferry von „Roxy Music“) bei. Entstanden sind die genialen Aufnahmen, die alle einen besonderen Moment festhalten, im Rahmen des Workshops „On Stage“. Es ist ein Rockfotografie-Projekt ganz nach dem Geschmack des leidenschaftlichen Konzertfotografen Clemens Mitscher wie sein Kollege Andreas Schlaegel, Dozent für Fototheorie an der HfG, verriet.

Der Berliner Kritiker, Kurator und Künstler Schlaegel führte die Vernissagebesucher kenntnisreich in die Ausstellung ein. Allen Fotografen ist es gelungen, auf Konzerten internationale Rocklegenden mit außergewöhnlichen Momentaufnahmen zu verewigen. Auf die Idee, aktuelle mit klassischer Rockfotografie zu verbinden, kam Mitscher 2010. Damals sah er sich mit seinen Studenten den Film „Blow Up“ an. In einer Filmszene zertrümmert Jeff Beck seine Gitarre. Das war der Auslöser für die Idee, ein Rockfotografie-Projekt ins Leben zu rufen. Seither gehen seine Studenten regelmäßig mit ihren Kameras auf Rockkonzerten auf die Pirsch. Alle warten auf den entscheidenden Moment, um auf den Auslöser zu drücken. Dies kann ein entrückter Blick, eine bestimmte Geste oder Körperhaltung, ein kurzes Innehalten oder eine temperamentvolle Bewegung, leiser oder lauter Gesang, beherztes Zupfen auf den Saiten der Gitarre sein.

Für den richtigen Moment haben die Fotografen allerdings wenig Zeit. Fotografiert werden darf meist nur in der ersten Viertelstunde, während der ersten Lieder. In meist nur wenigen Sekunden müssen die Fotografen Persönlichkeit, Rock und Glamour einfangen. Kunst ist eine Mischung aus Glück, Können und Zeit. Fans können die Fotografien ihrer Idole zum Preis von 700 bis 4500 Euro erwerben. Bis zu zweieinhalb Meter hohe Fotografien sind auf Aluminiumplatten aufgezogen, kleinere auf Papier und gerahmt.

!Wer sich die Ausstellung in der François-Blanc-Spielbank ansehen möchte, muss den üblichen Eintritt zahlen.



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