In Welten zwischen Traum und Wirklichkeit

Kerstin Lichtblau mit einem ihrer Mädchen mit den geheimnisvollen Augen. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). Mit dem Bildhauer und Maler Leo Hammes und der Malerin und Grafikerin Kerstin Lichtblau präsentierten sich in der Galerie Artlantis erstmals zwei neue Mitglieder des Kunstvereins. Sie gaben ihrer Ausstellung den Titel „Augen Blicke“, der sich sinnfällig „auf den ersten Blick“ auf Kerstin Lichtblau und ihre „Augenmädchen“ zu beziehen scheint. Sie sind omnipräsent, schauen den Betrachter direkt an, und das mit Augen, in denen die Künstlerin „Tier- und Menschenaugen vereint hat“.

Die Mädchen sind also nicht von dieser Welt. Es sind „Heldinnen“ in einer Fantasie- und Traumwelt, die nicht ganz ohne Ironie ist und unterschwellig auch „Exzesse“, wie die Sucht nach Schönheit und Verkleidung, ins Visier nimmt: „Not your Chick“. Die Mädchen reiten auf roten Pferden und haben fast immer ein Tier als Begleiter. Das kann ein Hund, ein Falter oder eine kluge Eule sein. Doch diese „Traumwelten“ bilden nur einen Teil der Collagen und Kompositionen in verschiedenen Techniken, zu denen auch die Ölfarbe gehört. Kerstin Lichtblau verdünnt diese und trägt sie in Schichten auf. Dadurch erreicht sie eine eigenartige Transparenz und Fremdheit, die den Betrachter dieser farbenfrohen Szenarien durch das Einfügen nüchterner Siebdrucke in die Realität zurückruft.

Ein gutes Beispiel ist die Straßenszene aus New York, die sich in das Bild hineindrängt. Die Künstlerin spaziert gedanklich auch durch Paris, findet, dass diese Stadt eine Frau ist; folgt „dem Ruf von Venedig“ mit seinen bizarren Masken; lässt die Mädchen von einem Leben als Astronautin oder von dem der Royals träumen, macht sie zur „Badehaubenmadonna“. Abstrakter sind Werke mit dem Titel „I have a Dream“, dem Martin Luther King zu Berühmtheit verholfen hat. Und dazu gehört auch die Aufforderung „Denk“, eine Collage und Zeichnung auf Papier.

In diesen Welten zwischen Traum und Wirklichkeit bewegt sich auch der Bildhauer Leo Hammes, der seine Skulpturen aus verschiedenen Materialien wie Holz, Stein, Schiefer, Glas und bunten Puzzleteilen aus Ton zusammenfügt. Bei ihm sind es Stahlnägel, die er in seine schlanken, fantasievoll gestalteten einfachen Holzstelen einfügt, die in die Realität zurückrufen. Sie erinnern daran, dass das Leben hier und jetzt stattfindet und „hart wie Stahl“ sein kann. Auch er feiert die „Vielfalt“ mit skurrilen, fantastischen Figuren, gibt aber auch dem „Schmerz“ und der „Liebe“ Raum. Steht bei Kerstin Lichtblau der junge Mensch im Mittelpunkt, so ist es bei Leo Hammes der Erwachsene mit seinen Gefühlen und Befindlichkeiten: „Behütet“ oder „Zerrissen“, je nachdem, was das Schicksal mit ihm vorhat. In seinen dunklen Bildern in Kohle oder Acryl auf Leinwand geht es um „Beobachtung“, „Blick“ und „Könige“. Nur das „Leben“ selbst ist bunter. Und das ist ein gutes Zeichen, dass es auch bei ihm die Zuversicht gibt.

Die anregende Ausstellung dauert bis zum 17. März und ist freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr im Tannenwaldweg 6 geöffnet.

!Am Freitag, 8. März, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) gibt es dort eine musikalisch-literarische Reise mit Gedichten des Frankfurter Mundart-Dichters Friedrich Stoltze unter dem Titel „weil doch die Welt bald unnergeht“. Sie werden von Raimund Schui vorgetragen und von seiner Band musikalisch begleitet. Durch den Abend führt Mario Gesarz von „Rezi-Babbel“.

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