Bad Homburg (hw). „Telefon-Gymnastik“ in der Pandemie war gestern – jetzt geht es endlich auch wieder in der Gruppe. Übungsleiterin Anke Bauer leitet montags im Vereinshaus Dornholzhausen die DRK-Seniorengymnastik und lässt sich dafür immer wieder neue Übungen einfallen, die dann auch zu „Hausaufgaben“ werden.
„Sei der Mensch, den du heute selbst gerne treffen würdest“ – wenn Anke Bauer mit der Senioren-Gymnastik im Rahmen des DRK-Bewegungsprogramms beginnt, tut sie das nie ohne den „Spruch des Tages“. Das gibt den Gruppenstunden, die montags ab 10 Uhr in der Regel im Vereinsheim Dornholzhausen, bei gutem Wetter auch davor auf der Wiese, stattfinden, einen gewissen Rahmen. Das ist den Teilnehmern auch wichtig, denn: Viele freuen sich jede Woche aufs Neue, wenn es endlich wieder zur Gymnastik geht, aber auch darauf, die anderen Teilnehmer wiederzusehen. Viele leben nämlich alleine.
Elli Moussavi-Nassl zum Beispiel. Sie ist noch topfit, dabei ist sie 82 Jahre alt, die man ihr aber nicht ansieht. Wie sie sagt, ist natürlich auch „die Anke“ schuld daran, „überhaupt kommen die meisten von uns ja nur wegen Anke“, sagt die fröhliche alte Dame. In der Gruppe duzt man sich generell, was den Gemeinschaftsgeist fördert und eine gewisse Nähe schafft, die nach der langen Pandemiepause nun endlich wieder möglich ist. „Wer rastet, der rostet“, sagte sich Anke Bauer. Sie ist ausgebildete Seniorenübungsleiterin und führt die Gruppe schon seit 2017. In der Pandemie hat sie sie mit „Telefon-Gymnastik“ zusammengehalten. „Erstaunlich, dass so viele eingeschaltet haben und noch dabei sind“, sagt sie. Auch Elli war regelmäßig dabei, wie sie sich überhaupt auch in ihrem Zuhause, das so nahe zum Vereinsheim liegt, dass sie sogar hinlaufen kann, stets in Bewegung hält: „Auf dem Rücken Fahrradfahren geht immer“, lacht sie.
Wenn der Wille, sich körperlich fit zu halten vorhanden sei, könne das praktisch jeder, auch zu Hause, in der Gruppe mache es natürlich mehr Spaß, weil man sich da vielleicht auch etwas mehr anstrenge, meint die Übungsleiterin. Geräte seien kaum notwendig, außer denen, die man ohnehin auch daheim habe, sagt sie. Schon mit einem einfachen Handtuch lasse sich sehr viel machen: „Die meisten rubbeln sich den Rücken von links oben nach rechts unten trocken, wir probieren das auch einmal andersrum – rechts hoch, links unten.“ Beim Zähneputzen mit einem Fuß auf den Zehenspitzen stehen, ist eine einfache, aber effektive Übung zur Stärkung der Koordination. Gut für den Kreislauf sind Kniebeugen, bei denen man sich mit den Händen an einer Stuhllehne festhält. Auch für ein leichtes Training der Armmuskulatur braucht es keine Geräte, zwei Flaschen zum Schwingen und Armbeugen reichen völlig aus. Bizeps, Trizeps, „Bauch, Beine, Po“, Rücken, Nacken – alle Körperregionen kommen im Wechselspiel immer neuer Übungen an die Reihe.
Anke Bauer weiß, wie man eine Gruppe motiviert. So wie sie beinahe tänzerisch gymnastische Übungen vorexerziert und sie dabei mit „Kopfkino“ und Erzählungen unterlegt, kann man sich ihrem mitreißenden Drive gar nicht entziehen. Und oft sind die alten Herrschaften – der älteste, der „Quotenmann“, ist stolze 91 Jahre, das „Nesthäkchen“ jugendliche 64 Jahre alt – so im Schwung, dass die gar keine Verschnauf- und Trinkpause brauchen. Eingelegt wird sie trotzdem, denn ein Schwätzchen am Rande gehört schließlich auch dazu, und Anke Bauer will auch keinen ihrer Schützlinge überfordern. Einige von ihnen sieht sie sogar zweimal wöchentlich, denn sie leitet auch noch Seniorengymnastikkurse beim TV Dornholzhausen. Da sei es schon wichtig, darauf zu achten, dass sich niemand im Ehrgeiz übernimmt.
!Mitmachen kann jeder, Turnschuhe, bequeme Kleidung und gute Laune, mehr braucht es nicht. Katrin Kiefer, Leiterin der DRK-Begegnungsstätte, informiert über das Angebot und nimmt Neuanmeldungen unter Telefon 06172-129529 entgegen.