Bei der Heiterkeit ist die Fassenacht zeitlos

Mit einem pfiffigen Gardetanz präsentiert sich die Midi-Garde der Heiterkeit. Foto: fk

Von Andrea Döhne

Bad Homburg. Die schönste – die fünfte – Jahreszeit, der Karneval, wird in Kirdorf mit allem, was das jecke Herz begehrt, gefeiert. Der Carnevalverein Heiterkeit 1919 pflegt das schöne Brauchtum seit nunmehr über 100 Jahren und wusste auch dieses Jahr seine Gäste mit jeder Menge Frohsinn und einer Prise Ironie allerbestens zu unterhalten. Das passende Motto lautete „Fassenacht ist zeitlos“.

Fünf Stunden gute Laune und eine Mischung aus Büttenrede, Show und Tanz, politisch und unpolitisch, laut und leise, nachdenklich und humorvoll – bei der Fremdensitzung des Carnevalvereins Heiterkeit am Samstag kamen die Freunde des närrischen Treibens, des Verkleidens, Tanzens, Lachens und der Heiterkeit voll auf ihre Kosten. Pünktlich um 19.11 Uhr hieß es „Vorhang auf“. Das Motto der Sitzung fand sich liebevoll und technisch versiert umgesetzt im Bühnenbild wieder, das mit sich bewegenden Uhrwerken lebhaft und originell die perfekte Kulisse für die Narren abgab.

Der Elferrat, der sich ursprünglich als Rat im bürgerlich demokratischen Geiste unter der Narrenkappe versteckt verstand und sich aus den Anfangsbuchstaben der Losung der Französischen Revolution „Egalité“, „Liberté“ und „Fraternité“ ableiten lässt, zog von der Garde begleitet unter großem „Helau“ in den Festsaal ein.

Nach den närrischen Begrüßungsworten des Sitzungspräsidenten Hans-Georg Zettlitzer durften sich die Gäste am Auftritt der Mini Garde erfreuen. 22 Mädchen und ein Junge im Alter von drei bis neun Jahren hatten einen quirligen Gardetanz einstudiert, unterstützt wurden sie von den Trainerinnen Monika Hett-Kinzl und Anja Schreiter. Die Wangen der Kinder glühten vor Stolz und Eifer. Die pure Freude war den Tänzern förmlich ins Gesicht geschrieben.

Die Lachmuskeln wurden bei den Büttenreden trainiert. Das Herz auf der Zunge getragen und „darum, wie man es halt so kennt, sich öfter mal das Maul verbrennt“ ist bei den Büttenrednern Usus. Närrisch formuliert, aber immer den Kern treffend, wurde von Dieter Schaller die „große und kleine Politik“ aufs Korn genommen: „Für die Macht gibt es ein Gesetz, was kümmert mich des aal Geschwätz. Merkel und die AKK stehen nun als Gegner da. Wer will was ist dieser Tage, wohl die meist gestellte Frage. Sägt Annette am Kanzlerstuhl für die Nummer eins im Kandidatenpool oder hält sie doch noch Ruh, schaut Angies letzen Tagen zu? Merz und Söder tun schon scharren, wollen auf den Kanzlerkarren. Ein Fehler der Damen und sie sind da als Kandidat fürs nächste Jahr. Das alles schadet der Partei, Kein klares Ziel, nur Klüngelei“, wurde gereimt.

Selbstverständlich durfte die Homburger Politik in der Bütt nicht fehlen: „Bad Homburg, unsere Stadt, die schon gewisse Reize hat. Doch was gerade hier geschieht, einige Fragen nach sich zieht. Bei Projekten, die’s schon lange gibt, man einfach keinen Fortschritt sieht. Bei Kino, Krankenhaus, ihr lieben Leute, es ist ein Graus. Ständig Hoffnung geschürt, aber bis jetzt ist noch nix passiert“, hieß es da. Und weiter wurde gedichtet: „Da wundert es den echten Narr, was geschah im letzten Jahr. Binnen ganz, ganz kurzer Zeit, war das Parlament bereit, um im Kurpark reinzuhauen und klein Wimbledon zu bauen.“ Auch Bürgermeister Meinhard Matern betrat die Bütt und erklärte charmant und plausibel die schwarze Null im ausgeglichenen Haushalt. Wichtigster Ehrengast der närrischen Heiterkeit-Sitzung war die diesjährige Tollität, Ihre Lieblichkeit Jil I., die mit ihrem Hofstaat gekommen war.

Die farbenfrohen Tanzeinlagen der Midi Garde, der Großen Garde, die ABBA-Show und die von der Dance Factory gezeigte ausgefeilte Choreografie „Monster Labor“ begeisterten das Publikum und wurden mit viel Beifall und „Helau“-Rufen bedacht. Und so entließ die Prunksitzung ihr Publikum mit einem Lächeln und reichlich Stoff zum Nachdenken wieder in den Alltag. Dass hinter dem so bezaubernd lockeren und fröhlichen Abend viel Vorbereitungsarbeit und hartes Training während des ganzen Jahres steckt, soll nicht unerwähnt bleiben. Denn unabdingbar ist die Zusammenarbeit und das Engagement aller Vereinsmitglieder. Geselligkeit und Spaß an der Sache stehen im Mittelpunkt. Alle Jahre wieder kann der Karneval nur so gut werden wie der Beitrag jedes einzelnen Narren.

Für die zweite Fremdensitzung am Samstag, 1. Februar, im Bürgerhaus Kirdorf, Stedter Weg, sind noch Karten im Kartenvorverkauf beim Getränkehaus Schaller in der Friedenstraße 2 zu erwerben, Telefon 06172-82247. Und wer selbst aktiv werden und beim Carnevalverein Heiterkeit tanzen, musizieren, singen, gestalten und Büttenreden halten möchte, der kann sich per E-Mail an cv.heiterkeit[at]web[dot]de melden. Der Verein sucht immer Interessierte, die mitmachen möchten.

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