Krachender Abschied von der Albin-Göhring-Halle

Der Abrissbagger frisst sich in die Kieselsteinverblendung der Rückwand der Albin-Göhring-Halle, knabbert sich Stück für Stück voran, bis die Wand in Teilstücken einbricht. Foto: js

Bad Homburg (js). Rummms! Ein paar Schläge nur mit der Baggerkralle und wieder fällt eine riesige Platte der äußeren Fassade zu Boden. Das gähnende Loch dahinter wird größer, bis Ende Oktober wird es mit dem Himmel über Ober-Eschbach verschmelzen. Stück für Stück wird in diesen Tagen ein knappes halbes Jahrhundert Sport-Geschichte abgerissen. Die Erinnerungen an Siege und Niederlagen werden bleiben, an legendäre Fastnachtsfeiern und Hochzeiten, an all das, was den Sport im Verein so schön macht. Die Albin-Göhring-Halle am Massenheimer Weg, die vor allem viele spannende Handball-Krimis erlebt hat, muss fallen, eine weitere Sanierung wäre „ohne Sinn“, hat die Stadtpolitik vor knapp zwei Jahren beschlossen.

Im Ortsteil Ober-Eschbach war die Albin-Göhring-Halle seit 1971 eine Institution. Ein erfülltes Eingemeindungsversprechen, als die „Hauptstadt“ Bad Homburg den kleinen Nachbar schluckte. Jener hat mit dem Bau angefangen, die Kurstadt hat bezahlt, heißt es in Insider-Kreisen. Albin Göhring war der letzte Bürgermeister im damals noch selbständigen Ober-Eschbach. Für ein letztes Erinnerungsfoto durfte jetzt der aktuelle Oberbürgermeister Alexander Hetjes mit Helm und gelben Gummistiefeln in der Baggerkabine Platz nehmen. Den Baggerschlag für die Fotos hat Torsten Pape von der Abbruchfirma sicherheitshalber selbst ausgeführt. Er ist auf der Baustelle der Mann für die Feinarbeit beim groben Abriss.

Nackt und leer stand die Halle beim Ortstermin auf der Großbaustelle noch da. Innerlich bereits entkernt, der Fußboden bis auf die letzte Asphaltschicht bereits entfernt, die abgehängte Decke ebenso. Keine Tribüne mehr, leere Fensterlöcher, nur noch das äußere Kleid. Und doch ist beim finalen Abriss eine feine Hand am Bagger gefragt. Eine „Herausforderung“ etwa die 20 bis 30 Tonnen schweren Unterzüge der Deckenkonstruktion, auf denen noch das Trapezblechdach liegt. Die muss Torsten Pape vorsichtig an mehreren „Sollbruchstellen anknabbern“, sagt er, damit sie „im richtigen Tempo runterkommen“. Am Ende soll nur eine relativ homogene Restrohstoffmenge vorliegen. Rund 600 Quadratmeter Fenster mit teilweise asbesthaltigem Kitt sind bereits raus, knapp 3000 Quadratmeter Fläche mit künstlichen Mineralfasern demontiert, 1200 Meter PCB-haltige Fugenabdichtungen. Jede Menge Gründe, so einen Abriss Stück für Stück zu vollziehen.

Bis Ende Oktober steht alles Oberirdische auf dem Zeitplan des eingespielten Teams, und dann „geht’s erst richtig los“, so Torsten Pape, wenn Keller und Fundament an der Reihe sind. Ende November wird es mindestens, bis nur noch die Erinnerungen an die einst geliebte Sportstätte leben. Und dann nach und nach den emotionalen Momenten der Trauer um das Vergangene wieder Vorfreude folgen kann. Rund zwei Jahre Vorfreude, denn bis 2023 wird es laut Hetjes dauern, ehe die neue Halle am alten Standort fertig sein wird. Von einem Ensemble muss man da sprechen, denn das in Planung befindliche „Sportzentrum Süd“ wird eine multifunktional nutzbare doppelte Dreifeldhalle bekommen. Unten eine Turnierhalle mit Tribüne für 350 Besucher, falls bei den Ober-Eschbacher Handballern wieder bessere Zeiten anbrechen, darüber eine Trainingshalle ohne Tribüne, außerdem ein Vereinsbereich für Fußball und Umkleiden für die Nutzer des benachbarten Sportplatzes.

Durch das geplante „Versenken“ der Turnierhalle wird der gesamte Hallenkörper nur etwa einen Meter höher als der alte. Versenkt werden beim Projekt Sportzentrum viele Millionen Euro. Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich laut einer Mitteilung aus dem Rathaus auf rund 19,7 Millionen Euro. „Mehr als 20 Millionen“, hieß es beim Ortstermin in der vergangenen Woche, „Mitte 20 Millionen Euro“ nannte OB Hetjes als voraussichtliche Endsumme.

Weitere Artikelbilder



X