Atemlose Stille – ergreifender Blick auf das Kriegsgeschehen

Dr. Altfried Lütkenhaus mit Prof. Opanasenko Foto: Rotary Club Bad Soden-Königstein

Bad Soden (bs) – Am Dienstagabend erlebten die Mitglieder des Rotary Club Bad Soden-Königstein ein sehr besonderes Treffen. Es war Fastnacht, auf der Tagesordnung jedoch stand der Krieg in der Ukraine. Frau Prof. Opanasenko, Germanistin, Psychologin und Sozialwissenschaftlerin aus der Ukraine war zu Gast. Sie wurde begleitet von Michael Behrent, 2. Vorsitzender des Internationalen Vereins Windrose 1976 e.V., Oberursel. Frau Opanasenko unterstützt die Aktivitäten des Vereins in seinen Anstrengungen, Geflüchtete aus der Ukraine zu versorgen und zu integrieren. Im Mittelpunkt des Abends standen jedoch die persönlichen Kriegserlebnisse von Frau Opanasenko und ihrer Familie.

Sehr Persönlicher Einblick

Diese schlugen die Zuhörerschaft in Bann. Selbst sehr bewegt schilderte Frau Opanasenko die eigenen Kriegserlebnisse und deren Vorgeschichte, angefangen von der persönlichen Teilnahme an den Protesten auf dem Majdan in 2014, wohin die damals teils noch minderjährigen Kinder ihre anfänglich völlig erschrockene Mutter mitnahmen, bis hin zum 2. Weihnachtsfeiertag 2022, an dem sie bei einem Heimatbesuch ihren kriegsverletzten Sohn mit dem eigenen Auto von der Front im Osten der Ukraine abholte und zum Arzt brachte. Es gebe, so erzählte sie, viel mehr Verletzte, als Transportkapazitäten zur Verfügung stünden.

Männer im freiwilligen Kriegseinsatz

Als Ehefrau und Mutter bangt sie um ihre Männer, die beide – alters- oder krankheitsbedingt – nicht dienstpflichtig wären, sich aber freiwillig zur Verteidigung des Landes gemeldet hätten und im Osten an der Front eingesetzt seien. Der Sohn ist überdies junger Vater. Er habe gegen die Vorhaltungen der Mutter vorgebracht, es gehe nicht um seine Gesundheit, sondern um die Existenz und Freiheit seines Kindes, seiner Familie und der Ukraine und er könne da nicht abseits stehen. Ebenso der Ehemann, dem Ende 2022 eine Kriegstraumatisierung ärztlich bescheinigt wurde. Aber er ist nach kaum 24-stündigem Aufenthalt und einem kurzen Treffen mit seiner Frau in Kiew – zwischen Arztbesuch und Autowerkstatt, um die zerschossenen oder geplatzten Front- und Heckscheiben des Autos zu ersetzen, mit dem er die 700 km Fahrt von der Front nach Kiew bewältigt hatte – an die Front zurückgekehrt, weil er das wollte.

Familie auf der Flucht

Anfangs hatten sich Familie Opanasenko, die schwangere Frau des Sohnes, die Eltern und Schwiegereltern, insgesamt 11 Personen, in der 35 qm großen Souterrainwohnung des Landhauses der Opanasenkos versammelt und Sicherheit gesucht. Leider lag das Haus nicht weit von einem Militärflughafen der Ukraine, einem der ersten Ziele russischer Angriffe, so daß die Lage durch Beschuss bedrohlich wurde. Die Männer entschieden sich zum Kriegsdienst, der Rest der Familie zur Flucht. Fünf Tage dauerte die Fahrt bis zur Grenze nach Polen, die zu übertreten die junge schwangere Schwiegertochter sich plötzlich weigerte. Sie fand Aufnahme bei Verwandten in der West-Ukraine.

Frau Opanasenko schilderte eindrücklich die Zerissenheit ihrer Gefühle, die Verantwortung, die sie empfand, und die Ratlosigkeit, wie sie dieser gerecht werden sollte. Permanent plagen sie schlaflose Nächte, ja Schuldgefühle, daß Familienmitglieder mit der Waffe unter Lebensgefahr für die Freiheit der Ukraine kämpfen, sie aber nach eigener Einschätzung nichts beitragen kann. Doch sie hat bei uns ein Feld gefunden, nämlich ukrainischen Geflüchteten beizustehen, Sprachkenntnisse zu vermitteln, einen neuen Alltag zu organisieren. Und daneben Spenden zu sammeln, derzeit vor allem für tragbare Generatoren, die als Kraftquelle für Heizungen oder für die Stromproduktion dringend benötigt werden.

Spendenaufruf

Für dieses Anliegen hat der Rotary Club Bad Soden-Königstein gesammelt. Bislang kamen über 11.000 Euro zusammen. Der Betrag wird durch eine Zuwendung von 2.800 Euro der Dr. Herbert und Ruth Dickmann-Stiftung, für die der Stiftungsvorsitzende, ein Rotarier, die perfekte Deckung mit den Stiftungszielen erkannte, aufgestockt. Die Schwelle von 15.000 Euro ist damit erreichbar. Es fehlen nur noch knapp 1.000 Euro.

Wer helfen möchte, kann spenden: Verein der Freunde Rotarys Bad Soden-Königstein e.V., Taunus-Sparkasse, IBAN DE67 5125 0000 0004 2097 02, BIC HELADEF1TSK, Verwendungszweck „Ukraine“ .



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