Im Herzen der Stadt soll das Adlerkarree entstehen – Bürger fragen nach

So sieht das favorisierte Entwurfskonzept der „Drei Blöcke“ aus. Bei den drei Blöcken handelt es sich um drei Gebäudekomplexe (hier in der Farbgebung hellrosa dargestellt). Wo jetzt das Rathaus steht, soll eine Öffnung hin zur Königsteiner Straße entstehen. Der Baum vor dem Rathaus bleibt erhalten. Skizze: Stadt Bad Soden

Bad Soden (wto) – Es geht um das neue Herz der Stadt – und entsprechend groß war das Interesse. Trotz sommerlicher Temperaturen nutzten in der vergangenen Woche mehr als 80 Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, sich bei einer Versammlung im Bürgerhaus Neuenhain aus erster Hand über das Projekt „Adlerkarree“ zu informieren.

Der 0,9 Hektar große Bereich zwischen Königsteiner Straße, Adlerstraße und der Straße Zum Quellenpark soll sein Gesicht verändern, wenn ab 2028 das Medico-Palais zum neuen Verwaltungssitz der Stadt wird und die Verwaltungsgebäude in der Königsteiner Straße 73 – das jetzige Rathaus – und der Königsteiner Straße 77 nicht mehr benötigt werden. „Wir haben die einmalige Chance, eine städtebauliche Wunde zu schließen und den Bereich neu zu gestalten“, sagte Bürgermeister Frank Blasch. Wirklich vorzeigbar sei das jetzige Rathauskarree nicht, es herrsche eine Hinterhofatmosphäre mit Parkplätzen und zwei leerstehenden Gebäuden.

Das jetzige Rathauskarree mit seiner eher tristen Anmutung soll zum neuen ansehnlichen Adlerkarree werden – die große Lösung ist angestrebt. Aber wie sieht die aus? Michael Henninger, Abteilungsleiter Stadtentwicklung und Mobilität, präsentierte drei Varianten für das neue Karree, die alle unterschiedliche Akzente setzen, die jedoch eines verbindet: der Abriss des aus den 50er-Jahren stammenden und jetzt stark sanierungsbedürftigen Rathauses. Das Rathaus ist ein Kulturdenkmal und steht unter Denkmalschutz – eigentlich. Die Denkmalschutzbehörden haben jedoch ihre Zustimmung zu einem Abriss signalisiert, wenn eine städtebaulich verträgliche Lösung für das Areal gefunden wird.

Das Modell der „Drei Blöcke“

Und diese Lösung ist bereits auf das Gleis gesetzt worden – insofern gibt es keine umfassende Planungsoffenheit mehr, die manche der Teilnehmerinnen und -teilnehmer der Bürgerversammlung erwartet hatten. Denn die Stadtverordneten haben sich bei ihrer Sitzung am 21. Mai für das dritte Entwurfskonzept entscheiden, das den – nicht sehr freundlich klingenden – Arbeitstitel „Drei Blöcke“ trägt. Neben der Aufstellung eines entsprechenden Bebauungsplans beinhaltet der Beschluss das dazugehörige städtebauliche Konzept, ein besonderes Vorkaufsrecht für den Geltungsbereich sowie die Aufhebung des bisherigen Bebauungsplans „Rathaus“.

Das Drei-Blöcke-Konzept sieht vor, dass das Rathaus verschwindet – nur der große Baum davor bleibt stehen. Über einen breiten Durchgang an dieser Stelle soll sich das neue Karree zur Königsteiner Straße und zum Alten Kurpark hin öffnen. Drei größere Baukörper sollen neu errichtet werden. Die oberirdischen Parkplätze – derzeit 36 an der Zahl – sollen wegfallen; dafür sollen in einem Tiefgeschoss 52 Stellplätze entstehen. Der Adlerplatz soll aufgewertet werden.

Vieles ist noch offen

Vieles ist im jetzigen Stadium noch offen und entsprechende Fragen aus dem Publikum mussten bei der Bürgerversammlung deshalb erst einmal unbeantwortet bleiben: Wird das Projekt, wenn der Bebauungsplan steht, von einem Investor übernommen? Wie werden die Fassaden der neuen Gebäude aussehen? Werden die 52 Tiefgaragen-Parkplätze überhaupt als öffentlicher Parkraum zur Verfügung stehen? Immerhin unterstrich der Bürgermeister, dass das Projekt kein Zuschussgeschäft werden soll. Und er machte deutlich, dass die Stadt die Planungshoheit in der Hand behalten will, wenn ein privater Bauträger ins Spiel kommt. Wenig konkret fiel die Antwort auf die berechtigte Frage aus, wie viel Prozent der Fläche entsiegelt würden. Hier ist zu vermuten, dass es zwar eine Dachbegrünung bei einem der drei Baukörper (s. das Doppelgebäude rechts in der Entwurfsskizze) und einzelne Baumpflanzungen geben wird, eine größere Entsiegelung jedoch nicht vorgesehen ist.

Die Frage nach Pkw-Stellflächen nahm relativ breiten Raum ein. Der Bad Sodener Gastwirt Paulo dos Santos unterstrich, dass der Mangel an Parkplätzen schon jetzt ein Problem sei und Gäste fernblieben, wenn das Parken zu schwierig werde: „Die Stadt stirbt, wenn die Menschen nicht mehr hineinfahren können.“ Eine andere Stimme aus dem Publikum verwies dagegen darauf, dass der Individualverkehr doch zurückgehe und es nicht mehr nötig sei, so viele Stellplätze bereitzuhalten.

Scharfe Kritik an den Plänen war nicht zu hören, die favorisierte Variante wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Deshalb hielt sich auch das Bedauern, dass es keinen städtebaulichen Wettbewerb zur Karreegestaltung gegeben hat, in Grenzen. Auch der geplante Abriss des Rathauses erregte die Gemüter kaum und wurde weitgehend zustimmend aufgenommen. Ein Redner sprach zwar davon, dass er an dem Rathaus hänge, es sei stadtbildprägend und es gebe nicht viele guterhaltene 50er-Jahre-Bauten. Dennoch fügte er dann zustimmend an: „Ich finde die dritte Variante gut.“

Angeregt wurde, die Quelle wieder freizulegen, die derzeit im Bereich des Rathauses unterirdisch verrohrt ist. Und vorgetragen wurde die Idee, statt Satteldächern eine Dachlandschaft zu schaffen, die Raum für Cafés und Rooftop-Bars schaffe.

Der weitere Zeitplan

Alle Fragen und Anregungen der Bürgerversammlung wurden von Tim Burkholder, stellvertretender Abteilungsleiter Stadtentwicklung und Mobilität, in ein Protokoll aufgenommen. Das Protokoll wird den Parlamentariern im weiteren Verfahren vorgelegt. Wer sich ebenfalls noch mit Anregungen einbringen möchte, kann sich mit der Abteilung 61 – Stadtentwicklung und Mobilität – in Verbindung setzen: per E-Mail an abt.61[at]stadt-bad-soden[dot]de oder per Telefon unter 06196 208 331.

Der Zeitplan sieht vor, dass zunächst ein Antrag zum Abriss der Verwaltungsgebäude in der Königsteiner Straße gestellt wird. Danach wird ein Bebauungsplan-Vorentwurf erstellt. Es soll auch eine weitere Bürgerversammlung geben, bevor das Bebauungsplanverfahren startet. Die städtebauliche und architektonische Entwicklung des Projekts soll im Jahr 2030 abgeschlossen sein – und das neue Adlerkarree wird die neue Mitte Bad Sodens sein.

Das städtebauliche Konzept sowie der Geltungsbereich des Bebauungsplan Nr. 75 „Adlerkarree“ (im Verfahren) sind auf der städtischen Webseite einsehbar: bad-soden.de > Stadt > Stadtplanung > Bebauungspläne im Verfahren > Bebauungsplan Nr. 75 „Adlerkarree“



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