Pop-Art at its Best: Ausstellung „Nothing Is Real“ in der Stadtgalerie

Hans Helmut Rapp alias Paul A. Royd prä-sentierte seine außergewöhnliche Art, aus Polaroid-Fotos Kunstwerke zu schaffen.

Bad Soden (Sc) – „Surreal, farbenfroh und voller Fantasie“ – so beschreiben die drei Künstler Paul A. Royd (Hans Helmut Rupp), Montaone (Steffen Scheider-Günter) und Sebastian Rydzak selbst ihre Kunstwerke, die sie unter dem Titel „Nothing is Real“ – ein Zitat aus dem Beatles-Song „Strawberry Fields Forever“ – in der Stadtgalerie im Badehaus erstmals in einer gemeinsamen Ausstellung präsentieren.

Pop-Art

Pop-Art ist eine Kunstbewegung, die in den 1950er Jahren in Amerika und Großbritannien entstand und ihren ersten Höhepunkt in den 1960ern erreichte. Sie zeichnet sich durch die Aufnahme von Elementen der Massenmedien und der Konsumkultur aus – wie Werbeflächen, Comic-Bildern und Alltagsgegenständen. Die Künstlerinnen und Künstler rebellierten mit dieser neuen Kunstrichtung gegen die etablierte, traditionelle Kunstszene und wollten ihre Kunst für alle Menschen zugänglich und damit auch populär machen. Auch wenn die „wilden“ 60er-Jahre mittlerweile Geschichte sind, hat die Kunstrichtung auch heute noch Bestand und einen festen Platz in den großen Museen und Galerien dieser Welt.

Ausstellungspremiere

Die drei Künstler, die zum ersten Mal überhaupt gemeinsam In der Stadtgalerie im Kulturzentrum Badehaus ausstellen, haben sich über den Kunstverein „Artlantis“ in Bad Homburg kennengelernt, in dem Hans Helmut Rupp, Künstlername Paul A. Royd, maßgeblich engagiert ist. Hier sollte eigentlich auch ihre erste gemeinsame Ausstellung im Herbst 2026 stattfinden, wäre da nicht Claudia Neumann aus dem Bereich Kultur und Kommunikation der Stadt Bad Soden gewesen, die die drei Künstler davon überzeugen konnte, ihre Werke erstmals in Bad Soden gemeinsam zu präsentieren. Die Besucher der Stadtgalerie dürfte es freuen, denn ein Gang durch die Ausstellungsräume eröffnet einen fantastischen Blick auf eine Kunstform, die vordergründig poppig und grell daherkommt und bei näherer Betrachtung doch so viel über die inneren Welten der drei Künstler verrät.

Paul A. Royd (Hans Helmut Rupp)

Bei Hans Helmut Rupp ist der Künstlername Programm, denn spricht man ihn einmal laut aus und weiß, wie er seine Kunstwerke „erschafft“, eröffnet sich eine faszinierende Welt der Fotokunst, die in dieser Form ihresgleichen sucht. Rupp schafft seine Kunstwerke, indem er Polaroid-Bilder auf eine ganz besondere Art bearbeitet und aus einem eigentlich „kaputten“ Foto ein ganz neues Kunstwerk erschafft. Vereinfacht gesagt, fertigt Rupp ein Polaroid-Sofortbild-Foto an, trennt dieses anschließend auf, indem er die Rückseite von der belichteten Folie trennt. Nachdem die an der Folie haftende Emulsion ganz oder teilweise entfernt wurde, kombiniert er die belichtete Folie mit neuen Hintergründen und Farbspektren, die sein ursprüngliches Motiv verfremden und neue Interpretationen zulassen. Eine faszinierende Technik, die zu ganz außerordentlichen Kunstwerken führt – farbintensiv, frei interpretierbar und manchmal wahrhaftig „fantastisch“. Seine „Fotokunst“ kombiniert Paul A. Royd mit Malerei- und Druckelementen, so dass seine Bilder oft einem erheblichen individuellen Veränderungsprozess unterworfen und damit grundsätzlich Unikate sind.

Montaone (Steffen Scheider-Günter)

Von der Fotokunst zur StreetArt, denn die künstlerischen Wurzeln von Steffen Scheider-Günter, alias Montaone, liegen in der Graffitikunst. Inspiriert durch den Aufenthalt in Großstädten verschiedener Länder begeisterte sich Montaone bereits in seiner Jugend für die Straßenkunst und war lange Zeit in der Graffiti-Szene aktiv. Von ihm stammen auch die Graffiti im Innern des Feldbergturmes. „Mit Pinsel, Farbrolle und Spraydosen bewaffnet habe ich viele Werke geschaffen, die meine Kreativität und Inspiration widerspiegeln“, beschreibt er diese „Schaffensperiode“. Durch seine Ausbildung zum „Schilder- und Lichtreklamehersteller“ entdeckte er neue Medien und entwickelte Techniken, die heute in seinen Werken sichtbar sind. In seinen Werken spielt Montaone mit den Linien und Formen von Gesichtern. Er kombiniert wiederkehrende Elemente und die Konturen von Gesichtszügen auf verschiedenen Ebenen und fügt sie neu zusammen, um auf diese Weise dreidimensionale Kunstwerke zu schaffen. Eine faszinierende Technik, mit der relativ große Kunstwerke entstehen, die in ihrer Plastizität und Aussagekraft einzigartig sind. Gegenstand seiner Werke sind meist Ikonen wie Marilyn Monroe, Vincent van Gogh oder Freddy Mercury, was seine Kunst ein klein wenig an die Werke der wohl größten Ikone der PopArt – Andy Warhol – erinnern lässt. Aber auch die Elemente der Street Art finden sich in seinen Werken häufig wieder – die Tristesse schwarz-weißer Wohnblocks, deren Satellitenschüsseln kurzerhand zu bunten Luftballons in Graffiti-Manier werden, zeigen aktuell seine starke Bindung zur urbanen Kunst, die er meisterhaft in Szene zu setzen vermag.

Sebastian Rydzak

Seine Fähigkeit zum „Out oft the Box“-Denken zeichnet die Kunst von Sebastian Rydzak aus. Im Hauptberuf ausgebildeter Bühnenmaler und aktueller Leiter des Malsaales am Landestheater Marburg, arbeitet Rydzak bei seinen Bildern eher „klassisch“ mit Öl- und Acrylfarben auf Leinwand und Holz. Seine zentralen Themen sind der menschliche Blick und das Seelenleben, das er durch die Darstellung von graphischen Elementen zu erkunden versucht. Der Blick – in seinen Werken symbolisiert durch das menschliche Auge – symbolisiert für ihn den Blick in das Herz und die Seele der Menschen. In seinen Bildern und Skulpturen wiederkehrende Elemente sind auch das Herz, die Blume und die Lippen – zusammengenommen symbolisieren sie das „Ich“ in seinen Werken. Sebastian Ryzak ist fasziniert von den komplexen Hintergründen des menschlichen Seelenlebens, das er in seinen Werken reflektiert und mit dem Betrachter teilt. „Meine Kunst soll dazu anregen, über die menschliche Existenz nachzudenken und diese zu erkunden“, beschreibt der Künstler den eigenen Anspruch an seine Werke. Besonders prägnant sind die in der Ausstellung zu sehenden „runden“ Bilder, die in ihrer Form hier einzigartig sind und den sich immer wieder schließenden Kreis des Seins symbolisieren.

In ihrem Wirken und ihren Werken sind die drei Künstler sehr unterschiedlich, es vereint sie jedoch der Wunsch, die Dinge im Allgemeinen, das Leben und das „Sein“ zu hinterfragen. Sie tun dies mit einer Kunstform, die poppiger, farbenfroher und fantasievoller nicht sein kann – in der Hoffnung, dass diese oft surreale und farbenfrohe Kunst die Herzen der Menschen bewegt und den Blick für Neues öffnet.

Die Ausstellung in der Stadtgalerie im Kulturzentrum Badehaus kann noch bis zum 29. Juni besucht werden. Die Öffnungszeiten sind mittwochs, samstags, sonntags und an Feiertagen jeweils von 15 bis 18 Uhr.

Fotos: Scholl

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