Bad Soden/Sulzbach (bs) – Wenn die Ordnungspolizei im Tierheim Bad Soden / Sulzbach anruft und die Übergabe von Hunden oder Katzen anmeldet, werden manchmal Tiere gebracht, deren Zustand auf schmerzliche Vernachlässigung bis hin zu tierquälerische Haltung schließen lässt.
Nicht immer verbirgt sich dahinter das Schicksal, dass diese Tiere mit Gleichgültigkeit oder gar bewusster Grausamkeit in diesen Zustand gebracht wurden. Es gibt Fälle, dass diese Tiere von Ihren Haltern sogar aufrichtig geliebt werden. Es handelt sich dann um Hunde oder Katzen, die für ihre Halter der letzte verbliebene Ansprechpartner in einer einsamen kleinen Welt waren, der letzte Halt und einzige Grund, morgens das Bett und die Wohnung für kleinere Einkäufe zu verlassen, mit denen die Mahlzeiten geteilt wurden, die abends vor dem Fernseher ein klein wenig Trost spendeten und das Bett am Ende eines freudlosen Tages wärmten. „Diese Tiere bekommen sehr viel Liebe aber eben nicht die Fürsorge, die sie bräuchten“, erklärt Therese Knoll, Vorsitzende des Tierschutzvereins und ergänzt: „Unter Fürsorge ist die Pflege des Tieres, richtige Ernährung, ausreichend Bewegung und tierärztliche Versorgung zu verstehen“. Es ist jedoch Teil dieses Lebens, dessen Ursachen vielfältig sein können, dass die Menschen den Kontakt zur Gemeinschaft fast vollständig verloren haben, sich nicht mehr wirklich selbst versorgen können und auf Hilfe, in welcher Form auch immer, angewiesen sind. Selbst wenn diese Menschen durch Pflegedienste mit dem Notwendigsten versorgt werden, bleibt den Pflegenden bei der minutiösen Taktung für jeden Pflegeschritt nicht die Zeit, sich auch noch um die Haustiere zu kümmern. „Wir haben auch schon einen Fall erlebt, bei denen die Pflegeperson die Katze bei der sich ersten bietenden Gelegenheit einfach vor die Türe gesetzt hat“, erzählt Tierheimleiterin Peggy Knecht. „Tierliebe ist nicht zwingend ein Persönlichkeitsmerkmal bei Pflegenden“, merkt sie traurig an.
Das Tierheim beherbergt derzeit z.B. zwei Tiere, die wegen eines plötzlichen Krankenhausaufenthalts gebracht wurden und die tierärztlich notversorgt werden mussten. Da abzusehen ist, dass die Tiere wieder in ihr Zuhause zurück müssen, hat sich Therese Knoll mit diversen Organisationen und Nachbarschaftshilfen in Verbindung gesetzt, um jemanden zu finden, der bereit wäre, regelmäßig nach diesen Tieren zu schauen und mit dem Halter einvernehmlich für die notwendige Fürsorge der Tiere zu sorgen – jedoch ohne positive Resonanz.
„Leider scheint dies eine Versorgungslücke zu sein, denn wir bekommen meist mitgeteilt, dass wir das machen müssten oder die Tiere eben nicht zurückgeben dürfen. Das kann unser Tierheim aber nicht leisten, denn es wäre rechtlich problematisch und für den Halter oder die Halterin kann es eine persönliche Katastrophe bedeuten“, so Therese Knoll.
Ein Dilemma, welches der Tierschutz alleine nicht lösen könne, sondern nur eine gut funktionierende Gemeinschaft, wie sie in den vielen Reden zum Jahreswechsel vielfach beschworen wurde. „Bitte helfen Sie alle mit, schauen Sie hin, Mensch und Tier werden es Ihnen danken.“