Bad Soden (bs) – „Jetzt wird es also ernst. Eine lange Zeit geht zu Ende. Über 35 Jahre warst du bei der Stadt Bad Soden am Taunus und hast Spuren hinterlassen.“ Wenn sich ein langjähriger und besonders verdienter Mitarbeiter verabschiedet, wird es auch schon mal etwas emotional, und die einleitenden Abschiedsworte von Bürgermeister Dr. Frank Blasch deuteten bereits darauf hin. Udo Gauf wurde am vergangenen Donnerstag im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Rathaus in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Ein konstruktiver und streitbarer Motivator
„Mit Udo Gauf verlässt uns nicht nur ein engagierter Mitarbeiter, sondern auch ein echtes Original“, so Bürgermeister Blasch weiter. So ganz weg ist er übrigens noch nicht: Am 1. April 2025 tritt er in die Freizeitphase der Altersteilzeit ein, die offiziell erst in zweieinhalb Jahren endet.
Udo Gauf, gelernter Kfz-Mechaniker, war im Bau- und Betriebshof für die Instandhaltung des Fuhrparks zuständig. Doch nicht nur dort hat er sich eingebracht: Ganze 28 Jahre war er im Personalrat aktiv, davon zwölf Jahre als Vorsitzender. „Du hast dich zu 100 Prozent mit deinem Arbeitgeber identifiziert, warst immer kooperativ und hast als Personalrat viel für die Kolleginnen und Kollegen erreicht,“ betonte der Bürgermeister.
Michael Serba, Leiter des Fachbereichs Bauen und Entwickeln, würdigte besonders Udo Gaufs positive und konstruktive Art: „Du warst immer motiviert und hast die Gabe, andere mitzuziehen – auch wenn du ab und an mal etwas grummelig warst. Du wolltest immer nur das Beste für die Stadt und hast dafür dein Bestes gegeben.“ Torsten Roller, stellvertretender Leiter der Abteilung Bauhof und Gärtnerei ergänzte: „Mit dir verlässt eine Institution den Bauhof. Mir wird vor allem der Austausch mit dir fehlen.“ Er ergänzt mit einem bedauernden Augenzwinkern: „Und es gab kein Fest oder Büfett, das nicht deine Handschrift trug!“
Beharrlich und leidenschaftlich
Für Patrick Fangmann, den aktuellen Personalratsvorsitzenden, war Udo Gauf eine prägende Figur: „Du hast dich mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und manchmal auch Dickköpfigkeit für bessere Arbeitsbedingungen eingesetzt. Wärst du ein Fußballer, stündest du für mich in einer Reihe mit Lothar Matthäus, Matthias Sammer oder Stefan Effenberg: Ein Unikat und Original. Du wirst eine große Lücke hinterlassen, die schwer zu füllen sein wird.“
Udo Gauf blickt positiv auf seine Zeit bei der Stadt zurück: „Meine Philosophie war immer: Geht es meinem Arbeitgeber gut, dann geht es auch mir gut. Und für mich war es jeden Tag gut, hierher zur Arbeit zu kommen.“ Besonders die Vielseitigkeit seiner Aufgaben hat ihn immer begeistert: „Stillstand ist Rückstand! Ich mochte es besonders, mich immer in neue Bereiche einzuarbeiten.“ Sein Credo: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Von daher gibt es nur ein Ereignis, an das sich der Macher angesichts der Hilflosigkeit nur mit Schaudern erinnert: Bei einem seiner Winterdiensteinsätze musste er auf der Königsteiner Straße am „Neuenhainer Berg “ plötzlich bremsen, weil ein Fahrzeug vor ihm ausscherte, und rutschte danach mit dem 28 Tonnen schweren Schneeräumfahrzeug rückwärts die Straße runter. „Ich habe im ersten Gang Vollgas gegeben und die Schneeketten zum Glühen gebracht. Und man kann sich vorstellen, dass ich heilfroh war, als ich wieder Grip hatte und das Rutschen stoppen konnte. Die Schneeketten waren danach Schrott und sind in Einzelteilen von den Reifen gefallen“, berichtet er und man hört noch jetzt das Entsetzen, dass ihn in dieser Situation gepackt hatte. Abgesehen von diesem eindrücklichen Erlebnis bleiben Udo Gauf aber wohl vor allem gute Erinnerungen. Auf die Frage, was ihm denn am meisten fehlen werde, kommt die Antwort prompt: Vermissen werde ich vor allem die Kolleginnen und Kollegen – alle!“
Ein ganz besonderes Geschenk machten einige Kollegen, inklusive des Bürgermeisters, dem langjährigen Fan der Offenbacher Kickers: einen gemeinsamen Besuch am Bieberer Berg am vergangenen Samstag, wo die Kickers 3:2 gegen den FSV Mainz II gewinnen konnten. „Mehr Wertschätzung geht nicht“, bekannte der frische Ruheständler gerührt, dem bei der Übergabe des Geschenks, eines Trikots und der Ankündigung des gemeinsamen Stadionbesuchs, regelrecht die Worte fehlten.
Langeweile wird es nicht geben
Seine Zukunftspläne stehen bereits fest: Im heimatlichen Obst- und Gartenbauverein wurde er gerade im Amt des Vorsitzenden bestätigt und im Elisabethenheim hier in Bad Soden hat er sich als ehrenamtlicher Fahrer gemeldet. „Ich habe mich jetzt viele Jahre hier für die Stadt engagiert, jetzt schaue ich mal, was ich in meiner Heimatstadt Eschborn bewegen kann“, kündigt Udo Gauf an. Langweilig wird es ihm also sicher nicht.