Bad Soden (ck) – Fast pünktlich zum Jahrestag der Beendigung des 2. Weltkrieges las Sabine Bode am Nachmittag des 7. Mai auf der Bühne des Augustinum in Bad Soden Neuenhain. Die Lesung ihres Romans „Geschwister im Gegenlicht“ konnte durch die Zusammenarbeit von Sandra Zechiel, Kulturreferentin des Augustinum und Gundi Gaab, Bücherstube Bad Soden, stattfinden. ,,Mit ihren Büchern hat sie eine Schneise geschlagen‘‘– mit diesen Worten stellte Gundi Gaab die Autorin den Gästen vor. Die 1947 in Eilsleben geborene Sabine Bode zog im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie ins Rheinland. Sie begann ihre berufliche Karriere beim Kölner-Stadtanzeiger und entschied sich 1978 für die Tätigkeit als freiberufliche Autorin und Journalistin. Sie hat grundlegend zum Verständnis der, in den Kriegen entstandenen, Traumen innerhalb von Familien beigetragen und beschäftigt sich bis heute damit. Zu ihren bekannten Werken zählen „Die vergessene Generation – die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“, „Nachkriegskinder – Die 1950er Jahrgänge und ihre Soldatenväter“ sowie „Kriegsengel – Die Erben der vergessenen Generation“ sowie weitere Sachbücher und Romane. Ihre letzte Veröffentlichung im Klett-Cotta Verlag ist das 2023 erschiene Buch über die Geschwister.
Sabine Bode hat mit ihrem Buch die Romanform gewählt und auch hier wird deutlich, dass Schweigen und Scham dazu führen können, dass sich Geschwister niemals richtig kennenlernen. Erst durch die Annäherung und Beschäftigung mit der Vergangenheit des Elternhauses kommen sich die Menschen näher. In dieser Geschichte gibt es die pensionierte Grundschullehrerin Sonja, ihren depressiven, beruflich erfolgreichen, Bruder Rolf sowie dessen gewalttätige Tochter Nina und das alles vor dem Hintergrund der Nazivergangenheit der Eltern der Geschwister. Bärbel, die Mutter von Sonja und Nina, war beteiligt an der Ermordung behinderter Menschen unter der später „T4“ genannten Aktion. Sabine Bode berichtete, begleitend zu dem von ihr gelesenen Text, dass die an der Tötung der Menschen beteiligten Krankenschwestern oft freiwillig und keinesfalls immer unter Zwang gehandelt hätten.
Seit 1995, so Bode, gäbe es eine größere Bereitschaft über Kriegserlebnisse zu erzählen. Endlich gäbe es für einen großen Anteil der Bevölkerung Antworten darüber, woher die Panikattacken und der Drang zu Beruhigungsmitteln eventuell komme. Die Ärzte hätten lange keine Erklärung dafür gehabt. Noch heute leiden zahlreiche Menschen unter den Folgen der Kriege, wobei Emotionen häufig in den Familien weitergegeben würden. Dank umfassender Aufklärung und der Veröffentlichung aktueller Erkenntnisse über deren Weitergabe, fänden Betroffene heute Erleichterung in ihrem Leben. „Wer die Vergangenheit nicht kennt, bleibt ein Opfer.“