Eschborn (MS). Mit großer Mehrheit hat sich das Eschborner Stadtparlament am vergangenen Donnerstag gegen den geplanten Standort für das Umspannwerk ausgesprochen, das zwischen Eschborn und der Autobahn A5 gebaut werden soll. Die grundsätzliche Notwendigkeit des riesigen, rund 20 Hektar großen Bauwerks stellte dabei keine Fraktion in Frage.
Wie berichtet planen die Netzbetreiber „Tennet“ und „Amprion“ ein großes Umspannwerk im Bereich „Streitplacken“ ungefähr einen Kilometer von der Eschborner Bebauung entfernt. Bei einer Informationsveranstaltung im Juli erläuterten die beiden Unternehmen, dass sie drei mögliche Standorte zwischen Eschborn, Steinbach und der Autobahn indentifiziert haben, auf denen die bis zu 26 Meter hohe Anlage errichtet werden kann., die für das Gelingen der Energiewende im Rhein-Main-Gebiet unabdingbar wäre.
Die Firmen bevorzugen das so genannte Gelände „E2“ und haben dafür auch schon alle erforderlichen Flächen aufgekauft und auch gleich noch 20 weitere Hektar für Ausgleichsmaßnahmen. Die anderen beiden möglichen Standorte, die etwas weiter von Eschborn entfernt sind, wollen „Tennet“ und „Amprion“ nicht weiter verfolgen, teilweise weil die Landwirte nicht bereit seien, dort Äcker und Grundstücke zu verkaufen.
Die Festlegung auf den Standort „E2“ hat nun die Koalition aus CDU, Grünen und FWE veranlasst, einen Antrag zu stellen, mit dem die Stadt diesen Standort ablehnen soll. Zwar stellen auch die drei Fraktionen die Notwendigkeit eines großen Umspannwerks nicht in Frage. Es sei aber Aufgabe der Kommunalpolitik dafür einzutreten, dass der Bau solcher Infrastrukturprojekte für Einwohner und Landwirtschaft verträglich umgesetzt wird.
Sebastian Brekner, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzender, sagt: „Genau das soll der Antrag erreichen. Wir erkennen den Bedarf eines Umspannwerkes an. Der Standort E2 im Eschborner Feld mitten in einem beliebten Naherholungsgebiet und auf landwirtschaftlichen Flächen mit hohen Bodenqualitäten wird jedoch nicht dem Anspruch gerecht, flächeneffizient und im Sinne der Menschen zu bauen, die von den Auswirkungen des geplanten Umspannwerkes betroffen sein werden.“ Die beiden Unternehmen dächten jedoch überwiegend wirtschaftlich und weniger an Kriterien wie Flächeneffizienz, optische Auswirkungen des Umspannwerkes auf die Umgebung oder die Qualität der landwirtschaftlich genutzten Böden.
Dem Antrag stimmten am vergangenen Donnerstag nicht nur die drei Koalitionsfraktionen zu. Auch „Die Linke“ hob dafür die Finger. Für die FDP übte Christoph Ackermann Kritik am Magistrat, der seit nunmehr fünf Jahren mit den Netzbetreibern verhandele und dabei offenbar keine einvernehmliche Lösung gefunden habe. Er nannte es eine „Unverschämtheit“, dass das Stadtparlament erst nicht informiert worden sei und dann erwartet werde, dass der Antrag von allen mitgetragen wird. Die FDP enthielt sich.
Nein-Stimmen kamen nur von der SPD. Für die Sozialdemokraten erläuterte Eva Sauter, dass auch sie die Notwendigkeit eines Umspannwerks anerkennen. Detailliert führte sie die Schwachstellen des Koalitionsantrags auf. Dieser sei keine „konstruktive Gesprächsgrundlage“ für weitere Verhandlungen mit „Tennet“ und „Amprion“. Daher lehne die SPD den Antrag ab.
Mit dem Mehrheitsbeschluss wurde der Magistrat jetzt beauftragt, für alternative Standorte einzutreten und ein entsprechendes Fachgutachten einzuholen.
Bürgermeister Adnan Shaikh (CDU) will sich für maßgeschneiderte, innovative Lösungen einsetzen – etwa eine kompaktere, flächeneffiziente Anlagentechnik und eine möglichst konsequente Bündelung mit bestehenden Leitungs-, Verkehrs- oder Schienentrassen, um zusätzliche Eingriffe in Landschaft und Nutzung zu vermeiden.
Als weitere Leitplanken will die Stadtverwaltung laut einer Pressemitteilung in die Verfahren einbringen, dass städtebauliche Entwicklungen nicht beeinträchtigt, wertvolle Natur- und Erholungsräume geschont, Wegeverbindungen erhalten und rechtliche Abstands- und Schutzvorgaben strikt beachtet werden.
Dieses Vorgehen soll eingebettet werden in einen regelmäßigen, interkommunalen Austausch der Städte Oberursel, Bad Homburg, Steinbach und Eschborn sowie des Planungsdezernats der Stadt Frankfurt. Ziel sei eine frühzeitige, transparente und lösungsorientierte Zusammenarbeit mit Übertragungsnetzbetreibern, Landesbehörden, Landwirtschaft, Öffentlichkeit und dem Regionalverband, um regional abgestimmte Trassen- und Standortvorschläge einzubringen, Belastungen nachvollziehbar zu verteilen und Konflikte möglichst frühzeitig zu klären.
Adnan Shaikh: „Wir nehmen den steigenden Energiebedarf und die Erfordernisse der Energiewende ernst. Unsere Aufgabe ist es, die örtlichen Belange frühzeitig, sachlich und nachvollziehbar in den Prozess einzubringen.“
Die CDU wirbt der weil dafür, die Online-Petition, die sie gemeinsam mit Grünen und FWE auf den Weg gebracht hat, zu unterzeichnen. Wer seine Unterschrift unter das Dokument setzen möchte, kann das unter der Adresse openpetition.de/!jlbgm im Internet tun.
Mehr als 20 Hektar groß und bis zu 26 Meter hoch soll das geplante Umspannwerk werden, das die Netzbetreiber „Tennet“ und „Amprion“ am „Streitplacken“ in Eschborn errichten wollen.Grafik: Tennet