Großer Ansturm zur Eschborner Wärmeplanung

Großes Interesse herrscht an den Ausführungen zur kommunalen Wärmeplanung. Foto: Stadt

Eschborn (ew). Die Bürger von Eschborn zeigten großes Interesse an der Veranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung in der Stadthalle. Mit rund 170 Teilnehmern war die Resonanz überwältigend.

Erste Stadträtin Bärbel Grade eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Anwesenden. Edmund Flößer-Zilz, Klimaschutzmanager der Stadt, präsentierte aktuelle Projekte wie die Abwärmenutzung eines Rechenzentrums für das Wiesenbad und für das Gewerbegebiet Eschborn Süd. Anschließend erläuterte An-dreas Haus von der Syna die Bedeutung der Wärmeplanung für die Energieversorgung und die Erfüllung gesetzlicher Klimaschutzvorgaben. Haus betonte, dass dafür ein technologischer Sprung nach vorne nötig sei, der mit Investitionen in zentrale kommunale In-frastrukturen verbunden ist und nicht mehr durch Einzelheizungen bewältigt werden kann.

Oliver Kisignacz vom Ingenieurbüro Horizonte Group präsentierte den digitalen Zwilling Eschborns. Dieses digitale Abbild des Heizungsbedarfs nach Straßen, Gebäuden und Quartieren ermöglicht es, verschiedene Szenarien zu testen und Potenzialanalysen durchzuführen, um festzustellen, wo ein Wärmenetz wirtschaftlich und technisch realisierbar ist.

„Der Energiepreis- und Lieferschock der letzten Jahre hat viele Menschen zum Nachdenken über Alternativen zu Gas und Öl angeregt“, so Erste Stadträtin Bärbel Grade. „Der große Zuspruch zur Veranstaltung bestätigt unsere Rolle als Vorreiter unter den hessischen Klima-Kommunen. Wir sind der gesetzlichen Verpflichtung zur kommunalen Wärmeplanung um Jahre voraus. Noch dazu stehen wir vor der Realisierung konkreter Wärmeprojekte, bei denen wir mit Abwärme aus Rechenzentren, beispielsweise allein beim Wiesenbad, Erdgas im Umfang von 3,5 Millionen kWh ersetzen.“

Die Aussicht auf den Anschluss an ein Wärmenetz, gespeist von Großwärmepumpen, die ihre Energie aus Abwärme von Rechenzentren oder aus der Abwärme des Kanalsystems beziehen, wurde überwiegend positiv aufgenommen. Kritische Fragen kamen zum Erdgasnetz auf. Klar wurde, dass der Weiterbetrieb von Erdgasheizungen zwar noch einige Jahre möglich ist, langfristig jedoch davon abzuraten ist. Auch die Chance auf einen höheren Anteil an Wasserstoff im Erdgasnetz wird als äußerst gering eingeschätzt. Bei abnehmender Zahl an Erdgaskunden wird irgendwann der Leitungsrückbau oder die Stilllegung unvermeidlich. Doch die Alternativen sollen dann bereitstehen.

Bereits heute liegt das durchschnittliche Alter der Heizungen in Eschborn bei rund 20 Jahren. Das bedeutet, dass in fünf bis zehn Jahren überwiegend ohnehin der Austausch empfohlen wird. In diesem Zeitraum sollten jedoch schon erste Bauabschnitte eines Wärmenetzes in Angriff genommen worden sein. Spätestens 2035 dürfte es immer schwerer werden, die gesetzlichen Anforderungen beim Betrieb einer Heizung (erst 15 Prozent, dann 35 Prozent Anteil erneuerbare Energien) noch mit einer Erdgasheizung zu erfüllen.

Im dritten Quartal soll bereits die Kommunale Wärmeplanung in Eschborn entscheidungsreif für die Stadtverordneten vorliegen. Dann stünde per Beschluss fest, wo genau Wärmenetze entstehen sollen. Vorteil für Gebäudeeigentümer in diesen Gebieten: Sie könnten ihre Heizung bis zum Anschluss an das Netz weiterbetreiben.

„Unser Ziel ist es, möglichst vielen Bürgern sowie Unternehmen eine zentrale, klimafreundliche Wärmeversorgung anzubieten. Damit könnten teure Einzellösungen wie Wärmepumpen vermieden werden. Den Wünschen der Bürgerinnen und Bürger entsprechend, die im Rahmen der Veranstaltung geäußert wurden, sollte ein attraktives, wirtschaftliches Wärme-Angebot – möglichst unter Beteiligung der Kommune – entstehen, das ohne Anschluss- und Benutzungszwang auskommt. Denkbar und wünschenswert wäre auch eine städtische Beteiligung an der Errichtung und am Betrieb eines Wärmenetzes sowie eine Förderung für den Anschluss von Gebäuden an ein Wärmenetz, da jeder Anschluss auch unsere kommunale CO2-Bilanz erheblich verbessern würde. Diese Frage hängt jedoch von den parlamentarischen Haushaltsberatungen für die Jahre 2025/2026 ab“, betont Erste Stadträtin Bärbel Grade.

Interessierte finden die Vorträge zur Veranstaltung unter www.eschborn.de.



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