„Misteln töten die Obstbäume“

ORT:

Dieser Baum ist stark von Misteln befallen und hat kaum eine Chance. Foto: Birkert

Eschborn (ew). Die vergangenen Jahre waren sehr trocken und die Temperaturen sind im Durchschnitt gestiegen, die Winter sind wärmer und feuchter und der Beginn der Obstbaumblüte setzt bei den frühen Obstsorten teilweise schon Ende März/Anfang April ein.

„Darunter haben die Obstbäume sehr gelitten“, wie der Ehrenvorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Niederhöchstadt, Reinhard Birkert festgestellt hat. Nicht nur der Rindenbrand verbreite sich schnell, sondern auch der Gesundheitszustand im Allgemeinen. Je nach Obstart und Qualität des Bodens seien viele Äste abgestorben.

Der Obstbau hat eine besondere Anforderung an eine optimale Wasser- und Nährstoffversorgung. Wassermangel führt nicht nur zum Ertragsausfall, sondern bewirkt auch einen „schleichenden Tod“ de Obstbäume. Der „Rindenbrand“ bricht bei Trockenstress aus. An den Rinden sieht man Verbräunungen, besonders am Stamm und an den Leitästen.

Es treten vermehrt Risse und Verletzungen auf, die nicht richtig verheilen. Im Laufe der Zeit kommt es dann zu Schwarzfärbungen. Der Schadpilz ist ein Schwächeparasit, gefördert durch Hitze und Trockenheit. „Tatsächlich müssen wir teilweise vom Patienten Obstbaum sprechen“, sagt Reinhard Birkert.

Birnen und Quitten, aber auch Zwetschen seien eine Alternative zu den Apfelbäumen. Sie hätten nicht diesen Befall. Birnenholz sei wie das Holz einer Eiche: hart und kurzfaserig.

Die Mistel tötet unsere Obstbäume

Wer durch unsere Feldflur geht, sieht in diesem Frühjahr, wie rasant sich an den Obstbäumen die Mistel verbreitet hat. Die dunkelgrünen Blattkugeln der Misteln sind gut in den noch kahlen Laubbäumen zu sehen.

Bei der Mistel handelt es sich um einen sogenannten Halbschmarotzer , der mit seinen grünen Blättern selber Photosynthese betreibt, aber Wasser und Nährsalze seinem Wirtbaum entzieht. Die Mistel wird unter anderem durch Vögel verbreitet, wenn sie die am Schnabel klebende Schleimhülle mitsamt dem Kern an einem Ast abstreifen. Durch den fehlenden Schnitt und nicht mehr erfolgte Beseitigung der Mistel an den Obstbäumen konnte sie sich in den vergangenen Jahren stark vermehren. Die Wurzeln der Misteln saugen bis zu 30 Prozent des Wassers und der Nährstoffe ihres Wirtsbaumes. Der Obstbaum stirbt. Die Misteln sind auch ein Zeichen des Klimawandels, denn sie benötigen warmes und feuchtes Klima.

„Unsere Kulturlandschaft und die Besitzer der Streuobstwiesen brauchen Unterstützung. Wenn wir uns jetzt diesen Herausforderungen nicht stellen, wird unsere Kulturlandschaft mit der Obstbaumkultur nicht mehr lange bestehen“, fürchtet Reinhard Birkert. Er will sich auf allen Ebenen – gemeinsam mit anderen aktiven Obstbaum- und Naturschützern - um die notwendige Hilfe bemühen.

„Der einzelne Grundstücksbesitzer ist damit überfordert“, so Birkert. „Die Städte und Landkreise, die Landschaftspflegeverbände und das Land Hessen müssten vor Ort helfen. „Wenn wir die Streuobstwiesen erhalten wollen, müssen wir unbedingt den Mistelbefall zurückdrängen.“

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