Thema Wasserversorgung in Rhein-Main

Sebastian Exner (Referent), Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Birkert, Stadtrat Adi Kannengießer, Fachbereichsleiter Dieter Gick und Geschäftsführer Jürgen Funke (Wasserbeschaffungsverband) v.l..Foto: Stadt Eschborn

Eschborn (es). Stadtverordnetenvorsteher Reinhard Birkert hatte zu einer Bürgerversammlung eingeladen, damit sich die Bürger über die Organisation der Wasserversorgung informieren konnten. Ziel der Veranstaltung war es, die unterschiedlichen Ebenen der Wassergewinnung und Wasserverteilung kennenzulernen. Aber auch mit diesem Thema verbundene Zukunftsfragen (Klimawandel, Bevölkerungswachstum im Rhein-Main-Gebiet usw.) wurden thematisiert. Zudem ist das Thema „Wasser“ zu einem wichtigen politischen Handlungsfeld geworden. Die Trockenheit der letzten Jahre zwingt uns neu über die Wasserversorgung nachzudenken. Uns ist allen klar, dass der sorglose Griff zum Wasserhahn vorbei ist. Die geringen Niederschlagsmengen – insbesondere der letzten drei Jahre – bewirken auch über die Wasserversorgung unserer Kulturlandschaft nachzudenken.

Reinhard Birkert hatte dazu Experten eingeladen. Sebastian Exner vom Landesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/Rheinland-Pfalz, Jürgen Funke, Geschäftsführer des Wasserbeschaffungsverbandes Taunus und Dieter Gick, Leiter des FB Planen und Bauen der Stadt Eschborn. Für den Magistrat nahm Stadtrat Adi Kannengießer teil, da Bürgermeister Adnan Shaikh terminlich verhindert war.

Zur Bürgerversammlung waren – trotz der aktuellen Regelungen – etwa 40 Bürger in das Bürgerzentrum gekommen. Zu Beginn gab Sebastian Exner einen allgemeinen Überblick über die Struktur der Wasserversorgung und der aktuellen Herausforderungen an die Wasserversorgung. Diese hat im Rhein-Main- Gebiet drei große Bezugsquellen: das Hessische Ried; den Bereich „Kinzig“; den Vogelsberg. Der Taunus und der Odenwald bilden keine großen Bezugsquellen. Um die Wasserversorgung zu stabilisieren, wird zur Zeit eine zweite große Wasserleitung vom Hessischen Ried in das Rhein-Main-Gebiet gebaut.

Die Trockenheit der letzten Jahre bewirkt zudem, dass die Grundwasserneubildung um 30 Prozent zurück gegangen ist. Auch in Eschborn ist der Grundwasserspiegel erheblich gesunken.

Die Wasserversorgung steht durch den Klimawandel, neue Bau- und Gewerbegebiete vor großen Herausforderungen. Insbesondere in den heißen Sommerwochen gibt es Engpässe. Da dann auch nachts viel Wasser verbraucht wird (Pools auffüllen, private Grünflächen bewässern), können die Wasserbehälter nicht ausreichend gefüllt werden.

Deshalb ist es aktuell ein Ziel, die bestehenden Versorgungssysteme für neue Spitzenlasten zu optimieren. Die Kommunen stehen vor der Herausforderung – gemeinsam mit den Wasserversorgern und Wasserverbän- den – kommunale Wasserkonzepte zu ent- wickeln.

Jürgen Funke stellte den Wasserbeschaffungsverband Taunus vor, in dem auch Eschborn Mitglied ist. Insgesamt sieben Städte aus dem Vordertaunus haben sich zu diesem Verband zusammengeschlossen. Einige Kommunen des Verbandes haben eine eigene Wassererzeugung – wie Oberursel (90 Prozent Eigenleistung) oder Kronberg. Eschborn hat keine eigene Wassererzeugung, die Stadt ist also vollständig auf Fremdbezug angewiesen. Eschborn hat vier Einspeisungen: Wasserbeschaffungsverband Taunus; Hessenwasser; Mainova; Stadt Schwalbach. Die Hauptversorgung von Eschborn erfolgt über die Übergabe Praunheim.

Fachbereichsleiter Dieter Gick informierte, dass Eschborn über ein 117 Kilometer großes Wasserversorgungsnetz verfügt, aufgeteilt in vier Druck- und Verteilungszonen und damit ca. 2900 Anschlussteilnehmer mit Trinkwasser versorgt. Der jährliche Wasserverbrauch beträgt in Eschborn 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser.

Die Wasserleitungen kommen in die Jahre. Das Leitungsnetz ist überwiegend 50 bis 60 Jahre alt. Die max. „Lebensdauer“ des Systems beträgt etwa 80 Jahre. „Wir müssten“, so Dieter Gick, „jedes Jahr 1000 Meter neue Leitungen erneuern und verlegen.“

Im Anschluss an die vielfältigen Informationen gab es einen regen Gedankenaustausch unter den Teilnehmern der Bürgerversammlung.

Im Kern ging es um die Frage, wie man einen sparsamen Wasserverbrauch fördern kann. Es kam der Vorschlag, dafür die Schaffung von „Niederschlagswassersammelanlagen“ (Zisternen) durch die Stadt Eschborn zu fördern. Dadurch könnten Abwasseranlagen entlastet, Überschwemmungsgefahren vermindert und der Wasserbedarf gesenkt werden. Eine entsprechende Satzung gibt es bereits in Oberursel und Königstein.

„Damit wird sich die nächste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung beschäftigen“, so der Stadtverordnetenvorsteher.

Zahlreiche Bürger bedankten sich am Ende der Bürgerversammlung für diese informative Veranstaltung bei Reinhard Birkert und den Referenten.



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