Friedrichsdorf (fch). Hirschkäfer finden und „Bufdis“ suchen. Das sind derzeit Beschäftigungsfelder der Fledermäuse im Friedrichsdorfer Wald. Um genau zu sein des Waldkindergartens „Die Fledermäuse“ Friedrichsdorf.
Kurz nach dem Morgenkreis herrschte große Aufregung unter den 23 Mädchen und Jungen im Waldkindergarten „Die Fledermäuse“. Unter einem Brutbaum saß ein Hirschkäfer mit einem imposanten „Geweih“. „Das ist ein Hirschkäfermännchen“, erklärte Waldpädagogin Karin Dinter den jungen Findern. „Bei den Männchen sind die Oberkiefer stark vergrößert“, fügte Karin Dinter, die vor ihrer pädagogischen Fachkraftausbildung als Diplom-Biologin arbeitete, hinzu. Aufmerksam schauten die Drei- bis Sechsjährigen den großen Käfer an. Sie erfuhren, dass Hirschkäfer fliegen können, vor allem in der Dämmerung unterwegs sind und sich von Baumsaft ernähren. Die Kinder tauften den Hirschkäfermann auf den Namen Walter. Nachdem alle Walter gesehen und eine Weile beobachtet hatten, wurde er von einigen Kindern zurück zu einer Eiche getragen. „Hirschkäfer saugen und lecken Pflanzensäfte. Die Weibchen helfen ihnen dabei an den Baumsaft zu kommen. Mit ihren kleineren Oberkiefern vergrößern sie Wunden an der Rinde, an denen sie dann auch selbst lecken“, klärte Dinter die kleinen Käferfans auf.
Die Woche vor Ferienbeginn ist für die Kinder immer besonders aufregend. Am letzten Tag werden die künftigen Schulkinder und die beiden Bundesfreiwilligendienstleister (Bufdis) mit Hilfe eines großen Tuchs aus dem Wald- (Kindergarten)„geschaukelt“. Alle Schulkinder erhalten eine Mappe voller Fotos und Erinnerungen an ihre Zeit bei den Friedrichsdorfer „Fledermäusen“. Bevor das Abschiedsfest steigt, ist jeden Tag ein anderes der sechs zukünftigen Schulkinder „Bestimmer“. Es darf sich wünschen, welches Lied im Morgenkreis gesungen wird, wohin die Kinder anschließend von der Basisstation aus wandern und welches Projekt durchgeführt wird. Mit dabei sein dürfen am „Bestimmertag“ jeweils auch die Eltern und Geschwister des künftigen Erstklässlers. Gefrühstückt wird im Wald, den Proviant haben die Kinder in ihren Rucksäcken dabei. Verzichten müssen sie aufgrund der Pandemie auf das Mittagessen im benachbarten Tagungshotel. Es ist noch geschlossen.
Stars im Wald: Walter und Marc
Die Teamleiter Dinter und Roman Seibel sind, verstärkt durch die Bufdis, das ganze Jahr über mit den Kindern im Wald unterwegs. „Wir arbeiten mit altersgemischten Gruppen. Unsere Fünfjährigen passen richtig gut auf die Dreijährigen beim Toben, Tollen, Basteln, Forschen und Experimentieren auf“, lobt Bufdi Marc Hahn. Für den 21-jährigen Dillinger steht der Abschied von „seinen“ Kindern kurz bevor. Er hat im vergangenen Jahr im Waldkindergarten den praktischen Teil seines Fachabiturs absolviert, viel Lebens- und Berufserfahrung gewonnen. „Mir hat das Jahr bei der Berufsorientierung sehr geholfen. Nach den Sommerferien beginne ich eine duale Erzieherausbildung in Eschborn.“. Dann startet Fiona Kunz, ein ehemaliges Waldkindergartenkind, ihr Bufdi-Jahr. „Sie kommt am 17. August aus Sylt zu uns nach Friedrichsdorf zurück“, freut sich Dinter, „Die Bufdi-Stelle von Marc ist allerdings noch frei. Geboten werden 334 Euro Taschengeld monatlich, ein geleastes E-Bike als Dienstfahrzeug, ein Zuschuss für wetterfeste Kleidung und das Fachabitur. Wir brauchen Bufdis. Sie werden von uns als Kollegen wahrgenommen und wertgeschätzt. Jeden Tag warten wir und „Die Fledermäuse“ auf sie“, berichtet Dinter, die Bufdis seien das Bindeglied zwischen den Kindern und ihnen, den Waldpädagogen. „Wir bieten den Kindern Körper-, Sinnes- und Naturerfahrung in freier Natur. Marc hat die Herzen der Kinder im Sturm erobert. Er ist ihr Star, an den sie sich mit Fragen oder ihren Entdeckungen am liebsten wenden. Jetzt muss ein neuer Star her“, schmunzeln die Waldpädagogen.
!Der Waldkindergarten Friedrichsdorf feiert in diesem Jahr sein 20-jährges Bestehen. Mehr Infos, auch zu den Bufdis, gibt es im Internet unter www.waldkindergarten-frd.de sowie unter Telefon (Waldhandy) 0176-98287160.
