Dem großen Traum vom Profihandballer ein Stück näher

Johannes Hollenberg (14) startete seine sportliche Laufbahn 2015 beim SV Seulberg. Anfang des kommenden Schuljahres wechselt er ins Sportinternat nach Leipzig. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch) Das Herz von Johannes Hollenberg schlägt für Handball. Zu „seinem“ Sport gefunden hat der 14-Jährige 2015 eher durch Zufall. Er spielte beim SV Seulberg Fußball, war Torwart, als ihn eine Freundin überredete, es einmal mit Handball zu probieren. „Ich war schon immer der Größte in meiner Altersgruppe, aber auch der Schüchternste“, blickt der Teenager zurück. Der Tipp war Gold wert. In der Handballabteilung des SV Seulberg fühlte sich der damals Achtjährige wohl und profitierte auch außerhalb des Spielfeldes vom Handball: „Durch den Sport habe ich an Selbstvertrauen gewonnen.“ Beim SV Seulberg spielte Johannes von der E- bis zur D-Jugend. „Unsere Mannschaft wurde immer erfolgreicher. Der SV Seulberg hat nach Oberursel im Handball die meisten Jugendmannschaften in der Region.“

Um auf Hessenebene spielen zu können, wechselte der talentierte Nachwuchssportler 2019 von seinem Heimatverein zum Zweitligisten TV 05/07 Hüttenberg. Zusätzlich nimmt er seit drei Jahren einmal in der Woche am Training im Hessenstützpunkt teil und gehört zum engeren Kreis der Hessenauswahl des Jahrgangs 2006. Ermöglicht wurde dies durch die Unterstützung seiner Eltern, die ihn stets zum Training und Spielen fahren.

Großer Schritt für die ganze Familie

 

Heute misst Johannes stolze 198 Zentimeter, überragt seine Schulfreunde und Sportkame-raden nicht nur körperlich, sondern auch sportlich. Nach den Sommerfreien stehen für ihn viele Veränderungen an. Er wechselt die Schule, den Verein, den Wohnort und die Landesauswahl. Der Friedrichsdorfer wechselt im September von der Philipp-Reis-Schule (PRS) auf das Internat des Landesgymnasiums für Sport Leipzig. Johannes Lehrerin an der PRS wie auch die Schulleitung befürworten den Wechsel ihres guten Schülers aufs Sportgymnasium Leipzig. Sie befreiten ihn sogar vom Präsenzunterricht, damit er an einem Lehrgang der Sachsenauswahl teilnehmen kann. Sein Zimmer im Dillinger Elternhaus wird er nur noch selten bewohnen. Mit Beginn des neunten Schuljahres bezieht Johannes ein Zimmer im Internat, das dem Sportgymnasium Leipzig angeschlossen ist. Mutter Petra Hollenberg sagt: „Der Wechsel von Johannes nach Leipzig ist auch für uns ein großer Schritt. Es war für uns nicht absehbar, dass er so früh sein Elternhaus verlässt.“ Johannes, der auf den Positionen „Abwehr hinten Mitte“ und „Kreisläufer im Angriff“ beim TV 05/07 Hüttenberg spielt, wird künftig beim Nachwuchs des Erstbundesligisten SC DHfK Leipzig seine Karriere fortsetzen. „Es ist alles sehr aufregend. Ich betrete komplettes Neuland“, sagt Johannes. Eine Schnupperwoche hat er unter Corona-Bedingungen bereits in der kreisfreien Stadt in Sachsen verlebt. „Wir haben allerdings bedingt durch die Pandemie nicht im Internat gewohnt, sondern in angemieteten Wohnungen.“ Im Sommer vergangenen Jahres erhielt er mit der Hessenauswahl auch eine Einladung zu den Rhein-Neckar-Löwen, einem der erfolgreichsten deutschen Handballvereine und Handball-Bundesligisten. Seine Wahl fiel auf das Sportgymnasium mit Internat in Leipzig, da dies ein Olympiastützpunkt für alle olympischen Sportarten ist. „Bei den Rhein-Neckar-Löwen richtet sich das Angebot „nur“ an Handballer. Es gibt kein angeschlossenes Gymnasium, sondern Kooperationen mit örtlichen Schulen“, erzählt Johannes. Er wechselt mit seinem Umzug von der Hessen- in die Sachsenauswahl.

Vater Andreas Kerker sagt: Die klare schulische Regelung mit angeschlossenem Internat in Leipzig war mit ein Faktor, der zur Entscheidung beitrug. Es gab fünf freie Plätze. Die schulische und sportliche Leistung von Johannes war ausschlaggebend für seine Aufnahme. Er hat nichts zu verlieren, kann nur gewinnen.“

Auch Johannes, der von einer Karriere als Profi-Handballer träumt, legt Wert auf eine fundierte schulische Ausbildung. Er hat sich für Leipzig entschieden, um den nächsten Schritt in seiner sportlichen Entwicklung zu gehen. „Durch Corona haben die jungen Sportler bereits ein Jahr verloren. Die Vorbereitung für die Sichtung des Deutschen Handball Bundes ab Februar 2022 fand nur Online statt. Dadurch wurde unser Wohnzimmer zur Sporthalle“, berichten die Eltern, „Ab der Oberliga wird mit geharzten Bällen trainiert und gespielt.“ Johannes absolvierte unter Fernaufsicht eines Trainers Kraft- und Athletikübungen und erhielt einen Lauf- und Trainingsplan für die Wochenenden. „Gefehlt hat mir das Mannschaftstraining“, sagt Johannes. Anstelle von fünf bis sechs Trainingseinheiten à eineinhalb Stunden werden es künftig elf bis 13 pro Woche sein. Das Motto am Landesgymnasium für Sport Leipzig lautet: „Zusammen trainieren, getrennt studieren!“ Johannes freut sich auf Leipzig. Er stellt mit dem Wechsel die Weichen für seine sportliche und schulische Zukunft.



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