Kein Nikolausmarkt, aber das Haus lebt

Da der Nikolausmarkt ausfällt, hat Dr. Erika Dittrich nun mehr Zeit für Bestandspflege, Inventur und weihnachtliches Schmücken des Museums. Foto: bmi

Von Betttina Müller-Ifland

Friedrichsdorf. Nein, der traditionelle Nikolausmarkt im Heimatmuseum kann coronabedingt nicht verstaltet werden. Das ist für Organisatoren und Besucher bedauerlich. Aber dennoch verzagen Museumsleiterin Dr. Erika Dittrich sowie ihre Mitarbeiter und Helfer nicht. Sie haben trotzdem zu tun und gehen neue Wege.

Diesmal ist alles anders. Seit mindestens 35 Jahren herrscht sonst am Sonntag nach Nikolaus lebhaftes Gedränge im Seulberger Heimatmuseum, Besucher strömen die enge Stiege hinauf und hinab, drängen sich um die Verkaufsstände der Aussteller und begutachten deren handwerkliche Erzeugnisse. Diesmal wird es still sein im Heimatmuseum, verlassene Räume und ein leerer Innenhof signalisieren Stillstand in Zeiten von Corona. „Wir haben uns schon früh Gedanken gemacht, ob der Nikolausmarkt stattfinden kann und doch bis zuletzt gehofft“ erklärt Dr. Erika Dittrich vom Kulturamt der Stadt Friedrichsdorf. Dittrich berichtet, wie schwer sie und auch der Seulberger Verein für Geschichte und Heimatkunde sich taten, den Markt abzusagen. Doch das enge, alte Haus mit den kleinen Räumen lässt eine verlässliche Wahrung der derzeit gebotenen Abstandregeln einfach nicht zu. Auch eine Art „Einbahnstraßenregelung“ mit Zugang über den regulären Eingang und Ausgang über den Innenhof kann die beengte Situation in den Innenräumen nicht beheben. Weiterhin erwog Dittrich, nur vor dem Museum Verkaufsstände zu erlauben. Doch auch hier lassen sich Menschenansammlungen an den Ständen weder vermeiden noch kontrollieren. Auch aus Rücksicht auf die vielen über 70-jährigen aktiven Mitglieder des Vereins, die sonst immer die Speisen- und Getränkeausgabe übernahmen, musste der Nikolausmarkt schließlich abgesagt werden.

Ständiges Wachstum

Zunächst war nur das Museum selbst Veranstaltungsraum, dann kam der Innenhof hinzu, und vor 19 Jahren fand auf dem Dachboden mit dem Lebkuchen-Verzieren die erste Kinderaktion statt. Schließlich breiteten sich die Verkaufsstände auch vor dem Museum aus, dann kam noch ein Erzähl-Zelt für die Kinder hinzu. „Einige unserer Aussteller und Handwerker begleiten uns schon von Beginn an“ erläutert Dittrich und nennt als Beispiele das Ehepaar Weiß und Reinhild Massey. Aus Bochum reisen Herr und Frau Weiß bisher jedes Jahr an und präsentieren ihre vielfältigen und filigranen Werke aus Ton. Neu hinzu gekommen waren zuletzt Holzarbeiten, darunter zierliche Laternen und Krippen. Reinhild Massey, von der auch die Zeichnung für den Museumskobold „Sulinchen“ stammt, bietet Kobolde und märchenhafte Figuren aus Blech an, die zum Teil sogar beweglich sind. Viele dieser Waren gibt es ausschließlich auf dem Seulberger Nikolausmarkt, das, so sagt Dittrich, sei eine der großen Stärken der Veranstaltung. „Das Ambiente hier im Museum, der familiäre Rahmen, die Auswahl der Stände, an denen nur handwerklich gefertigte Produkte und keine industriell hergestellten Waren verkauft werden dürfen, all das macht unseren Nikolausmarkt so beliebt“ ist sich Dittrich sicher.

Doch auch wenn jetzt wegen Corona der Nikolausmarkt ausfällt, gibt es viel zu tun im Heimatmuseum. Jetzt ist Zeit für Bestands- pflege, das Katalogisieren der Neuzugänge, das Inspizieren des Depots und auch für die Schädlingskontrolle. Alles Dinge, die zur musealen Primärarbeit zählen, von den Besuchern nicht wahrgenommen, aber dennoch immens wichtig. Und natürlich ist Zeit für die Entwicklung weiterer museumspädagogischer Angebote. Eine dieser Aktionen sind die Bastelbögen, die jetzt in der Adventszeit an Kindergärten und Grundschulen verteilt werden. Darauf zu sehen sind Sulinchen und eine große Weihnachtskugel zum Ausmalen. Die Bögen können beim Heimatmuseum in den gelben Briefkasten geworfen werden und nehmen an der Auslosung teil, bei der als Hauptpreis eine große Kinder-Party mit Freunden im Heimatmuseum winkt, einzulösen, sobald Corona es zulässt.

Aber auch virtuell hat sich viel getan. Seit Mitte Oktober kann die Sonderausstellung „Mit Tante Emma in den Supermarkt“ online erkundet werden. Die entsprechende Verlinkung findet sich im Internet unter www.friedrichsdorf.de/freizeitundkultur/tourismus/museen/heimatmuseum.php. Außerdem wurde von Filmemacher Reiner Harscher eine DVD produziert, die Geschichten zu den Ausstellungsräumen erzählt.

!Zu erwerben ist diese DVD direkt im Museum, immer mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 Uhr am Eingang klingeln oder auch unter Telefon 06172-7313120 sowie per E-Mail an erika.dittrich[at]friedrichsdorf[dot]de.



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