Künstlerische Talente ausleben und fördern

Die Kohle glüht beim Kurs „Feuer und Eisen“ der Sommerakademie. Durch die Hitze wird die Metallstange aufgeweicht.Foto: mas

Von Mike Alexander Siemens

Friedrichsdorf. Auch in diesem Jahr wurden viele verschiedene Kurse im Rahmen der Sommerakademie angeboten, in denen die Teilnehmer ihre kreativen Begabungen von Experten fördern lassen und sie weiterentwickeln konnten.

Einer dieser Kurse ist die „Künstlerbuch Werkstatt“, an dem auch Marina Preuhs (65), teilnimmt. Ihr kam bereits vor Beginn des Kurses die Idee, dass sie sich gerne der Farbe Gelb widmen würde, und so brachte sie von zu Hause gelbes Papier mit. Auf dem Gelände der Philipp-Reis-Schule (PRS), die ihre Räumlichkeiten der Sommerakademie zur Verfügung stellt, lief sie am ersten Tag umher und fotografierte alles, was gelb war. Darunter fiel unter anderem eine Gießkanne, verschiedene Aufkleber auf einer Treppe oder Schriften auf dem Boden. Die Bilder brachte sie am nächsten Tag ausgedruckt mit und zeichnete oder collagierte sie. „Das macht Spaß“ sagte Preuhs und zeigte das Ergebnis der Gießkanne. „Die habe ich dann mit links auf ein Papier gemalt und ausgerupft.“ Den Ratschlag, auf dem Gelände nach gelben Objekten zu suchen, bekam sie von der Kursleiterin Uta Schneider, welche über den gemeinsamen Start des Kurses berichtete. Zu Beginn, bevor die Kursteilnehmer frei und kreativ arbeiten durften, gab es eine Gruppenarbeit, bei der unter den Teilnehmern ein Satz mit acht Wörtern aufgeteilt wurde. Jeder Teilnehmer interpretierte anschließend künstlerisch das Wort und malte seine Vorstellung auf ein Papier. Die Interpretationen der Wörter wurden dann in die ursprüngliche Reihenfolge des Satzes gelegt, und so entstand schon das erste Künstlerbuch. „Es ist ein eigenständiges Medium. Erst alles zusammen ergibt das Kunstwerk“, berichtete Schneider. Das Ziel eines Künstlerbuches sei es, mit einer Abfolge von Seiten eine Geschichte zu erzählen.

Für die Jugend bestens geeignet: die „Graffiti Werkstatt“. Unter der Leitung von Jan-Malte Strijek wurden zuerst morgens theoretische Grundlagen vermittelt, damit die Teilnehmer mit den neuen Informationen Bildteile entwerfen konnten, die sie dann in Seulberg an eine Brücke sprühten. Mit dem Ziel, am Ende ein stimmiges Bild auf die Brücke zu transportieren, wurden die Formen in Gruppenarbeiten entworfen. Dennoch würde Wert darauf gelegt, dass jeder seine eigenen Fähigkeiten entwickeln könne, sagte Strijek.

An der frischen Luft ein Kunstwerk entwerfen – darüber konnten sich die Teilnehmer des Kurses „Urban Sketching“ freuen. „Wir fangen Friedrichsdorf in Bildern ein“, beschrieb die Leiterin Florence Baumeister den Inhalt des Kurses. Bereits am Dienstag ging es mit dem Sketchbook zum Institut Garnier, wo sich die Teilnehmer für einen Umgebungsausschnitt entschieden und diesen zeichnen konnten. Am Mittwoch ging es mit der Praxis weiter, dieses Mal besuchte der Kurs den Wochenmarkt auf dem Landgrafenplatz. Zum Abschluss bekam jeder Teilnehmer unbedruckte Postkarten, die er mit seiner Kunst ausschmücken durfte.

Eine Kombination aus Malen und Holzschnitzen gab es im Kurs „Holz- und Linolschnitt und Monotypie“. Hier wurden, wie im frühen Buchdruck, Bilder in Holz- oder Linoleumplatten geschnitzt. Je nachdem, für welches Material sich die Teilnehmer entschieden, hatte das Bild am Ende eine glatte Struktur oder übernahm die Fasern des Holzes. Das fertig geschnitzte Bild wurde mit einer Acrylfarbe eingewalzt. Mit einer Presse wurde die Farbe aufs Papier gedruckt und am Ende kam ein eindrucksvoller Holzschnitt heraus. Den Kursleiter Eckhard Gehrmann freute es, dass die Teilnehmer „sehr experimentell arbeiten“ und sich viel Zeit für ihre Kunst nehmen konnten.

Ein Kurs war besonders schnell ausgebucht und lockte sogar Teilnehmer aus dem vorherigen Jahr an. Bei „Feuer und Eisen“ wurde die Glut ordentlich aufgeheizt. Bernd Bannach brachte seinen „Schülern“ die Schmiedekunst näher, indem sie zuerst in Gruppen eine Metallstange in die heiße Glut hielten, bis sie knallrot glühte. Die nun verformbare Stange konnte dadurch auf einem Amboss mit einem Hammer umgeformt werden. Dadurch entstanden interessante Spiralen. „Das ist ein bisschen exotisch“, erklärte Bannach die Beliebtheit seines Kurses. Nachdem die Anfänger die erste Schmiedeaufgabe bewältigten, durften sie sich den Fortgeschrittenen anschließen und ein eigenes Kunstprojekt angehen. Was dabei rumkommen könne, erzählte ein Friedrichsdorfer, der es nicht geschafft hatte, sich rechtzeitig anzumelden. Er habe im vergangenen Jahr teilgenommen und ein Windspiel geschmiedet. „Heute bin ich hier, um einfach „Hallo“ sagen, da es mir so gut gefallen hat.“

!Außerdem gab es Musikwerkstätten für Gesang, Klavier und Kammermusik und Werkstätte für die Bildhauerei mit Stein und Holz. Eine öffentliche Finissage beendet die Sommerakademie am Freitag, 23. August, in der Aula der PRS, Färberstraße 13. Dort werden die Ergebnisse aller Werkstätten präsentiert.

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