Männer sind das Übel dieser Welt

Tobias Mann geht mit den Männern hart ins Gericht. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Satire soll die Realität überzeichnen, und „das ist heute schwer genug“, bekennt Kabarettist Tobias Mann bei seiner Premiere im Forum Friedrichsdorf. Mitgebracht hat er dem Publikum sein neues, inzwischen siebtes Kabarettprogramm mit dem vielsagenden Titel „Mann gegen Mann“.

In Texten und Liedern nimmt er jeden und alles aufs Korn. Den härtesten Kampf und die heftigsten Diskussionen ficht er allerdings mit sich selbst aus. Und zum Vergnügen seiner Zuhörer versucht er, in wütenden Selbstgesprächen zu ergründen, ob „der Mann vielleicht die Wurzel allen Übels ist?“ Das liegt nahe, denn er verspürt mit zunehmendem Alter als weißer Mann die Gefahr, dass sich seine „toxische Männlichkeit“ Bahn bricht. Diese verwandelt viele seiner Altersgenossen in wütende Fortschrittsblockierer und Patriarchen alter Schule. Falls der Mann die Wurzel allen Übels ist, dann müsste es frei nach Adorno heißen: „Es gibt kein weibliches Leben in einem männlichen System!“ Wie dies funktioniert und welche Blüten seine Auswüchse treiben, waren Gesprächsthemen.

Voller Inbrunst wettert der Satiriker und Musiker über vielfliegende Umweltaktivisten, bestechliche Volksvertreter und kriminelle Ordnungshüter. Er lästert über den Kanzler: „Als ich Scholz mit Augenklappe sah, da habe ich Stauffenberg-Vipe verspürt.“ Es gebe drei Dinge, die ein Politiker in Deutschland braucht. Das sei eine Reue-Aversion, eine Entschuldigungsstrategie und ein schlechtes Gedächtnis. Texte und Debatten ohne Fakten lassen sich mit Satiren vergleichen.

Ungeniert ließ Tobias Mann sein Publikum an seinen Erkenntnissen teilhaben. „Der größte Widerstand gegen Politiker kommt nicht von den Reichsbürgern, sondern von den Fleischbürgern, denn die Würste des Menschen sind unantastbar“. Dies sei kein Wunder angesichts der Lieblingslektüre vieler, dem „Faltblatt für geschwollene Halsschlagadern“ und der Tatsache, dass „viel zu viele Politiker viel zu einfache Antworten auf alle Fragen haben“. Dies mündete in ein Plädoyer für die Dummheit, kurz FdH, f(v)ersteh die Hälfte!“ Wichtig bei der Intelligenzdiät sei es, von welchem Level man abnehme. „Ich hänge zwischen halb und mittendrin fest, weshalb ich der ideale Gast für Maybrit Illner bin.“

Dazu trällerte er das brandneue Lied „Ich habe schon alles gesagt und zwar von allem.“ Dies habe er heute erstmals vor lebendem Publikum gesungen, zuvor nur in Baden-Baden. Um dann gemeinsam mit seinem Publikum den Zauberberg der Erkenntnis zu erklimmen. „Vieles wird in diesem Land nur überdacht, wenn es ein Carport ist.“ Auch die Liberalen bekamen ihr Fett weg: „Die FDP ist wie ein Teenager, der alle Klamotten bekommen hat, die er wollte. Und jetzt steht er vor dem Spiegel und sieht, er ist doch kein Stecher.“ Zu Bündnis90/Die Grünen lautete sein Kommentar: „Das Wunderbare bei den Grünen ist, wenn es bei denen nicht läuft, dann erklärt es uns der Habeck. Jedes Mal, wenn die Grünen mit der Union koalieren, dann nehmen sich 250 Sonnenblumen das Leben.“ Deshalb sei die Ampel ein Charaktertest für die Grünen, aber nicht die FDP. Kanzler Scholz sei ein Vorbild, denn er spare Energie wie früher die Energiesparlampe. Deshalb lästere Jens Spahn: „Da muss man Respekt haben, der ist ja so vielseitig unbegabt.“

Und auch zum Klimawandel hat Tobias Mann etwas zu sagen. „Viele sind heute bei Klimathemen wie van Gogh, sie hören nur mit einem Ohr zu.“ Der Deutsche Kleinkunstpreisträger empfiehlt seinen Zuhörern, Urlaub von den Sozialen Netzwerken zu machen. Dann könne das Lifeship wieder als Parship durch den Youtubekanal treiben. Andy Scheuer habe gewusst, wie die Welt funktioniert. „Baust du einmal Scheiße, bis du ein Versager. Baust du nur Scheiße, dann heißt es: Ei ja, so ist er halt.“ Deshalb empfehle er allen: „Mehr Scheuer wagen. Keine Niederlagen mehr zulassen. Alles im Griff haben.“ Und dann gab es noch als Zugabe das ungeschriebene Gesetz des Kabaretts mit auf den Heimweg: Die Zuschauer sollen mit einem Problem mehr aus dem Saal gehen als sie gekommen sind. Das Problem: Männer sind das Übel dieser Welt! Beim unterhaltsam scharfzüngigen Kampf gegen sich selbst gab es zumindest zwei Gewinner: Tobias Mann und sein Publikum.



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