Friedrichsdorf (fch). Am zweiten Freitag im Januar 2025 eröffnete Holger Paetz mit seinem satirischen Jahresrückblick „So schön war‘s noch selten“ die diesjährige Reihe des KellerKabaretts. Für viele Gäste im vollbesetzten Kulturtreff „Garniers Keller“ war der Start mit einer herben Enttäuschung verbunden.
Seit der Eröffnung des beliebten Kulturtreffs am Samstag, 18. August 1984, ist der Besuch im Gewölbekeller des ehemaligen Instituts Garnier mit der gelungenen Kombination aus Kultur und Genuss verbunden. Ganz oben auf der kulinarischen Beliebtheitsskala der Kulturfreunde stand bisher der Genuss eines von Pächter Tony El-Haddad und seinem Team zubereiteten, leckeren Flammkuchens. Er wurde zur Enttäuschung der Gäste, von denen viele auf das Abendbrot zu Hause verzichtet hatten, um einen Flammkuchen zu genießen, von der Karte gestrichen. Die Zubereitung der Flammkuchen in der kleinen Küche ist nach einem Vierteljahrhundert eingestellt worden, informierte das Serviceteam. Stattdessen wurde den enttäuschten, hungrigen Gästen zu ihren Getränken Knabbereien offeriert. An den Tischen tauschten sich die Gäste angeregt über diese Neuerung aus bis Holger Paetz die Bühne betrat.
Der in Aschaffenburg aufgewachsene und in München lebende Kabarettist teilt mit seinen Fans seit 2009 seine Rückblicke auf die letzten zwölf Monate. Nach einer kurzen Rückschau auf das Weihnachtsfest, öffnete er seinen prall gefüllten Ordner, um mit dem Publikum gemeinsam in rasantem Tempo zurückzublicken. Dazu gehörten die neue Wortschöpfung „Kugelbombe“ ebenso wie das Attentat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Nach heutigem Kenntnisstand sei es nicht zu erklären, warum ein Arzt, der eigentlich Kranke heilen solle, Menschen absichtlich verletze oder töte, um Deutschland wegen seiner angeblichen laschen Haltung gegenüber dem Islamismus zu bestrafen. Mit Blick auf die Kritik an den Behörden betonte Paetz: „So etwas wird man nie verhindern können.“ Auf politischer Ebene gehörten die Wiederwahl von Donald Trump oder das Scheitern der Ampel zu den Höhepunkten.
Böses Erwachen am Morgen
„Eines Morgens wachten wir mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump auf, dem die Washington Post in seiner ersten Regierungszeit acht Lügen pro Tag bescheinigte, und am Abend wurde der Regierungsampel in Berlin das gelbe Licht ausgeknipst.“ Es habe ein Drehbuch der FDP für das Ampel-Aus gegeben, sagte Paetz, der FDP-Chef Christian Lindner als „Lügenbeutel des Jahres“ bezeichnete, dem das Land am Arsch vorbeigehe. Kanzler Olaf Scholz bescheinigte er, ein Kommunikationsgenie zu sein. „Er hält seine Ansprachen mit geschlossenem Mund, schweigt vielsagend und antwortet auf Journalistenfragen mit Sätzen wie ‚Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt‘. Den Kniefall von Warschau des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder entlarvte Paetz als Foto-Manipulation, da der Politiker sich nach einer heruntergefallenen Bratwurst gebückt habe. Die Unterstützung Söders der Kanzlerkandidatur von Friedrich Merz kommentierte der Kabarettist mit: „In einem Garten ohne Vögel wird eine quakende Kröte zur Nachtigall“. Merz sei ein Kanzlerkandidat ohne jegliche Regierungserfahrung und er warnte: „Alte Männer sind gefährlich, denn sie erleben die Folgen ihrer Entscheidungen nicht mehr.“ Dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bescheinigte er „keinen Vogel zu haben, sondern sein Kopf sei eine einzige Voliere“. Der Elite-Club des Jahres sei mit der BSW eine Partei, die sich wie Rinderkrankheit anhört und der ein Leser bescheinigt habe, dass sie von einer Diva aus längst vergessenen Filmen geführt werde, die bereits einen Oscar besitze. Das gute Abschneiden von BSW und AfD in den östlichen Bundesländern kommentierte er so: „Man hat den Menschen nie gesagt, dass Demokratie eine anstrengende Angelegenheit ist mit einer vielfältigen Gesellschaft und der Notwendigkeit von Kompromissen.“ Viele wünschten sich eine DDR 2.0 mit Aldi, Pizzaservice und „Bauer sucht Frau“. Als kulturellen Höhepunkt „das ist der Hammer“ hat Paetz Angela Merkels 700 Seiten umfassenden Rückblick auf 16 Jahre als Kanzlerin ausgemacht. In ihren Erinnerungen bestätige sie sich alles richtig gemacht zu haben, trotz maroder Brücken, nicht verteidigungsfähiger Bundeswehr, ma-roder Bahn und vielen Versäumnissen mehr. Noch viele weitere Themen hatte Holger Paetz in seinem Ordner notiert zu denen unter anderem das miserable Abschneiden der deutschen Athleten bei der Olympiade ebenso gehörte wie die Klimakonferenz in Aserbaidschan.