Das Seepferdchen ist kein „Freifahrtschein“

Geschafft! Landrat Ulrich Krebs übergibt die Schwimmabzeichen an Moritz Enders, Carla Fink, Lisa Samsonenkov und Lukas Enders (v. l.). Auch Sarah Enders, Technische Leiterin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) freut sich mit.Foto:fis

Von Fiona Syguda

Friedrichsdorf. „Pack die Badehose ein..“, trällerte damals in den 50er-Jahren Conny Froboess. Doch damit allein ist es nicht getan. Denn Spaß im Wasser zu haben, fängt erst dann an, wenn Kinder und Erwachsene sicher in diesem Element sind. Doch viele können nicht richtig schwimmen. Jetzt, wo die Freibad-Saison auch in Friedrichsdorf wieder startet, ist für viele Jungs und Mädchen das Ziel, ein Schwimmabzeichen zu erwerben.

„Es ist bundesweit von Bedeutung hervorzuheben, wie wichtig es ist, sicher schwimmen zu können“, betont Sarah Enders, Technische Leiterin der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Obwohl das Friedrichsdorfer Freibad erst seit einer Woche wieder offen ist, sind die Schwimmbecken gut gefüllt, und es kehrt nach der Winterpause wieder Leben ein. Doch durch die Coronapandemie, in der auch die Bäder geschlossen werden mussten, und durch längere Winterpausen haben viele Kinder das Schwimmen verlernt oder es nicht vermittelt bekommen. Laut Enders war gerade die Pandemie ein ausschlaggebender Punkt, warum viele Kinder nicht so gut oder gar nicht schwimmen können. „Es konnten keine Anfängerkurse mehr stattfinden, und auch das Schulschwimmen ist ausgefallen. Dementsprechend haben wir Jahrgänge von Nichtschwimmern produziert, die jetzt erst wieder an das Thema herangeführt werden müssen“, erläutert Sarah Enders. Infolgedessen gebe es lange Wartelisten für die Schwimmkurse, da nun mehrere Jahrgänge zugleich das Schwimmen erlernen wollten. Deshalb wird nun bundesweit der „Schwimmabzeichentag“ angeboten. Ein Tag, an dem Groß und Klein die Schwimmbäder besuchen und ein Abzeichen ablegen können. Dies fördert die Sicherheit im Wasser und motiviert gleichzeitig, weiterhin schwimmen zu gehen.

Ein Schreckensmoment reicht aus

Doch bei einem einmaligen Absolvieren eines Abzeichens soll es nicht bleiben: „Es ist natürlich wichtig, dass die Kinder nicht nur in den Schwimmkurs geschickt werden und dort ihr Abzeichen machen, sondern dass Eltern danach regelmäßig mit den Kindern schwimmen gehen“, erklärt Enders. Schwimmen sei zwar wie Fahrradfahren – wenn man es einmal kann, verlernt man es nicht. Trotzdem sei es wichtig, regelmäßig zu trainieren. Besonders gelte hier nochmal für alle Eltern zu betonen, dass das „Seepferdchen“ kein schwimmsicheres Abzeichen ist, und damit kein „Freifahrtschein“, die Kinder unbeaufsichtigt schwimmen zu lassen. Gerade in natürlichen Gewässern, wie Seen oder das Meer, gelte besondere Vorsicht. Oft reiche schon ein kleiner Schreckensmoment, wie das ungewollte Schlucken von Wasser, eine unvorhergesehene Welle oder Algen, die die Füße streifen, um Kinder in Panik zu versetzen, weiß die Expertin. Mehr Sicherheit gewährt das Bronzeabzeichen, mit dem man bereits 15 Minuten selbständig schwimmen kann.

Feierliche Übergabe vom Landrat

Um über all diese Gefahren, aber auch über die Förderung der Schwimmfähigkeit aufzuklären, hatte die DLRG ihren Stand im Freibad am „Schwimmabzeichentag“ aufgebaut und wurde von jungen Team-Mitgliedern tatkräftig unterstützt. Wer heute sein erstes Schwimmabzeichen schafft oder sich ein weiteres verdient, bekommt es von Landrat Ulrich Krebs überreicht. Auch ihm ist dieser Tag sehr wichtig: „Wir stellen fest, dass immer weniger Kinder schwimmen können“, äußert er sich besorgt. Umso besser, dass Tage wie dieser angeboten werden, um für Klein und Groß das Schwimmen sicherer zu gestalten. Doch Sarah Enders sieht für sich im Schwimmen noch etwas anderes: „Ich verbinde damit einfach schöne Tage im Freibad, und es ist auch immer ein Urlaubsfeeling, wenn man dort ist.“

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