„Sie verhalten sich überall vorbildlich“

Zugführer Stefan Schubert und Niklas Wieck bei einem Löschangriff. Foto: Feuerwehr Friedrichsdorf

Friedrichsdorf (fch). „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ lautet der Leitspruch der rund 200 Kräfte der vier Friedrichsdorfer Stadtteil-Feuerwehren. Er steht für das Eintreten und die Hilfsleistungen der Wehrleute bei existenziellen Gefahren, welche die Bevölkerung bedrohen.

Es gibt viele Bürger, die sich keine Gedanken darüber machen, wie eine Feuerwehr funktioniert und was aktive Wehrleute in Kauf nehmen, die auf haupt- oder ehrenamtlicher Basis rund um die Uhr für Einsätze bereitstehen. Auch unter erschwerten Bedingungen in Zeiten der Corona-Pandemie standen und stehen die Wehrleute aus den Feuerwehren der Stadt Friedrichsdorf den Bürgern in Notfällen uneingeschränkt zur Seite. Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb betont: „Die Einsatzfähigkeit war und ist nicht infrage gestellt.“ Allerdings wurden die geltenden Einsatzstandards ergänzt und geändert. Beschwerlicher als vor der Krise ist für die Rettungskräfte beispielsweise das Arbeiten mit Masken unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygienevorschriften. So müssen die Wehrleute seit April „im Einsatzfall geeignete Schutzmasken“ tragen, die für sie in den Spritzenhäusern und auf den Fahrzeugen, die teils mit Hygienewänden (Wasser, Desinfektion) ausgestattet sind, bereit liegen. Genauso wie zusätzliches Schutzmaterial in Form von FFP 2-Masken oder Einmalanzügen.

Allein die Beschaffung der benötigten Masken stellten den Stadtbrandinspektor und die Wehrführer anfangs vor Herausforderungen. „Die DLRG Friedrichsdorf hat unsere Kameradinnen und Kameraden mit 300 sogenannten Schlauch-Schals, zum Selbstkostenpreis ausgestattet“, hebt Ulrich Neeb hervor. Vier Personen führten in kürzester Zeit das Projekt von der Stoffbeschaffung über die Herstellung der Schnittschablone bis zur Produktion durch. „Das DLRG-Team um Sarah Enders und Wiebke Hentschel hat alles gegeben, um die Feuerwehr ihrer Stadt zu unterstützen. Wir danken der DLRG Friedrichsdorf sowie der Druckerei Nejedly GmbH, die unsere Schlauch-Schals mit dem Logo der Feuerwehren kostenfrei veredelt hat, für ihre Unterstützung.“

Weniger Personen im Einsatz

Ergänzt wurden in den Feuerwehrhäusern die bereits vorhandenen Desinfektionsmittel durch Desinfektionsspender. Täglich wird die Einsatzbereitschaft (eigene Erkrankungsfälle, Quarantäne nach Urlaub im Risikogebiet) ermittelt, und es werden alle Informationen oder Verfügungen zum Coronavirus per E-Mail an alle Einsatzkräfte verteilt. Zu den Anweisungen des Wehrführerausschusses gehört, dass bei allen Einsätzen die Löschgruppenfahrzeuge mit einer einsatzfähigen Staffel, mit bis zu fünf Wehrleuten, anstatt neun wie zuvor, besetzt werden. An der Einsatzstelle darf nur das unbedingt notwendige Personal anwesend sein, was auch für Nachalarmierungen gilt. Bei Ölspuren und Hilfeleistungen ohne Dringlichkeit werden nur noch der Stadtbrandinspektor und die zuständige Wehrführung alarmiert. Diese veranlassen nach Sichtung, den möglichen Einsatz weiterer Feuerwehrkräfte oder den von Fremdfirmen. Ebenfalls nur maximal eine Staffel rückt bei der Hilfeleistung „Tür öffnen“ mit einem Fahrzeug aus. Die Sonderfahrzeuge Drehleiter, Rüstwagen, Gerätewagen und der Gerätewagen Logistik Seulberg rücken statt mit drei Kräften, nur noch mit Fahrer und Beifahrer aus.

Wehrführer Maximilian See schildert am Beispiel der Feuerwehr Seulberg wie der digitale Unterricht organisiert ist. „Die erste Videokonferenz fand am letzten Dienstag im März statt. Mit Hilfe eines Videokonferenzprogramms können alle über Computer, Handys oder Tablets am Unterricht sowie Dienstbesprechungen teilnehmen.“ Bereits bei der Premiere nahmen 28 Wehrleute teil. Aufgrund der hohen Nachfrage und der durchgängig positiven Rückmeldungen läuft der Unterricht seither zu Themen wie „Baukunde für Feuerwehren“ oder „Atemschutzunterweisung“ digital. „Quizfragen sind in die Präsentationen eingebaut und werden von den Teilnehmern beantwortet.“ Zu den Vorteilen des digitalen Unterrichts gehören, die zur Verfügungstellung und audiotechnische Begleitung der Präsentationen durch die Referenten sowie der regelmäßige Austausch der Einsatzkräfte. Die digitalen Konferenzräume werden zusätzlich für „private Treffen“ wie Dienstsport über Webcam, genutzt. Das ist in Zeiten, in denen keine Veranstaltungen mehr in den Feuerwehrhäusern stattfinden, Team fördernd. Die Mitglieder des Wehrführerausschusses kommunizieren per Telefon, E-Mail oder Telefonkonferenz, die der stellvertretende Wehrführer Mitte Marc Halbig organisiert, sowie per Videokonferenz. Ulrich Neeb lobt die Einsatzkräfte: „Sie sind sich der besonderen Lage bewusst und verhalten sich vorbildlich auf der Wache während der Einsatzbereitschaft ebenso wie an den Einsatzstellen.“

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