Das Wandern ist des Dillingers Lust

Die Jubiläums-Kalender zum 100-jährigen Bestehen des Wanderclubs Immergrün sind gedruckt, das Programm zum Feiern und für Wanderungen ist ausgearbeitet, und dann kommt die Corona-Pandemie. Heidemarie Schindler und Mareike Knöpfel werfen einen Blick in das Vereinsbuch, dessen Aufzeichnungen mit dem Treffen von 15 Mitgliedern zur Neuaufstellung des Wanderclubs am 16. Januar 1948 beginnen. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Vor 100 Jahren wurde in Dillingen der „Club der Bembelfreunde“ aus der Taufe gehoben. Jahre später änderten die Freunde den Vereinsnamen in „Wanderclub Immergrün 1920 Dillingen“. Nicht auszudenken, wieviele Kilometer die fleißigen Ausflügler wohl in 100 Jahren gewandert sind...

Eine Urkunde anlässlich der 30-Jahrfeier 1950 nennt als Gründungsmitglieder des 100 Jahre bestehenden Wanderclubs Immergrün Otto Hohenstein, August Kalbfleisch, Karl Schneider I, Karl Schneider II und Fritz Spöhrer. Weitere interessante Informationen zur Gründungsphase und den vergangenen ersten Jahrzehnten gäbe es aus Sicht der heutigen 136 Mitglieder, von denen zwölf Kinder und Jugendliche (von eins bis 15 Jahre) sind, leider nicht, wie die erste Vorsitzende Heidemarie Schindler bedauert. „Es liegen aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen vor“, sagt Schindler. Sie hat 2007 den Vorsitz von Kurt Schneider, der 37 Jahre Vorstandsarbeit leistete, übernommen.

Während des zweiten Weltkriegs ruhte das Vereinsleben. Die Aufzeichnungen im Vereinsbuch beginnen am 16. Januar 1948. „Damals trafen sich 15 Mitglieder im Gasthaus „Zur Linde“ in Dillingen, um den Wanderclub neu aufzustellen und einen neuen Vorstand zu wählen“, berichtet Schriftführerin Mareike Knöpfel. Bei diesem Treffen beschlossen die Mitglieder, dass der Mitgliedsbeitrag 0,50 Reichsmark betragen soll. Mitglied werden konnten alle Wanderlustigen über 14 Jahre, unabhängig von ihrer Konfession oder Parteizugehörigkeit. Wanderer unter 14 Jahren konnten in Begleitung eines Erziehungsberechtigter mitlaufen. Festgelegt wurden auf der Zusammenkunft ferner Termine für Wanderungen und Clubtreffen sowie ein Tanzvergnügen unter dem Motto „Blütenfest“. „Zum Wanderclub gehörte auch eine Mandolinengruppe, die erstmals 1949 bei der Weihnachtsfeier des Gesangverein Eintracht Dillingen auftrat“, informiert die erste Vorsitzende.

Damals wie heute sind Leitthemen des Wanderclubs: Die nähere und weitere Heimat kennen lernen, Geist und Gesundheit durch das Wandern zu stärken und die Pflege der Geselligkeit.

Bau eines Vereinshauses für viele

Da durch den Krieg die Unterlagen des Vereins verschwunden waren, wurde der Wanderclub im Januar 1950 mit einem Brief an den Bürgermeister erneut offiziell im Vereinsregister angemeldet. Bei der Jahreshauptversammlung 1956 wurde die Anschaffung neuer Vereinsabzeichen beschlossen. Bei Teilnahme an 50 Wanderungen sollte dem Mitglied ein Wanderstock verliehen werden. Nach der 50-Jahr-Feier 1970 stieg die Mitgliederzahl auf über 100 Personen an. Zum Programm gehörten regelmäßige Wanderungen, Mehrtageswanderungen und Busfahrten nach Frankreich und Österreich.

Bald beschlossen die Vorstände des Gesangvereins Eintracht Dillingen und des Wanderclubs Immergrün, ein Vereinshaus zu bauen. „Die Stadt fand die Idee gut und half mit dem Grundstück“, erinnert sich Schindler. Um das Vorhaben zu finanzieren, lautete das Motto der Dillinger Kerb in den folgenden Jahren „Gemeinsam für unser Vereinshaus“. Gebaut wurde das Dillinger Vereinshaus 1980 in der Taunusstraße 104a. Das Haus kann von Privatleuten, Vereinen und Firmen für Veranstaltungen gemietet werden. Die 200 Wanderfreunde feierten 1995 ihr 75-jähriges Vereinsjubiläum im Vereinshaus. Die Kinder- und Jugendgruppe wurde 2001 gegründet.

Heidemarie Schindler übergab nach 15 Jahren die Leitung an Mareike Knöpfel und Katrin Völler. Im Jubiläumsjahr freuen sich die Wanderfreunde über neue Mitglieder, da etliche aus gesundheitlich Gründen an Wanderungen, Ausflügen, Tanzveranstaltungen und dem Vereinsleben nicht mehr aktiv teilnehmen können. „Wem eine Wanderung zu anstrengend ist, der trifft sich mit den Aktiven zur jeweiligen Schlussrast“, freuen sich Schindler und Knöpfel, „Im Vordergrund steht die Gemeinschaft.“

Durch die Corona-Pandemie sind die Planungen für das Jubiläumsjahr vorerst auf Eis gelegt worden. Der Jubiläums-Kalender kann dennoch seit Jahresbeginn gekauft werden, und auch das Programm zum Feiern und für Wanderungen ist ausgearbeitet. „Aber „auf- grund der derzeitigen Situation und der Tatsache, dass ein Ende der Maßnahmen nicht absehbar ist, hat der Vorstand beschlossen, die geplanten Feierlichkeiten und den Wandertag zu verschieben“, erklärt Schindler.

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