Wehende Gewänder, Hauben und Haare bei historischem Tanz

Zum Tanztag des Friedrichsdorfer Ensembles „Stante Pede“ angereist sind zehn Tanzgruppen aus ganz Deutschland. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Musik und Tanz sind von jeher Ausdruck von Anmut, Bewegungs- und Lebensfreude. Im Mittelalter, der Renaissance und im Barock war der Tanz nicht nur ein belangloses Vergnügen, sondern ein ganz wesentlicher Bestandteil der damaligen Kultur. Er diente der Unterhaltung, der Abwechslung, förderte gesellschaftliche und private Bindungen. Bis heute sind Musik und Tanz feste Bestandteile von gesellschaftlichen Ereignissen wie Bällen und Tanzturnieren. Wer ein Faible für Historische Tänze und Alte Musik hat, der kam im Forum Friedrichsdorf auf seine Kosten. Nach zwei Jahren „Corona-Pause“ hatte das Ensemble „Stante Pede“ Gruppen, Paare und Singles aus ganz Deutschland wieder zu seinem beliebten „Tanztag“ eingeladen. Erste Vorsitzende Barbara Millner begrüßte am Welttag des Buches im Namen der zehn Stante Pede-Vereinsmitglieder zehn historische Tanzgruppen. Diese waren aus ganz Hessen, Franken und Nordrhein-Westfalen zum gemeinsamen öffentlichen Tanztag angereist. Auf dem Programm des geselligen Treffpunktes zum Schauen und Mittanzen, der neben Brauchtumspflege und dem Erlernen historischer Tänze, auch das Knüpfen und Vertiefen von Vereinskontakten zum Ziel hat, standen Tänze von leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad. Präsentiert wurde eine Fülle von Tänzen aus dem Spätmittelalter, der Renaissance und dem Frühbarock. Jede Gruppe führte dem sachverständigen Publikum zwei bis drei Tänze vor, die dann von den 60 Tänzern gemeinsam getanzt wurden. Bei Mittelalter- und Renaissance-Tänzen handelt es sich um Gruppentänze, bei denen zwar jeder einen eigenen Tanzpartner hat, aber auch mit anderen tanzt. Später kamen lebhafte Sprungtänze dazu. Die passende Musik lieferten Tröten, Trommeln, Flöten und Drehleitern.

Die Mittelaltertänze waren in der Regel flotte Kreistänze mit wenigen verschiedenen Schritten. Drehungen um die eigene Achse, Klatschen, Schreiten und Hüpfen sind angesagt bis Schleier und Röcke im Takt der Musik wehen. Getanzt wurden viele Tänze vom einfachen Volk, was bereits Namen wie „The Boatman“ „Jaque Latin“ oder „Emma turns Three“ signalisieren. Mittelaltertänze beginnen immer mit Links, dann folgen vier Schritte zur Seite und zwei in die Mitte. Bei Renaissance-Tänzen stehen die Tänzer im Kreis, fassen sich an den Händen, machen Schritte zur Seite und auf die Mitte zu, springen um den Nachbarn zur Linken herum und beginnen das Ganze wieder von vorn. Für die Aristokratie wurden die „Volkstänze“ von bekannten Tanzmeistern hoffähig gemacht. Befolgt wurden bestimmte Anstandsregeln. Das sieht zwar elegant aus, ist aber steif und versprüht keine Lebensfreude mehr. Lebendiger waren da die englischen Country Dances mit mehr Figuren aus der Renaissance.

Damit alle Tänzer im Forum immer wussten, wo es langgeht, gaben einzelne oder zwei Mitglieder einer Gruppe die Schrittfolgen vor. Wie etwa Dieter Struwe von der Historischen Tanzgruppe Kaarst, der allen Gruppen Anleitungen gab zu Tänzen wie „Drive The Cold Winter Away“, „Die schöne Italienerin“ oder „Heralds In Love“. So interessant wie die Schrittfolgen der einzelnen Tänze für die Tanzenden, so interessant waren die Gewänder der Gruppen. „Wir haben unsere Gewänder nach historischen Vorbildern von Hand genäht. Damen im Hochmittelalter trugen stets ein Unter- und zwei Überkleider, teils mit abnehmbaren Ärmeln, sowie eine Kopfbedeckung in Form eines Tuches mit Chapeau. Verheiratete Frauen trugen ein Tuch und eine Haube sprich sie waren „unter der Haube“. Ledige hatten die Haare offen. Herren trugen stets Hut oder Kappe und einen Gürtel. Je höher der Stand war, desto aufwendiger fielen Kleidung und Kopfbedeckungen aus“, informierte eine Tänzerin.

Die Mitglieder des Tanzensembles „Stante Pede“ freuen sich über neue Tänzer. Sie trainieren in der Alten Schule Seulberg, Herrenhofstraße 1. Infos zum Verein und Trainingszeiten gibt es im Internet unter www.ensemble-stante-pede.de.



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