Glashütten (as) – Es wird lauter über dem Rhein-Main-Gebiet – und auch der Taunus bekommt immer mehr vom Fluglärm ab. Dass der Frankfurter Flughafen die Abflugzahlen der Vor-Corona-Zeit wieder erreicht und in Teilen sogar überbietet, ist nicht zu überhören.
Dabei ist das neue Betriebskonzept, dass mehr Flugzeuge in Richtung Nordwesten und damit über den Main- und den Hochtaunuskreis starten sollen, womit Flughafenbetreiber Fraport im Juni die gesamte Region überrumpelt hatte, noch nicht einmal umgesetzt worden. Die Fluglärmkommission (FLK) lehnt es vehement ab, da es nicht dem Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau des Airports entsprechen würde und noch viele weitere Kommunen neben den leidgeprüften Anliegern wie Flörsheim, Kelsterbach, Raunheim und Hochheim deutlich stärker belastet würden.
Aus Sicht der Fraport und der – anders als die FLK und die Kommunen – ebenfalls in die Planungen involvierten Deutschen Flugsicherung ist das neue Betriebskonzept nötig, um der bis zum Jahr 2033 erwarteten deutlichen Steigerung der Flugbewegungen gerecht werden zu können. Das ist die Kehrseite der Medaille, in einem Ballungsgebiet zu leben und einen internationalen Flughafen – auch als Arbeitgeber – vor der Haustür zu haben ...
Bei „Westbetrieb“ sollen die von der Centerbahn startenden Flugzeuge künftig früher nach Nordwesten abdrehen dürfen als bisher. Was noch als Zukunftsplanung verkauft wird, ist jedoch bereits jetzt übliche Praxis, wie der Hessische Wirtschaftsminister Kaweh Manssori (SPD) vor einigen Wochen mitteilte und die Zahlen dazu beisteuerte. Die Nordwest-Abflugroute werde aktuell tagsüber bei zehn Prozent der Flüge genutzt, nachts sogar bei 21 Prozent – genehmigt sind 1,5 Prozent.
Glashütten lehnt Änderung ab
Vermehrt betroffen sind insbesondere Hofheim, das bereits angekündigt hat, sich als „Gast“ in der FLK einer Klage der Städte Flörsheim und Hochheim anzuschließen, Kelkheim, Eppstein und verstärkt auch Glashütten. In Kelkheim wurde bereits eine Petition (...) gestartet. 15.000 Unterschriften will die Initiatorin sammeln
Auch im Glashüttener Rathaus ist der Fluglärm ein Thema. „Es ist deutlich lauter geworden. Wir würden gerne in die FLK eintreten, aber wir liegen außerhalb der Lärmzone“, sagt Bürgermeister Thomas Ciesielski (CDU) auf Anfrage. Er sieht Glashütten als „hochgelegene Kommune“ durch ihre exponierte Lage in 500 Metern über Null, wo sich die Flugzeuge im Steigflug befinden, mittlerweile als ebenso betroffen wie direkte Flughafenanlieger. „Die Flugzeuge fliegen teilweise direkt über Schloßborn und Glashütten und sie streifen Oberems.“
Beschluss des Gemeinsvorstands
Deswegen hat der Gemeindevorstand am Dienstagabend vergangener Woche einer Beschlussvorlage verabschiedet, mit der die Gemeinde zum neuen Betriebskonzept des Rhein-Main-Flughafens Stellung nimmt. Im Falle der Zustimmung in den politischen Gremien soll diese an das Hessische Wirtschaftsministerium als Genehmigungsbehörde für den Flughafen überstellt werden. In der Vorlage der Gemeinde Glashütten wird das Betriebskonzept mit einer Erhöhung auf 110 Flugbewegungen pro Stunde (von 104) und „ohne vorherige Information und Beteiligung betroffener Kommunen und Landkreise ausdrücklich missbilligt“.
Durch den Schall eines Mittelgebirges ergebe sich eine „deutlich erhöhte Lärmkulisse in allen drei Ortsteilen. Schon heute stellen wir eine Zunahme von niedrigen Überflügen und verstärktem Lärm fest“. Weiter stellt die Vorlage die Betroffenheit der Gemeinde heraus. Die Gemeinde Glashütten werde „negative Ein- und Auswirkungen auf den Naturraum und die Lebensqualität der hier lebenden Menschen nicht hinnehmen“ – „zusätzlicher Flugbewegungen über die bereits genehmigten und festgesetzten Bewegungen hinaus bedarf es nach Auffassung der Gemeinde Glashütten nicht“.
Die Beschlussvorlage fasst die Bitten der Gemeinde in vier Punkten zusammen: dass die Belastung des Gemeindegebiets und der Taunusgemeinden mit neuen Flugbewegungen ausgeschlossen wird; dass die Fluglärmbelastung auf den aktuell genehmigten Werten verbleibt; dass es nicht zu Veränderung der Ausnutzung der planfestgestellten Flugrouten kommt und dass grundsätzlich bei lärmrelevanten Änderungen des Betriebskonzepts die Gemeinde Glashütten direkt informiert wird..
Unterstützung vom Kreis
Natürlich verneint der Bürgermeister die Bedeutung des Flughafens als wichtigen Wirtschaftsstandort und Arbeitgeber für Glashüttener Bürger nicht, er konkretisiert die Position der Gemeinde aber insofern im Gespräch, dass er hinterfragt: „Muss man unbedingt Europas größter Flughafen sein?“ Es gebe Grenzen des Wachstums. Zudem sei es auch ein Unterschied, ob man ein Haus für 250.000 Euro in bekannten Lärmkorridoren kaufe oder für 800.000 Euro in einer Hochtaunusgemeinde wie Glashütten, wo man sicher nicht mit einer derartigen Fluglärmbelastung rechnen konnte. Landrat Ulrich Krebs (CDU) habe ihm bereits in Aussicht gestellt, dass der Hochtaunuskreis die Gemeinde bei einer Klage finanziell unterstützen würde, so Ciesielski.
Informieren und wenn nötig beschweren
1. Auf der Fraport Homepage unter Nachbarschaftsdialog gibt es unter dem Punkt „Flugrouten“ interaktive Karten mit aktuellen Abflugstrecken. Dort werden Abflugspuren grafisch dargestellt und erleichtern einen guten Überblick über die Routenführung.
2. Fraport AG – Infofon (täglich 5–24 Uhr)
• Tel. 069 690 60 600
3. DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
• Tel. 06103 7070
• E-Mail: fluglaerm[at]dfs[dot]de
fluglaerm.frankfurt[at]dfs[dot]de
4. Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) – bei Flugverfahrensverstößen
• Tel. 06103 80430
• Mail: lfr[at]baf.bund[dot]de
5. Fluglärmschutzbeauftragte des Landes Hessen – Regine Barth
• Tel. 0611 815 2523/24
• Mail: flsb[at]wirtschaft.hessen[dot]de