Oberems (kw) – Eine böse Überraschung zeigt sich bei der jetzt erfolgten Offenlegung des Regionalen Flächennutzungsplans (RegFNP) für Rhein/Main: Denn auf einmal soll das bisherige Wiesenstück an der Ortseinfahrt von der B8 nach Oberems als Wohnbaufläche ausgewiesen werden. Das geht jedenfalls aus dem Kartenwerk hervor, welches das Regierungspräsidium Darmstadt jüngst veröffentlichte. Genauer dreht es sich um einen großen Teil des Gebiets „Im Lückenfeld“, der oberhalb der Gaststätte „Deutsches Haus“ und des Wegs „Im Steinchen“ liegt. Betroffen davon ist u.a. auch die Streuobstwiese mit den Bienenstöcken, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in jahrelanger Arbeit angelegt hat. Mit dieser Einstufung im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche besteht demnach die Möglichkeit, hier in Zukunft ein neues Baugebiet auszuweisen.
Dieser Eingriff in die bestehende Landschaft wird selbst vom Regierungspräsidium in der Umweltprüfung als „sehr erheblich“ bewertet. Das Oberemser Fraktionsmitglied von Bündnis90/Die Grünen, Thomas Berge, bezeichnet diese Pläne als „katastrophal für Oberems“. Denn mit diesem Eingriff droht eine Fläche mit überdurchschnittlich hoher Grundwasserneubildungsrate versiegelt zu werden, was angesichts des zukünftigen Wasserangebots und -bedarfs problematisch ist. Darüber hinaus wird auch mit der Humusschicht eine nicht erneuerbare Ressource unwiederbringlich zerstört, die für die Bindung von CO2, Wasser und Biodiversität essenziell ist.
Die Ausweisung als Wohngebiet würde auch das Ende der für unsere Landschaft typischen und ökologisch wertvollen Streuobstwiese bedeuten. Hier hat der NABU in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit die Wiese und Bäume gepflegt und Bienenstöcke mit einem Lehrkonzept angelegt. Gerade dieses Gebiet ist im Flächennutzungsplan als „wertvolles Grünland“ ausgewiesen. Auch hier würde ein wichtiger Beitrag nicht nur zum Land- und Naturschutz, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor zur Bestäubung der umliegenden Pflanzen verloren gehen.
Schließlich würde die Bebauungsgrenze deutlich in Richtung der B8 verschoben. Der ursprüngliche Ortseingang, der jetzt durch das „Deutsche Haus“ markiert wird und gleich in den älteren Teil Oberems‘ führt, bliebe damit nicht mehr erhalten. Stattdessen wäre der Ortseingang Oberems in Zukunft durch neugebaute Wohnhäuser geprägt, womit der typische Charakter Oberems‘ verloren ginge.
„Es besteht aber immer noch die Möglichkeit, dieses sinnlose Vorhaben abzuwenden“ sagt Dr. Christian Holst, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von B90/Die Grünen in der Glashüttener Gemeindevertretung.
Dazu haben die Grünen gemeinsam mit der Wählergemeinschaft Schloßborn (WGS) einen Antrag in der Gemeindevertretung eingebracht, mit dem der Gemeindevorstand aufgefordert wird, Widerspruch gegen diese Einstufung einzulegen. Ziel müsse es sein, dieses Gebiet stattdessen als Vorranggebiet für Natur und Landschaft auszuweisen.
Und es besteht für jede Bürgerin und jeden Bürger die Möglichkeit, bis zum 15. Dezember selber Widerspruch über das Beteiligungsportal des Landes Hessen abzugeben.
Eine Sammlung von Links zum Beteiligungsportal und zu den Karten des Regionalen Flächennutzungsplans findet sich auf der Website der Grünen