Chor- und Orgelkonzert in der Klosterkirche

„Große Messen der Romantik“ singt der Chor von St. Martin/St. Franziskus gemeinsam mit dem Chor von St. Antonius, F-Rödelheim am 26. März (Sonntag), um 17 Uhr im Kloster Kelkheim. Unter der Leitung von Wolfgang Jacob erklingen die „Missa choralis“ von Franz Liszt und die Messe in fis-dur, op. 36.

Das Besondere daran: Beide Chorwerke stehen im Original mit Begleitung durch eine Orgel (bei Widor sogar zwei Orgeln). Um sie für die Praxis leichter umsetzbar zu machen (wo stehen schon zwei Orgeln auf einmal), hat Chorleiter Wolfgang Jacob den Orgelpart beider Messen bearbeitet für ein Instrumentalensemble von acht bis zehn Holz- und Blechbläsern. Dies trifft auch auf das dritte Vokalwerk dieses Konzerts zu, das „Te Deum“ von Flor Peeters. Es musiziert das Frankfurter Holz- und Blechbläser-Ensemble.

Erweitert wird das Programm mit Orgelwerken von Widor und Liszt, darunter auch dessen großes Praeludium und Fuge über B-A-C-H, gespielt von dem Frankfurter Organisten Johannes von Erdmann.

Kartenbestellungen (je zwölf Euro) unter 06195-65283 oder E-Mail: chor-st.martin[at]gmx[dot]de und an der Konzertkasse.

Chorleiter Wolfgang Jacob führt zu den Chorwerken aus: Franz Liszt schrieb seine „Missa choralis“ 1865. Stilistisch stellt sie eine geniale Synthese zwischen dem Stil der Gregorianik, der A-cappella-Polyphonie der Renaissance und den modernen Ausdrucksmitteln jener Zeit dar.

In der Originalfassung hat Liszt dieser Messe nur eine spärliche Orgelbegleitung beigegeben, die zudem oft über viele Takte hinweg pausiert und es so dem Chor schwer macht, bei den extremen harmonischen Rückungen sowohl die Intonation als auch den Ton zu halten.

Um diese großartige Messe für die Praxis „normaler“ Kirchenchöre zu retten, hat Chorleiter Wolfgang Jacob sie so instrumentiert, dass Holzbläser streckenweise mit den Chorstimmen gehen, während den Blechbläsern die farblichen Valeurs vorbehalten bleiben und sie bei Tutti-Stellen ihre Kraft ins Spiel bringen dürfen.

Widors Messe in fis-moll, op. 36 – seine einzige Messkomposition – stellt einen Sonderfall dar, ist sie doch den örtlichen Gegebenheiten der Kathedrale von St. Sulpice, Paris, geschuldet, wo Widor seit 1870 wirkte. Die Besetzung sieht einen 1 bis 2-st. Männerchor vor (das waren damals die 200 Alumnen des Priesterseminars), einen 4-st. Chor (die damalige Maîtrise von St. Sulpice hatte etwa 40 Choristen), eine Chororgel (Orgue de choeur) und die gewaltige „Grande orgue“, neu gebaut von Cavaillé-Coll. Chor und Männerchor waren bei der Chororgel im Chorraum positioniert, während die „Grande orgue“ mindestens 80 m entfernt von der Empore donnerte.

Adäquate Verhältnisse kann man heutzutage nur in sehr großen Kirchen mit zwei angemessen disponierten Orgeln herstellen, von der Fülle der Männerstimmen ganz zu schweigen.

Damit auch diese interessante Messe für die Praxis gerettet werden konnte, hat Wolfgang Jacob sie schon vor Jahren für 5-st. Chor und 10 Bläser instrumentiert, ohne auch nur einen Ton des Originals zu verändern.

Flor Peeters schrieb sein Te Deum 1945, also kurz nach Kriegsende.

Als Schüler von Dupré und Tournemire, die wiederum bei Widor „in die Lehre“ gegangen waren, lässt sich eine Linie zur französischen Kathedralmusik ziehen.

Hinzu kommt ein gewisser Hang zu archaisierender Gestaltung, die sich sowohl in Anlehnung an gregorianische Themen wie auch in der häufigen Verwendung von Quart-, Quint-, Oktav -Parallelen ausdrückt. Das Werk lässt sich sehr gut in der Originalfassung mit 4-st. Chor und Orgel ausführen. Zur Anpassung an die Instrumentalbesetzung des Konzerts am 26.3.17 wurde den Bläsern der Vorzug gegeben.



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