Kaum zu glauben: Nach sieben Jahren Lösung für Münsters Feuerwehrhaus

Die ungewöhnlich Allianz von CDU, FDP und FWG machte es möglich: Das frühere Münsterer Feuerwehrhaus wird in einiger Zeit der Vergangenheit angehören und durch bezahlbare Reihenhäuser ersetzt werden. Damit endet das kommunalpolitische Gezerre um dieses Grundstück nach rund sieben Jahren. Die Nachbarn, die einiges gegen das Projekt des sozialen Wohnungsbaus einzuwenden hatten, werden nicht gegen diese Entwicklung sein.

Diesem Beschluss der Stadtverordneten mit der oben erwähnten Mehrheit ging eine erbitterte Redeschlacht voraus, in der sich die Stadtverordneten der UKW und der SPD vehement gegen eine solche Nutzung wehrten. Die hatten eher einen sozialen, bezahlbaren Wohnraum im Sinn, Wohnraum, den man auch für gemeinschaftliche Wohnzwecke verwenden könnte. Die weitere Forderung: Das Grundstück sollte im Besitz der Stadt bleiben. Die jetzige Lösung sieht Erbbaurecht auf 99 Jahre vor.

So wird sich jetzt das Bauamt der Stadt mit der weiteren Planung beschäftigen müssen.

In den Vorschlägen der drei Fraktionen CDU, FDP und FWG heißt es, dass Häuser mit einer Wohnfläche von 110 und 120 Quadratmetern gebaut werden sollen. Der Verkauf solle durch die Stadt zum Bodenrichtwert von 550 Euro an die Endkunden erfolgen. Für den Kauf gibt es Bedingungen. So sollen die Käufer (Eheleute/Lebenspartner, Alleinerziehende) mindestens ein minderjähriges Kind haben und mindestens drei Jahre in Kelkheim gewohnt haben, sie sollen auch keine eigenes Wohneigentum besitzen. Die Reihenfolge: Ortsansässigkeit, Einkommen, um auch jüngeren Familien mit mittlerem Einkommen eine Chance zu geben, Anzahl der minderjährigen Kinder, Berufsgruppen im sozialen Dienst, zum Beispiel Feuerwehr, Pflegeberufe, Polizisten und Ehrenamt.

Dazu formulierten die drei Parteien CDU, FDP und FWG eine gemeinsame Presseerklärung, aus der wir wie folgt zitieren: „Für viele junge Familien reichen die Ersparnisse gerade aus, um bei der Bank für den Hausbau ein Darlehen zu bekommen.

Zusätzliches Geld für ein Grundstück ist nicht vorhanden. In Kelkheim kommt hinzu, dass Grundstücke Mangelware und die Grundstückpreise daher auch dementsprechend hoch sind.

Deshalb die Vergabe der Grundstücke im Erbbaurecht. Bei dem Kauf eines Hauses auf einem Erbbaugrundstück entfällt der Grundstückspreis, was sich dann positiv auf die Kredithöhe und die damit verbundenen Zins- und Tilgungsaufwendungen auswirkt. Natürlich muss man beachten, dass für die Überlassung des Grundstücks ein Erbbauzins anfällt. Diesen Aspekt müssen die Familien natürlich in ihre Haushaltsrechnung einbinden.

In Eppstein haben auf Erbbaugrundstücken viele junge Familien – einige davon auch aus Kelkheim – ihren Wunsch vom eigenen Heim umsetzen können.

Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Vergabe der Grundstücke im Erbbaurecht auch Vorteile für die Stadt hat. Sie bleibt Eigentümer der Grundstücke und erwirtschaftet durch den Erbbauzins eine langfristige Rendite für ihren Grund und Boden“, so weit aus der Presseerklärung zitiert.

Der gemeinsame Antrag wurde mit 23:20 angenommen, gegen UKW und SPD.

Stadtverordnete beider Fraktionen hatten sich in der Debatte erbitterte Wortgefechte mit der „anderen Seite“ geliefert.

Wolfgang Coy (UKW): „Hier sollte Wohnraum für Personen geschaffen werden, die sonst am Markt keine Chance haben.“

Besonders temperamentvoll formulierte Julia Ostrowicki (SPD): „Eine Entscheidung gegen die Menschen in Kelkheim, die nicht so viel Geld in der Tasche haben. Das ist schade, das ist traurig.“ Und Frank Gröger (FDP), der sagte, dass er aus einer Arbeiterfamilie stammt und sich selbst aufbaute, was er heute hat: „Es stimmt einfach nicht, dass sich der kleine Mann kein Haus leisten kann.“ Und Michel Trawitzki (FDP): „Wohnungsnot in Kelkheim kann man nicht mit einem UKW-Antrag ändern.“ Und aus der UKW: „Das einzige städtische Grundstück, das wir noch haben.“

Maximilian Alter (UKW): Er sprach von Etikettenschwindel, bezweifelte, dass Kelkheimer zum Zuge kommen werden.

Robert Wintermayr: „Wir haben genug diskutiert.“

Seine Hoffnung, dass aus dem jetzigen Beschluss nicht noch aus irgendwelchen Gründen eine „never ending story“ wird.

Wenn auch nicht alles auf dem Foto aktuell erscheint: Der Platz vor und hinter dem Gebäude in der Zeilsheimer Straße wird jetzt als Abstellfläche für Autos genutzt.

Für die Feuerwehr jedenfalls braucht die Einfahrt nicht mehr freigehalten zu werden.

Die hat im Gewerbegebiet Münster längs eine andere Heimstatt gefunden.



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