Leserbrief vom 6.6.19 „Klima und Eichendorff-Schüler“

Der Leserbrief des Herrn Professor Dr. Hücker darf nicht unwidersprochen bleiben. Denn der Herr Professor irrt gleich in mehrfacher Hinsicht:

1. Er behauptet, die Klimamodelle seien „von der Politik bestellt“ und impliziert damit, sie wären nicht unabhängig und würden die Meinung der Auftraggeber widerspiegeln. Tatsächlich ist ja eher das Gegenteil der Fall: Die Klimaforscher haben „die Politik“ doch erst mühsam von ihren Erkenntnissen überzeugen müssen, wie die vergangenen 40 Jahre in immer wiederkehrenden internationalen Umweltgipfeln gezeigt haben, in denen die Politiker nur äußerst widerwillig Maßnahmen gegen die Klimaveränderung einzuleiten bereit waren und diese noch nicht einmal vernünftig umgesetzt haben.

2. Er behauptet, „das Klima“ könne nur rückwirkend als Durchschnitt der letzten 30 Jahre berechnet werden. Tatsächlich nutzen die Klimamodelle die Vergangenheit (und hier sicherlich mehr als nur 30 Jahre), um aus dem relativ chaotisch schwankenden (und deswegen nur kurzfristig vorhersagbaren) Wetter durch Mittelungen Modelle zu entwickeln, wie sich das Klima in der Zukunft unter Berücksichtigung bestimmter, veränderbarer Parameter (wie zum Beispiel dem CO2-Gehalt in der Atmosphäre) weiterentwickeln wird. Diese Modelle lassen sich nicht nur in 30 Jahren rückwirkend überprüfen, sondern natürlich auch anhand der Vergangenheit, wenn man mit ihnen, zum Beispiel ausgehend von einem Zeitpunkt vor 30 Jahren, die Klimaentwicklung der letzten 30 Jahre berechnet und mit dem tatsächlichen Klima vergleicht.

3. Er behauptet, in den Klimamodellen würde die Temperatur das Wetter machen statt umgekehrt (wie er es für richtig hält) – die Klimamodelle berechnen jedoch gar kein (kurzfristiges) Wetter, sondern nur (längerfristige) klimatische Entwicklungen, zu denen neben der Temperatur auch Niederschläge, Wind, Sonneneinstrahlung usw. zählen, alles gemittelt (zum Beispiel für ein ganzes Jahr oder die vier Jahreszeiten).

Dass insbesondere die Temperatur beziehunsweise der Temperaturanstieg sich als Kenngröße der Klimamodelle in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, ist kein Ausdruck der Berechnungsgrundlage, sondern eigentlich den Vereinfachungen in der medialen Wiedergabe der Modelle geschuldet – Journalisten sind zum einen selten Fachleute auf all den Gebieten, über die sie berichten, zum anderen müssen sie ihre Berichte für ein breites Publikum (unter anderem auch für die Politiker) verständlich aufbereiten und mit einfachen Schlagwörtern Aufmerksamkeit erzeugen.

4. Er behauptet, es gebe „nicht den geringsten experimentellen Beleg“ für den „Zusammenhang zwischen dem Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre und ihrer Durchschnittstemperatur“ – dem ist entschieden entgegenzuhalten, dass die Menschheit seit über 150 Jahren ein gigantisches Experiment durchführt (nämlich die massenhafte Freisetzung fossilen Kohlenstoffs und damit die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre) und dieses Experiment seit weit über 40 Jahren wissenschaftlich von unterschiedlichsten Forschungsgruppen weltweit durch Messungen und daraus abgeleiteten Berechnungsmodellen begleitet wird.

Die überwiegende Mehrheit dieser Forscher sieht in ihren Messdaten eindeutige Belege für den von Prof. Hücker geleugneten Zusammenhang.

Über seine beleidigenden und abwertenden Kommentare zu den angesprochenen Schülern möchte ich mich lieber nicht weiter äußern ...

Kurt Kroneberger,

Kiebitzweg 17,

65719 Hofheim



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