Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung:Die Engerlinge im Beet

Der Rosenkäfer ist gut mit Beinen ausgestattet, im Gegensatz zu den Larven, aus denen er sich entwickelt.

Kelkheim (ks)Kürzlich rief mich eine Nachbarin an und sagte, sie habe „in Mengen“ große Engerlinge in einem Hochbeet gefunden und ob ich ihr nicht sagen könne, wie die Tiere heißen und was man mit den vielen Exemplaren machen solle. Sie kam vorbei und zeigte mir die Tiere in einem Glas mit feuchter Erde.

Sie waren weißgrau, mit einem dunkleren Hinterteil und einem dunkelgelben Kopf. Was sofort auffiel: Die Tiere hatten am Abdomenende keine Beine. Da war sofort klar, es musste sich um Käferlarven handeln und nicht um die eines Schmetterlings, deren Larven ja ebenfalls in der Erde vorkommen können. Aufgrund der Größe der Tiere und ihrem Aussehen tippte ich sofort auf die Larven des Rosenkäfers.

Es hätten jedoch auch diejenigen des Nashornkäfers sein können, denn diese sehen denen des Rosenkäfers ähnlich. Auch sie können zum Beispiel im Kompost vorkommen oder in Rindenmulch. Ihre Larven werden aber bis zu zwölf Zentimeter lang und fingerdick. Da hätten die vorliegenden Exemplare noch viel zu fressen.

Ebenfalls sehr ähnlich sind die Larven des Maikäfers, doch diese leben im Boden und fressen die Wurzeln vor allem junger Pflanzen, wodurch sie schädlich werden. Im Garten kommen sie – Gott-sei-Dank – nur selten vor.

Doch was tun mit den Tieren? Die Nachbarin sagte, dass etwa 100 Engerlinge in dem gar nicht großen Beet seien. Das ist eine wahrlich große Anzahl von Käferlarven. Da musste etwas getan werden, denn die schönen Rosenkäfer stehen unter Naturschutz. Sie waren im Jahre 2000 das Insekt des Jahres. So war klar, die Tiere sollten am Leben bleiben und durften keinesfalls im Abfall landen.

Die mitgebrachten Larven waren etwa zwei Zentimeter lang und somit bald ausgewachsen. Ihre Gesamtentwicklung dauert zwei bis drei Jahre.

Am Ende der larvalen Entwicklung verpuppen sie sich in der Erde. Es resultiert ein tönnchenförmiger Kokon, der zum großen Teil aus dem Umgebungsmaterial gebaut wird. Er wird im Herbst gefertigt, und im darauffolgenden Jahr schlüpft der Käfer.

Da bei mir im Garten jedes Jahr die schön metallisch-goldenen Käfer im Frühjahr immer den Flieder aufsuchen, um Nektar aufzunehmen, dauerte es auch nur wenige Tage, bis ich die ersten Freilandtiere umherschwirren sah.

Doch waren es in diesem Jahr deutlich weniger als früher. Während die Holzbienen (Kelkheimer Zeitung, Juli 2022), in größerer Anzahl gleich neben dem Fliederbusch auf einem blühenden Judasbaum eifrig nach Nahrung suchten, sah ich die großen Käfer jeden Tag immer nur in wenigen Exemplaren um die Fliederbüsche fliegen.

Da kamen die „massenhaften“ Engerlinge gerade recht. Die Nachbarin sagte zu, sämtliche Tiere aus dem Beet herauszusuchen, bevor es neu bepflanzt werden sollte, und gleich nebenan im Kompost auszusetzen.

Auch in meinem Kompost fanden einige Exemplare eine neue Heimat. Beim Ausheben eines Loches im feuchten Substrat kamen gleich zwei weitere Tiere zum Vorschein. Sie hatten ebenfalls eine Größe von etwa zwei Zentimetern und werden noch bis zum kommenden Jahr im Kompost zubringen. Die Larven ernähren sich von weichen Holzresten und Kompost. Sie sind eifrige Humusbildner und somit bei der Umsetzung der Kompostabfälle beteiligt. Sie haben damit eine wichtige Funktion im Kompost.

Sollten Sie, liebe Leser ebenfalls beim Umsetzen des Kompost auf die Engerlinge stoßen, dann setzen Sie sie bitte in einem anderen Komposthaufen wieder aus, bittet und rät Klaus Schurian.

Weitere Artikelbilder



X