Reges Interesse an der Bürger-Waldbegehung – der Wald leidet und braucht Ruhe

BM Albrecht Kündiger, Revierförster Hendrik Bickel und Naturschutzdezernent Wolf-Dieter Hasler präsentieren die Kelkheimer Waldkarte.Fotos: Johannes Dill

Kelkheim (jd) – Am 13. Mai fand die 16. Bürger-Waldbegehung der Stadt Kelkheim am Rettershof statt. Treffpunkt war der große Parkplatz. Vor einigen Interessenten wurden von HessenForst Infos zum Thema „Maßnahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung im Klimawandel“ gegeben. Aufgabe von HessenForst ist es, den hessischen Wald nachhaltig, wirtschaftlich und unter besonderer Berücksichtigung des Gemeinwohls zu bewirtschaften. HessenForst betreut im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde rund 760 Naturschutzgebiete in Hessen. Die Fläche der Schutzgebiete beträgt etwa 37.000 ha, wobei ein Großteil der Fläche aus Wald besteht, besonders aus hessischem Staatswald. Die Forstämter planen und organisieren Pflegemaßnahmen in diesen Naturschutzgebieten und überwachen die Einhaltung der jeweiligen Schutzbestimmungen.

Hendrik Bickel, der Kelkheimer Revierförster von HessenForst, berichtete, dass es aufgrund des Klimawandels nur noch 16% Fichtenwald gibt und es würden immer mehr Fichten verschwinden. Nach wie vor gibt es viele Laub- und Mischwälder und es bestehen Pflegemaßnahmen bei Lärchen, die noch sehr gesund sind und vorhandene Mischwälder erweitern könnten. Fallende Bäume, durch Unwetter und Klimawandel verursacht, stellen ein Problem dar und deshalb soll der Wald zwischen Rettershof und Schneidhain vorerst stillgelegt werden. Davon verspricht man sich eine Beruhigung des Waldes. Es sollte nicht mehr Holz genutzt werden, als nachhaltig nachwächst.

Bei der Waldbegehung waren auch Magistratsmitglieder, Forstamtsleiter Sebastian Gräf und der Naturschutzdezernent in Kelkheim, Wolf-Dieter Hasler, anwesend und beantworteten die Fragen der Teilnehmer. Bürgermeister Albrecht Kündiger betonte, dass die Nachfrage der Bürger, sich im Wald aufzuhalten, riesengroß sei. Aber das Problem ist die Frage, was ist noch möglich und wo sind die nicht mehr zumutbaren Grenzen für den Wald? Denn der Wald und das darin befindliche Wild braucht Ruhephasen und Ruhezeiten. Albrecht Kündiger wies auch auf das Ärgernis des aktuellen Leinenzwangs hin. Während die Hundehalter dagegen sind, seien die Landwirtschaft betreibenden Menschen und die Natur- und Tierschützer dafür. Und zum Thema Wassernotstand in Kelkheim berichtete der Bürgermeister, dass Kelkheim dabei sei, zahlreiche Gumpen (Versickerungsgruben) im Stadtgebiet Kelkheim und im Kelkheimer Wald zu installieren, wobei viele schon fertiggestellt sind, damit Regenwasser nicht unnötig wegfließt und besser ins Erdreich versickern kann.

Revierförster Hendrik Bickel bestätigte, dass die Einrichtung von Gumpen zum Versickern des Regenwassers von der Bevölkerung besonders in Fischbach sehr positiv angenommen wird. Der Kelkheimer Wald sei sehr groß, der Privatwald eher nebensächlich und spiele keine große Rolle. HessenForst würde den Privatwald zwar mit betreuen, aber die Besitzer müssten auf HessenForst zukommen. Insgesamt, so Bickel, hat der Kelkheimer Wald eine Größe von 630 ha. Die Zusammensetzung bestehe zu einem Drittel aus Eichen, einem Drittel aus Buchen und 16% aus Fichten, die aber immer mehr auf dem Rückzug sind. Der Rest bestehe aus Mischwald mit Ahorn, Douglasien und Kastanien. Jedes Jahr gebe es örtliche Kontrollen besonders an den Waldrändern, um festzustellen, welche Bäume krank sind und für die Menschen und den Verkehr gefährlich sein könnten. Als aktuelles Beispiel zeigte der Revierförster einen Baum neben dem öffentlichen Weg zum Rettershof, der durch Fäule gefährlich wurde und deshalb gefällt werden musste. Forstamtsleiter Sebastian Gräf berichtete, dass die Bäume oft tückisch sind. Sie sehen gesund aus, aber sie seien krank. Oft sei das Wurzelwerk geschädigt oder es gebe Anzeichen für Fäulnis. Sein Statement gipfelte in dem Satz: Die Wurzeln der Bäume sind der Spiegel der Baumkronen. Wenn die Kronen beschädigt sind, sei dies ein Alarmsignal. Nach der Waldbegehung wurden die anwesenden Teilnehmer mit einer Erfrischung belohnt.

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