Stromspar-Check für einkommensschwache Haushalte – Stadt und Bürgerstiftung helfen

Alles kommt auf den Prüfstand: die Heizung, der Wasserverbrauch, der Stromverbrauch. Energiefresser werden so aufgespürt und können gegebenenfalls ausgewechselt werden. So zum Beispiel der Kühlschrank, denn in die Jahre gekommene Geräte verbrauchen Unmengen an Strom. Hier gibt es dann auch finanzielle Unterstützung. Foto: stromspar-check.de

Kelkheim
(ju) – Die Zeiten sind hart. Die Lebenshaltungskosten steigen rasant, alles wird teurer – Lebensmittel, Benzin, Gas und Strom. Diese Preiserhöhungen treffen vor allen Dingen die einkommensschwachen Haushalte. Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen zahlen sollen.

Kostenlose Beratung

Die Stadt Kelkheim ist deswegen froh, dass sie in Kooperation mit dem Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. am Stromspar-Check teilnehmen kann. Ziel ist es, Menschen mit geringem Einkommen die Teilhabe an der Energiewende zu ermöglichen und ihnen zu helfen, ihre Energiekosten zu minimieren, sodass ihnen diese zusätzliche Belastung im Alltag erleichtert wird. In dem bundesweiten Projekt Stromspar-Check werden Haushalte mit geringem Einkommen (Empfänger von Transferleistungen wie beispielsweise ALG 2, Grundsicherung oder Wohngeld) in der eigenen Wohnung kostenlos zum Energiesparen sowie zum Klimaschutz im Alltag beraten.

Gefördertes Programm

Ulrich Schäferbarthold, heute im Unruhestand, hatte vor Jahren als Abteilungsleiter bei der Caritas das Konzept der kostenlosen Energieberatung für einkommensschwache Haushalte mitentwickelt. Der sogenannte Energiesparservice entstand damals in Frankfurt und erlangte schon bald große Publicity, sodass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (damals noch Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) unter der Leitung von Sigmar Gabriel auf das Konzept aufmerksam wurde und es seitdem unterstützt. Jährlich fließen so rund 10 Millionen Euro in die Förderung dieses Programms, das den Namen Stromspar-Check erhielt.

Fingerspitzengefühl

Die Stadt Kelkheim, die als Kommune in den Stromspar-Check mit aufgenommen wurde, ist sich der Brisanz des Themas bewusst. „Viele haben Berührungsängste, wollen nicht in diese Ecke gestellt werden, dass sie um Almosen betteln müssen, oder wollen keine Fremden in ihre Wohnung lassen“, ist sich Gunda Lenk vom Amt für Soziales bewusst. Die Fachfrau, die hauptsächlich in der Seniorenarbeit tätig ist, kennt ihre Klientel gut. Gerade hier sei es wichtig, eine gewisse Seriosität zu schaffen, Sorgen zu nehmen. Um die 1.000 Haushalte beziehen in Kelkheim in irgendeiner Form Transferleistungen. „Keiner gibt gern zu, dass er seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann und auf Hilfe angewiesen ist. Wenn sie dann noch etwas von Sparen hören, sagen sie sich, sie sparen doch eh schon, wo soll da noch was gehen?“ Die Erfahrung zeige aber auch, dass die Menschen sehr dankbar sind, wenn sie die Hilfe doch angenommen haben. Es ist also viel Fingerspitzengefühl gefragt, um alle zusammenzubringen. Dazu beitragen können auch die Berater, die zum Check in die Haushalte kommen. Bei ihnen handelt es sich meist um Langzeitarbeitslose, die speziell für den Stromspar-Check qualifiziert und befähigt wurden. Menschen also, die wissen, wie übel einem das Leben mitspielen kann.

Stromspar-Check – so funktioniert‘s

Doch wie funktioniert denn jetzt der Stromspar-Check und wie wird geholfen? Ein ausgebildeter Stromsparhelfer der Caritas besucht Interessenten nach einer Terminvereinbarung zuhause. Beim ersten Besuch geht es vor allem darum, die Strom- und Wasserverbräuche der vorhandenen Geräte zu erheben sowie das Heizverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner zu besprechen. Des Weiteren werden auch die Jahresabschlussrechnungen für Strom und Gas überprüft. Durch die Eingabe der aufgenommen Verbräuche in eine Datenbank werden die Einsparpotenziale durch Einbau und Nutzung von Soforthilfen ermittelt und ein Kurzbericht erstellt. In einem zweiten Besuch erhält der Haushalt seinen individuellen Auswertungsbericht, welcher vor Ort den Bewohnern erklärt wird. Gleichzeitig werden die notwendigen Soforthilfen (abschaltbare Steckerleisten, LED-Leuchten, Perlstrahler, Zeitschaltuhren, Wassersparduschköpfe, Thermometer für den Kühlschrank etc.) eingebaut und praktische Tipps zum Nutzerverhalten gegeben. Das Ganze kostenlos für den Haushalt. Für den Fall, dass ein besonders alter und ineffizienter Kühlschrank in der Wohnung vorhanden ist, gibt es noch einen 100-Euro-Gutschein für ein modernes und energieeffizientes Gerät. Und hier kommen dann auch die Stadt Kelkheim und die Bürgerstiftung wieder mit ins Spiel. Denn dass so ein Programm unterstützt und angekurbelt wird, sei selbstverständlich, so Bürgermeister Albrecht Kündiger. So steuern die Stadt und die Bürgerstiftung jeweils 50 Euro für einen neuen Kühlschrank bei, sodass Haushalte auf 200 Euro Unterstützung kommen. Das Angebot gilt allerdings nur für die ersten 50 Interessenten des Stromspar-Checks, die nach der Überprüfung einen neuen Kühlschrank benötigen.

Um zu schauen, wie die Umsetzung der Einsparmöglichkeiten erfolgte, werden regelmäßig bei einem dritten Besuch die tatsächlichen Einsparungen evaluiert. In den meisten Fällen übersteigt die tatsächliche Einsparung sogar die berechnete.

Die Einsparpotenziale sind enorm. Vom Stromspar-Check profitieren nicht nur die Haushalte mit durchschnittlich 186 Euro im Jahr, sondern auch die Kommunen und der Bund. „Durch die Beratung setzt bei Vielen auch ein Prozess ein, seine eigenen Verhaltensweisen zu hinterfragen und eine Veränderung herbeizuführen“, weiß Gunda Lenk.

Die Stadt Kelkheim beteiligt sich, neben dem Gutschein, beim Stromspar-Check vor allem in der Bereitstellung von Informationen (Flyer, Hompage etc.) in den entsprechenden Einrichtungen (Jobcenter, Seniorenberatungsstellen, Sozialamt), um für das Projekt zu werben, und hilft bei der Koordinierung. Die operative Umsetzung der Beratung erfolgt über den Stromsparhelfer des Caritasverbandes.

Infos und Anmeldung

Die Teilnahme am Stromspar-Check ist freiwillig. Interessierte Haushalte können sich unter folgenden Kontaktdaten beim Stromsparhelfer melden:

Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V., Telefon 0611-6092348, E-Mail: stromsparen[at]caritas-wirt[dot]de. Weitere Informationen unter www.caritas-wiesbaden-rheingau-taunus.de oder www.stromspar-check.de



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