25 Jahre im Dienste der Kinder für mehr Selbstständigkeit

Seit 25 Jahren werden Kinder mit cerebralen Behinderungen in Königstein nach der ungarischen Petö-Methode therapiert – eine Aufgabe, die der Förderverein Kinderneurologie in den vergangenen zehn Jahren selbstständig stemmt und deswegen nun Grund zum Feiern hatte.

Königstein (el) – „Den Menschen und seine Persönlichkeit ganzheitlich und komplex fördern, so dass eine frühestmögliche Inte-gration erreicht werden kann“. Seit 25 Jahren wird dieses Leitmotiv des ungarischen Arztes András Petö in Königstein umgesetzt. 1992 waren es Eltern von kleinen Patienten der ehemaligen Taunusklinik, die zusammen mit dem Königsteiner Arzt Dr. Michael Rochel, der als Erster in Deutschland diese Methode der Konduktiven Förderung von Kindern mit cerebralen Erkrankungen untersucht hat, angwandt haben. „Damals war Petö für viele noch ein Fremdwort“, blickte Monika Benz auf die Anfangszeit des Instituts für Kinderneurologie zurück, dessen Therapie-Arbeit nun seit zehn Jahren vom Förderverein Kinderneurologie mit Räumlichkeiten in den City Arkaden in Königstein fortgesetzt wird. Ein Grund zum Feiern gab es am vergangenen Wochenende, das insgesamt 25 Jahre konduktive Förderung nach dieser Methode markiert, die Sprache, Bewegung und Rhythmus verbindet, so dass Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen in ihrer motorischen, sprachlichen, geistigen und sozialen Entwicklung gefördert werden. Benz: „Alle Aktivitäten sind auf den Alltag ausgerichtet und unterstützen systematisch sowie altersgerecht die Weiterentwicklung des Kindes.“ Vorrangiges Ziel sei es, für jedes Kind – trotz teilweise umfangreicher körperlicher und geistiger Behinderung – die größtmögliche Selbstständigkeit im Rahmen seiner Möglichkeiten zu erreichen. Dabei spricht die Vorsitzende des Fördervereins aus eigener Erfahrung, denn ihr heute 14-jähriger Sohn kam erstmals im Alter von zwei Jahren in Berührung mit dieser Methode, die alle Sinne anspricht. Damals kontaktierte sie Dr. Rochel, um in den Genuss der Therapie zu kommen, die viermal im Jahr einige Wochen am Stück durchgeführt wird. „In den meisten Fällen handelt es sich um eine Gruppentherapie“, weiß Benz zu berichten, denn die Kids würden voneinander lernen und daher biete eine Gruppe Mehrwert. Ihr Sohn freue sich stets, wenn er auf die anderen Kinder treffe, denn sie wären alle über die Jahre miteinander aufgewachsen. Wie ihrem Sohn geht es auch Zoe, 14 Jahre alt, die über ihre eigene Therapie sagt: „Ich trainiere gerne in Königstein, weil ich immer mit einem Erfolgserlebnis nach Hause gehe. Es ist auch schön, dass wir in einer kleinen Gruppe zusammen trainieren können.“ Eine Familie aus Eltville beschreibt ihre Erfahrungen mit Petö so: „Wir machen seit Frühjahr 2017 bei den Petö-Blöcken in Königstein mit, und Michel macht stetig Fortschritte. Er kann inzwischen weitestgehend alleine essen und trinken, ist zufriedener und hat vor allem mehr Vertrauen in die eigene Bewegung und Kraft gewonnen.“

„Seit über 30 Jahren erlebe ich als Kinderneurologe täglich aufs Neue, wie Eltern behinderter Kinder mit großem persönlichem Engagement ihr Schicksal in die Hand nehmen. Sie entwickeln dabei eine ungeahnte Kreativität und beweisen Ausdauer und Durchhaltevermögen, selbst in ausweglos erscheinenden Situationen“, schreibt Dr. Michael Rochel in seinem Grußwort zum Jubiläum.

Auch die weiteren Vorstandsmitglieder engagieren sich ehrenamtlich im Verein und sind selbst Eltern betroffener Kinder, die darüber hinaus den Verein noch so wirtschaftlich betreiben, dass er sich selbst tragen kann. Natürlich ist man dabei auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen, denn die Therapie hat auch ihren Preis. Seit einigen Jahren wird man von der Rheinberger Stiftung unterstützt, ebenso vom „Inner Wheel“ der Rotary Damen aus Bad Homburg und punktuell auch von Einzelspendern. Was Benz und die anderen Vorstandsmitglieder überaus freut, ist, dass unter den Sponsoren auch ein prominenter Königsteiner ist, der fest mit seiner Heimatstadt verwurzelt ist: der Wolfsburger Fußballprofi Sebastian Jung. Und das sagt der Fußballer über seine Motivation, diesen Verein unterstützen zu wollen: „Die Kinder sind Leistungssportler mit dem klaren Ziel, Selbstständigkeit zu lernen. Eigentlich sind sie unsere Vorbilder.“ Außerdem sei auch der hessische Finanzminister Schäfer als Schirmherr ein treuer Unterstützer der Arbeit, der vor zwei Jahren am Nikolaustag vorbeischaute und versprach, es auch dieses Jahr zu tun.

Großer Dank gebührt auch den Therapeuten, den sogenannten „Konduktoren“, die den Therapieerfolg gewährleisten. Dabei sind alle Therapieeinheiten doppelt besetzt und das mit Konduktoren, die ausschließlich in Ungarn, dem Ursprungsland dieser Methode, ausgebildet wurden.

„Die Überlegung, wie sich Eltern fühlen müssen, die ihrem Kind diese Unterstützung aus finanziellen Gründen verwehren müssen, da Petö leider immer noch nicht von den Krankenkassen anerkannt ist, ist uns ein täglicher Ansporn für unsere Arbeit. Aber auch hier helfen wir vom Förderverein Kinderneurologie Königstein e.V., indem wir diese Familien durch Spendengelder finanziell unterstützen“, sagt Monika Benz, die zum Jubiläumsfest circa 80 Freunde, Unterstützer und Familien begrüßen konnte. So fand ein reger Austausch auch unter Menschen statt, die von weit her kommen und sonst nicht die Zeit für einen lockeren Plausch haben.



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