Energiewende auch von Einzelinteressen abhängig

Unser Leser Erwin Hasselbach, Königstein, schreibt uns zum Thema „Energiewende“, das wir in der Königsteiner Woche Nr. 21/2014 unter der Überschrift „Energiewende ja – aber mit Maß und Ziel aufgegriffen hatten.

Es ist erfreulich und sehr begrüßenswert, wenn ein Leistungskurs der Sekundarstufe II am Taunusgymnasium sich in einem Forum mit den Fragen der Energiewende befasst. Die Berichterstattung darüber in dieser Zeitung erweckt jedoch beim Leser den Eindruck, als hätten die geladenen Fachleute zu diesem Thema weiter nur die Argumente von gestern, ja mehr noch von vorgestern ausgetauscht.

Wer wirklich die öffentliche Debatte in der Sache aufmerksam und ohne „Interessenbrille auf der Nase“ verfolgt, hat längst ein anderes Wissen zum Stand der Entwicklung. Richtig ist sicher, dass die Energiewende als ein gesamtgesellschaftliches Projekt gesehen werden muss, aber gleichwohl von massiven Einzelinteressen beherrscht wird. Leider wird die Politik dabei ihrer Aufgabe, das Gemeinwohl als Leitlinie zu sehen, nicht gerecht und unterliegt ebenfalls ganz massiven Lobby- und Wirtschaftsinteressen der Energiekonzerne und anderer Industrien. Tatsache ist aber inzwischen, dass der neue Strom mittels Voltarik und Wind schon fast 25 Prozent unseres Energiebedarfs deckt und an der Strombörse in Leipzig die angebotenen Strommengen meist so groß sind, dass die großen Energieverbraucher heute billigeren Strom beziehen als je in der Vorzeit.

Die zur Gesamtfinanzierung einstweilen erforderlichen EEG-Umlagen, für die über 2.000 Betriebe in Deutschland eine Ausnahmeregelung eingefordert und leider auch von der Politik erhalten haben, ist objektiv in vielen Fällen nicht begründet.

Auch das Todschlagargument, dass sonst viele Arbeitsplätze in Deutschland verloren gingen, weil die Unternehmen ihren Sitz ins Ausland verlegen würden, ist schlicht falsch, da in den meisten EU-Europa-Ländern inzwischen die Energie teurer ist als hier im Land, worauf neutrale Energieexperten in den Anhörungen immerwieder hinweisen. Ob die Energiewende bis zum Jahr 2030 oder erst 2050 geschafft sein wird, hängt ganz davon ab, ob sie weiter von massiven Einzelinteressen (Bundesländer, Kommunen, Konzerne bis hin zu Einzelpersonen) am Vorankommen behindert wird.



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