Forellenweg: Anwohner wollen nachbarschaftsverträgliche Lösung und bauen auf Einfluss des Magistrats

Ganz rechts im Bild das betreffende Grundstück im Forellenweg, fotografiert aus dem gegenüberliegenden Schlafzimmerfenster, das hier gerade einmal 2,80 Meter von den Eingangstüren der betroffenen sieben Reihenhäuser entfernt ist. Archivfoto: Schemuth

Königstein (el) – Der Forellenweg – schon seit Anfang des Jahres genießt dieser Straßenname einen hohen Aufmerksamkeitsgrad in der Stadt und beschäftigt Anwohner und Politiker gleichermaßen. Dabei ist der Name synonym für ein Bauvorhaben, das im Umfeld, vor allem bei den direkt angrenzenden Nachbarn auf Unverständnis stößt. Und das nicht etwa, weil hier eine Unterkunft für Flüchtlinge errichtet werden soll, wie die Sprecher der Aktionsgemeinschaft Forellenweg stets und von Anfang an betont haben. Vielmehr sei ihr Anliegen ein anderes: Sie hatten immer für eine Lösung plädiert, die die Unterbringung auf 50 Flüchtlinge begrenzt, während der private Investor, der die Unterkunft für den Kreis plant, anfangs etwa 166 Asylbewerber berücksichtigen wollte. Inzwischen ist aber auch diese Zahl vom Tisch, auch deshalb, weil sich die Parlamentarier Königsteins noch im Februar in einer fraktionsübergreifenden Erklärung für eine Lösung ausgesprochen hatten, die eine Unterbringung von bis zu 100 Menschen vorsieht.

Mittlerweile sind wieder einige Monate vergangen und das Thema ist zwar für so manchen vom „Radar“ verschwunden, hat aber nichts an seiner Aktualität verloren. Im Gegenteil: In einem offenen Brief haben in diesen Tagen einige von diesem Projekt betroffene Familien erneut auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht und an den Bürgermeister, die Parlamentarier und den Magistrat appelliert. Denn es steht zu erwarten, dass der Bauantrag mittlerweile gestellt ist und auf seine Genehmigung durch den Kreis wartet. „Wir sind unmittelbare Nachbarn des geplanten Flüchtlingsheims im Forellenweg. Niemand versteht in der Bevölkerung, warum in der jetzigen Situation ein neues Heim für 99 Flüchtlinge gebaut werden soll, das für so viele Menschen überhaupt nicht in die Umgebung passt“, schildert Anwohner Manfred Hoerr als umittelbar betroffener Nachbar der geplanten Unterkunft das Dilemma, mit dem sich er und weitere Familien konfrontiert sehen. Hoerr schreibt an die politisch Verantwortlichen gerichtet: „Uns ist bekannt, dass der Kreis die Errichtung des Flüchtlingsheims mit den Investoren betreiben will. Da ja leider offensichtlich der Kreis trotz des starken Rückgangs der Flüchtlingszahlen und vorhandener offener Plätze auf der Errichtung besteht, möchten wir Sie bitten, ihren Einfluss im Baugenehmigungsverfahren gegenüber dem Kreis geltend zu machen. Sie werden im Rahmen der Baugenehmigung gehört – bitte sprechen Sie sich für unsere Belange aus!“ Man sei nicht generell gegen das Projekt, das hatte auch die Sprecherin der Aktionsgemeinschaft Forellenweg, Dr. Charlotte Eckhardt-Letzelder stets betont. Man suche den Dialog mit der Stadt und dem zuständigen Kreis.

Auch Kreisbeigeordnete Katrin Hechler habe sich viel Zeit genommen, um hinzuhören, was die Anlieger bewegt. Geschehen ist allerdings nichts. Die Planung war jedoch vor wenigen Monaten noch nicht so konkret wie sie heute zu sein scheint, was zur Folge hat, dass der offene Brief mit konkreten Forderungen bzw. Anliegen der Anwohner aufgesetzt wurde. Dabei wäre es laut Letzelder für die Planer „eine Kleinigkeit und für die Anwohner eine Riesensache“, wenn sich, wie auch Manfred Hoerr in seinem offenen Brief vom 16. Oktober festhält, der Magistrat im Rahmen seiner Möglichkeiten während des Baugenehmigungsverfahrens dafür starkmachen würde, dass – nicht wie geplant – ein großer Sozialraum für die 99 Personen genau vor ihren Schlafzimmerfenstern in den bisherigen Garagen entsteht. Vielmehr wünschen sich die Einwohner im Sinne einer nachbarschaftlich verträglichen Lösung, dass alle Gemeinschaftsräume/Aufenthaltsräume in Richtung des Forellenwegs abgewandt von den unmittelbaren Nachbarn errichtet werden! Dort gäbe es keine direkt angrenzenden Wohnhäuser und der Eingangsbereich zum Grundstück Forellenweg sei ebenfalls dort. Das sei für alle Seiten von Vorteil, so das Argument verbunden mit der nochmaligen Bitte an die Magistratsmitglieder sich für die Belange der Anwohner einzusetzen und nur dann ihr Einverständnis als Stadt zum Bauvorhaben zu geben, wenn dieser Gesichtspunkt (Errichtung der Sozial- und Aufenthaltsräume ausschließlich in Richtung Eingangsbereich Grundstück Forellenweg) realisiert werde.

„Möchten Sie vor Ihrem Schlafzimmerfenster einen Gemeinschaftsraum für 99 Personen?“, fragt Hoerr und führt weiter aus: „Wir müssen alle arbeiten und früh aufstehen, die Flüchtlinge dürften einen anderen Tagesablauf haben. Wenn unsere Nachtruhe nicht gewährleistet ist, sind Probleme vorprogrammiert. Wir wollen auch nicht permanent die Polizei rufen müssen. Die Stadt Königstein sollte die diesbezüglich allgemein bekannten Probleme aus dem Haus Michael, Bischof-Kaller-Straße in Königstein, doch bitte nicht im Forellenweg wiederholen.“

Darüber hinaus sei die Errichtung eines Sozialraums direkt gegenüber der angrenzenden Häuser auch für die Flüchtlinge nicht sinnvoll, sie könnten nach der den Anwohnern bekannten Planung den Raum nur über das Außengelände erreichen. In diesem Zusammenhang fragt sich der Schreiber des Briefes auch, ob überhaupt geprüft wurde, ob die ehemaligen Garagen keine belastenden Rückstände enthalten?

Alexander Hees, Fraktionsvorsitzender der CDU, hat auf den neuesten offenen Brief reagiert, nachdem dies auch schon zuvor mit der ALK und der FDP weitere Fraktionen getan hatten, die von den Anliegern Anfang Oktober angeschrieben und um eine Reaktion gebeten wurden. Alexander Hees schreibt nun aufgrund der jüngsten Entwicklung: „Wir nehmen Ihren Vortrag hinsichtlich der Gemeinschaftsräume ernst und leiten Ihre Bitte an die Stadträte (Magistrat) sowie an die zuständige Dezernentin Frau Hechler, die auf Kreisebene Vertragspartei mit den Eigentümern der Liegenschaft im Forellenweg ist, weiter. Ich muss Ihnen gegenüber so fair sein und Ihnen mitteilen, dass die Stadtverordneten bei Baugenehmigungen keinen parlamentarischen Einfluss haben.“ Seiner Fraktion und ihm bleibe nur, sich der Bitte der Anwohner des Forellenweges gegenüber dem Magistrat und der Kreisdezernentin anzuschließen und ihr Nachdruck zu verleihen. Dies würde man im Gespräch mit Bürgermeister Helm und der Kreisbeigeordneten Katrin Hechler gerne tun.

Er gehe davon aus, dass man im Hinblick auf die Gemeinschaftsräume auf einem guten Weg sei, denn Herr Helm habe in der letzten Stadtverordnetenversammlung bereits mitgeteilt, dass er die Gründe der Anwohner hinsichtlich der Gemeinschaftsräume nachvollziehen könne sie bei der Baugenehmigung zu berücksichtigen versuche. Die Entscheidung über die Baugenehmigung werde letztlich in Bad Homburg getroffen.

Magistrat steht zur Flüchtlingsunterkunft im Forellenweg

Königstein (hhf) – Grundsätzlich, so die Antwort des Bürgermeisters auf eine Anfrage im Stadtparlament, bestehen die Verträge bezüglich des Baus einer Flüchtlingsunterkunft im Forellenweg zwischen dem Hochtaunuskreis und den Bauherren, „da hat die Stadt nichts zu sagen“, auch nicht bezüglich der internen Raumaufteilung und damit der Frage, wo die Gemeinschaftsräume liegen sollen. Dennoch sehe man vieles nicht als unsinnig an, schließlich sei ein erneuter Anstieg der aktuell sinkenden Flüchtlingszahlen absolut nicht ausgeschlossen.

Außerdem erinnerte Leonhard Helm daran, dass derzeit zum Beispiel das städtische Gelände am Kaltenborn noch behelfsweise mit Asylanten belegt ist, und das wird schließlich längerfristig „für anderes gebraucht“, die Idee eines Umzuges des Bauhofes dorthin steht immer noch im Raum.



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