Herz in Gefahr – Herzinfarkt und dessen Therapie

Königstein – Im Rahmen der Herzwochen 2015 veranstalteten die Deutsche Herzstiftung und die Klinik Königstein der KVB an der Sodener Straße ein Herzseminar. Das Thema des Abends hieß „Herz in Gefahr – Herzinfarkt und dessen Therapie“. Dr. Gerhard Toepel, Chefarzt der KVB-Klinik Königstein, begrüßte die trotz Wintereinbruchs gekommenen gut 80 Interessierten mit einer Einführung in das Thema und das Programm des Abends. Er wies auf die Leistungen der Deutschen Herzstiftung in der breit angelegten Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung über HerzKreislaufkrankheiten und deren Gefahren und über Therapiemöglichkeiten hin. Die Deutsche Herzstiftung habe in diesem Monat bereits mehr als 90.000 Mitglieder (Patienten, Angehörige und Ärzte).

Im ersten Vortrag erklärte Oberarzt Dr. Walter Magnet die Hintergründe für die Entwicklung eines Herzinfarkts und was bei einem Herzinfarkt am Herz passiert. Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist die häufigste Herzerkrankung. Schätzungsweise sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an der KHK, der Vorläuferkrankheit des Herzinfarkts. Einen Herzinfarkt erleiden nach Schätzungen jährlich 290.000 Menschen in Deutschland. Die koronare Herzkrankheit beginnt früh, oft schon Jahrzehnte vor dem Herzinfarkt. Viele der lebensbedrohlichen Folgen dieser Erkrankung der Herzkranzgefäße, also der Adern, die das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, lassen sich durch rechtzeitige Erkennung und Behandlung vermeiden. Unser Lebensstil und die sich daraus entwickelnden Risikokrankheiten wie Bluthochdruck, Blutfettwerterhöhung, Diabetes, Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung sind für die Entstehung der KHK verantwortlich. Nur in etwa 30 Prozent kündigt sich ein drohender Herzinfarkt mit der typischen Brustenge bei Belastung oder auch im Ruhezustand an. 70 Prozent erleiden den „Infarkt aus heiterem Himmel“, der zu etwa einem Drittel tödlich endet. Brustenge (Angina pectoris) tritt nur bei hochgradig engen Herzkranzgefäßen auf. Weniger enge Gefäße können aber so genannte instabile Gefäßwand-ablagerungen (Plaques) haben, die plötzlich aus der Gefäßwand in das Gefäß aufbrechen und die eigentlich wohl gemeinte Blutgerinnung auslösen. Die Blutgerinnung ist dafür da, dass wir bei einer Gefäßverletzung nach außen nicht verbluten. Wird sie aber innerhalb eines Gefäßes ausgelöst, führt sie dazu, dass ein Blutpfropf (Gerinnsel) das betroffene Gefäß innerhalb von Sekunden vollständig verstopft. Die Zellen hinter diesem Gerinnsel bekommen dann keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe mehr. Die betroffenen Zellen sterben ab. Genau das passiert bei einem Herzinfarkt. Dr. Magnet veranschaulichte diesen Vorgang in einem Zeitraffervideo. Die abgestorbenen Zellen geben chemische Stoffe, die Herzenzyme, an das Blut ab.

Diese sind durch eine Blutentnahme messbar. Neben typischen und gefährlichen EKG-Veränderungen bei einem Herzinfarkt bildet sich an dieser Stelle später in der Herzmuskelwand eine Narbe aus Bindegewebe. Diese Narbe kann nicht mehr zur Pumpleistung des Herzens beitragen. Ist diese Narbe groß, kommt es zur Herzschwäche. Bei einem drohenden Herzinfarkt ist es wichtig sofort den Notarzt über die „112“ zu rufen. Unter anderem kann ein erstes EKG klären, ob ein akuter Herzinfarkt vorliegt.

Aus diesem Grund gab es für die Besucher vor den Vorträgen und in der Pause die zahlreich genutzte Möglichkeit, bei der Leitenden MTA, Frau Annette Graf, ein EKG schreiben zu lassen. Dieses wurde vor Ort von den anwesenden Ärzten ausgewertet.

Nach der Pause erläuterte Dr. Toepel, Internist, Kardiologe und Präventivmediziner, die moderne, erfolgreiche Therapie gegen den Herzinfarkt. Diese setze genau bei den instabilen Gefäßablagerungen an und trage zum Schutz vor dem „Infarkt aus heiterem Himmel“ bei. Die Plaques werden durch ein Gesamtpaket aus gesundem Lebensstil und Medikamenten stabilisiert. Die meisten der im ersten Vortrag genannten Risikofaktoren seien glücklicherweise durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung Stressabbau und Nichtrauchen positiv beeinflussbar. Die moderne in der Zusammensetzung und Menge gesunde Ernährung nach den Leitlinien der wissenschaftlichen Fachgesellschaften ist hoch wirksam und darf darüber hinaus heute auch gut schmecken und zur Lebensqualität und -freude beitragen. Sich selbst kasteiende Crash-Diäten sind heute out und werden in der Klinik Königstein der KVB schon lange nicht mehr angeboten. Ziel sei es durch eine lebenslang gesunde Ernährung, das Herzinfarktrisiko nachhaltig positiv zu beeinflussen. Gesunde Ernährung besteht aus regelmäßig Gemüse und Obst, Vollkornprodukten und zweimal in der Woche Fisch, sparsamen Verzehr von Fleisch, Wurst und Milchprodukten und eher Nutzung von pflanzlichen Ölen. Genussmittel wie Schokolade und Süßigkeiten seien nicht verboten, wenn sie maßvoll genossen würden. Alkoholische Getränke seien sicher keine Medizin. Habe aber ein Patient keinen Grund ganz oder teilweise darauf zu verzichten, könne ein Genuss in Maßen auch zur Lebensfreude beitragen. Klug sei, wer darüber hinaus das Rauchen einstellt und regelmäßig Ausdauersport betreibt. Dabei ist es wichtig, dass man im Training nicht an die Grenze der Belastbarkeit geht, sondern bei ca. nur 75 Prozent der individuell, maximal möglichen Herzfrequenz, die man in einem Belastungs-EKG ermitteln kann, mehrmals in der Woche über 30 bis 45 Minuten trainiert. Dr. Toepel erklärte auch die Wirkungen der nach einem Herzinfarkt wertvollen Medikamente wie Betablocker, ACE-Hemmer, Blutplättchen-Hemmer und Cholesterinsenker, die den gesunden Lebensstil abrundeten. Gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, dass die Medikamente besser wirken und oft in der Dosis reduziert werden können. So kann man sich vor den gefürchteten Nebenwirkungen der Medikamente schützen. Erst wenn in einer Herzuntersuchung schwere Herzkranzgefäßveränderungen nachgewiesen werden, kommen Therapien wie der Ballonkatheter, die Stent-Implantation oder die Bypass-Operation zur Anwendung. Die Interessierten nutzten nach den Vorträgen die Gelegenheit für zahlreiche Fragen an die Referenten. Für weitere Informationen: www.herzstiftung.de.

Die Veranstalter des Herzseminars Dr. Gerhard Toepel (v. li.), Sonja Wessely und Christina Hartmann (beide Deutsche Herzstiftung) Annette Graf, Dr. Walter Magnet.



X