Holde Liebesweisen im HdB mit Samantha Gaul und Christopher Park

Ein Hauch von Frühling im Haus der Begegnung mit Samantha Gaul (Sopran) und Christopher Park (Piano). Foto: privat

Königstein (aks) – Elfenhaft leicht und in Frühlingsfarben gewandet schwebt die 23-jährige Sopranistin Samantha Gaul auf die Bühne. An ihrer Seite der junge Pianist Christopher Park, der dem Königsteiner Publikum bestens bekannt ist. Er ist nicht nur ein herausragender Solist, sondern ein einfühlsamer Liedbegleiter am klangschönen Steinway-Flügel im Haus der Begegnung. „Das Veilchen“ von Mozart stimmt das Publikum ein auf Gauls zarte helle, aber variantenreiche Stimme. Sie wirkt zerbrechlich und mädchenhaft, ihr Gesang aber ist alles andere als fragil. Ihr Vortrag, der vom Barock bis in die Moderne reicht, ist über jeden Zweifel erhaben, sie erreicht mühelos alle hohen Töne und singt mit einer Expression, der vielleicht noch eine gewisse Reife fehlt, die sie aber mit Reinheit und Klarheit wettmacht. Ihr Schauspiel ist entzückend, eher zurückhaltend, aber spätestens bei den Strauß-Liedern verkörpert sie glaubhaft Liebesfreude, Abschied und Liebesschmerz. Das ist auch das Thema des Nachmittags im HdB, wo es um Blumen, Liebe, Tod, Vergessen und Sehnsucht geht. Da schwingt immer eine leise Wehmut mit, die sich mit der Musik in die Herzen schleicht. Nicht jede Liebe endet glücklich: Da werden Mädchen verlassen („Verlassenes Mägdlein“ von Hugo Wolf) oder die Damen geben sich spröde und lachen ihre Liebhaber aus („Die Spröde“, ein Goethe-Gedicht, vertont von Hugo Wolf), da naht der Valentinstag, der fröhlich begrüßt wird, oder der Geliebte liegt bereits auf der Bahre, beides Kompositionen von Richard Strauß, der 220 Lieder hinterließ: Lieder für die Seele, fast rauschhaft geprägt vom Stil Richard Wagners. Strauß’ Lieder für Solostimmen gelten als äußerst anspruchsvoll, vor allem was den Klavierpart angeht. Christopher Park interpretiert die Kompositionen eher dezent. Nie übertönt er die sehr helle Sopranstimme Samantha Gauls, sondern beide Künstler scheinen sich vollkommen einig in ihrer wunderbaren Symbiose, die den Zauber dieses Nachmittags ausmacht.

Liebe und Tod begleiten unser Leben, so ist der Titel auch gleichzeitig Programm: „Bedeckt mich mit Blumen, ich sterbe vor Liebe“, eine Komposition von Hugo Wolf. „Die Engel Gottes weinen, wo Liebende sich trennen...“

Durch die raumhohen Fenster des Hauses der Begegnung sieht man, wie als herrliches Naturschauspiel langsam die Sonne untergeht.

Es darf geschmunzelt werden, wenn Mozart die Väter vor den Männern, die „stets zu naschen suchen“ warnt und ihnen den Rat mit auf den Weg gibt, doch „ihre Zuckerplätzchen“ wegzusperren. „Väter, läßt‘s euch Warnung sein: Sperrt die Zukkerplätzchen ein!“ Das ist Mozart, wie er leibt und lebt, musikalisch fröhlich mit einem Hauch von Unbekümmertheit wie Papageno in der Zauberflöte. Unter die Haut geht das letzte Lied „Morgen“ von Richard Strauß, dem Christopher Park eine besondere entschleunigte Nuance verleiht. Souverän und ruhig leuchtet Strauß’ Musik in Parks Spiel. Die Zeit scheint stillzustehen. So leise und innig hat man das Intro selten gehört und so mancher verdrückt ein paar Tränen – so schön ist die Musik. Der Gesang der Sopranistin ist mit Parks Ausdruckskraft kongenial, eher verhalten als wuchtig wie die vergleichsweise kraftvolle Stimme einer Jessye Norman.

Das hat seinen Reiz, der Zuschauer spürt die Klänge wie einen leisen Schauer und nicht wie ein gewaltiges Spektakel. Die verhaltene Interpretation der beiden jungen Musiker ist hochsensibel und macht den Liedervortrag zu einem besonderen Erlebnis.

„Morgen“ wurde gedichtet von John Henry Mackay, den Strauß in Berlin getroffen hatte:

Und morgen wird die Sonne wieder scheinen,

und auf dem Wege, den ich gehen werde,

wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen

inmitten dieser sonnenatmenden Erde.

Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen,

werden wir still und langsam niedersteigen,

stumm werden wir uns in die Augen schauen,

und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen.

Die Debussy-Zugabe zeigt, wie variabel Samantha Gaul ist, lobenswert ist auch ihre gute französische Aussprache: Brava!



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