Königstein/Rheingau (sr) – Wie ist das eigentlich, wenn man in der Fremde freundlich aufgenommen wird? Was heißt Gastfreundschaft im täglichen Leben? Was sind Formen des Willkommenseins? Mit diesen Fragen beschäftigen sich – auch vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage – in diesem Jahr die Pfadfinder der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) in ganz Deutschland. Auch die Königsteiner Georgspfadfinder nehmen sich dieses Themas an (wir berichteten). Und so erlebten über das lange Fronleichnams-Wochenende 86 kleine und große Pfadfinder auf einem Lagerplatz oberhalb der Weinberge von Östrich-Winkel im Rheingau im wahrsten Sinne des Wortes „Gastfreundschaft“.
Bereits während der Wanderung vom Bahnhof hinauf zum Zeltplatz halfen sich die Kinder und Jugendlichen gegenseitig beim Tragen des Gepäcks. Kurz vor dem Zeltplatz wurde einem jeden dann sogar das Gepäck abgenommen und eine erfrischende Wassermelone gereicht. „Herzlich willkommen!“ stand in großen Lettern über dem Eingangsbereich zum Lagerplatz. „Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche mit wachen Augen durch die Welt gehen und begreifen, was um sie herum geschieht“, sagt Jutta Schultejans, Vorsitzende bei den Königsteiner „Pfadis“. „Daher nehmen wir uns aktueller Themen an und integrieren sie in unsere Gruppenstunden und Zeltlager.“
Wie gut das mit der Gastfreundschaft funktioniert, konnten die Pfadfinder bei den gemeinsamen Mahlzeiten erfahren. Jede Gruppe, von den Wölflingen (Sechs- bis Achtjährige) bis zu den Rovern (18 plus), kochte einmal für eine andere Gruppe. „Andere einladen, ihnen etwas Gutes zu essen bieten und gemeinsam die Mahlzeiten zu genießen. Das ist Gastfreundschaft im Kleinen“, betont Schultejans. „Es gehört aber auch dazu, einmal Gast zu sein und sich einladen zu lassen!“ Gekocht wird bei den Pfadfindern übrigens mit möglichst regionalen und fairen Lebensmitteln über dem Lagerfeuer.
Aber nicht nur innerhalb der Gruppe erfuhren die Mädchen und Jungen mit ihren Gruppenleitern ein herzliches Miteinander. Als sich eine Leiterin an einer Säge verletzt hatte, nahm ein wanderndes Ärztepaar aus Östrich-Winkel, das zufällig zu dieser Zeit am Zeltplatz vorbeikam, die Verletzte mit in die eigene, eigentlich geschlossene, Praxis. Kein langes Warten im Krankenhaus und beste Versorgung vom Hausarzt. Auch das ist Gastfreundschaft.
Die übrige Zeit verbrachten die Pfadfinder, ganz im Sinne des eigenen Mottos „Zusammen unterwegs“, mit vielen Abenteuern. Das gehört zum Pfadfindersein schließlich auch dazu. Staudamm-Bauen im angrenzenden Waldgebiet am Bach, Geländespiele und Nachtwanderung sowie gemeinsame Zeit am Lagerfeuer. Das Besondere: Das Programm ergibt sich aus den Ideen der Kinder. „Wir wollen kein fertiges Programm vorsetzen“, sagt Schultejans und erklärt das Konzept der Pfadfinder so: „Kinder und Jugendliche brauchen Zeit, um eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Die Pfadfinder geben dafür den Rahmen.“
Damit das auch in Zukunft gut gelingt, werden weitere Gruppenleiter benötigt. „Die Warteliste ist lang, mehr als 15 Kinder in einer Gruppe ist für uns nicht machbar“, sagt Schultejans. „Egal ob gerade 18 oder schon erwachsen. Pfadfinder werden und mithelfen ist immer möglich!“ Weitere Informationen zu den Pfadfindern unter www.dpsg-koenigstein.de.
Gemeinsam unterwegs: Die Königsteiner Pfadfinder erlebten viele Abenteuer im gemeinsamen Zeltlager.