Erleichterung pur bei Aufsichtsratsvorsitzendem Landrat Ulrich Krebs (CDU), Bürgermeister Leonhard Helm (CDU), der Geschäftsführerin der Hochtaunus-Kliniken Dr. Julia Hefty und dem Geschäftsführer des St. Josef-Krankenhauses Ulrich Lange (von links)
Fotos: S. Puck
Königstein (pu) – Für das Sankt-Josef-Krankenhaus sind jüngst im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung der Hochtaunus-Kliniken Sankt-Josef-Krankenhaus Betriebs GmbH richtungsweichende Weichen für eine dauerhafte Standort- und Existenzsicherung gestellt worden.
Über Details informierten am Montagmorgen Aufsichtsratsvorsitzender Landrat Ulrich Krebs (CDU), Bürgermeister Leonhard Helm (CDU), die Geschäftsführerin der Hochtaunus-Kliniken Dr. Julia Hefty und der Geschäftsführer des St. Josef-Krankenhauses Ulrich Lange im Rahmen eines kurzfristig anberaumten Pressegesprächs.
Erfolgsgeschichte fortsetzen
Demzufolge ist beabsichtigt positiven Erfahrungen Rechnung tragend den schon 2016 eingeschlagenen Weg weiterzugehen und die seitdem auf einer der Stationen betriebene Geriatrie mit bisher 20 Betten um eine zweite Station auf insgesamt 45 Betten zu erweitern. „Das geriatrische Angebot ist vom ersten Tag an auf hohe Akzeptanz und große Nachfrage gestoßen, die damaligen hohen Erwartungen sind noch übertroffen worden, dadurch besteht nahezu 100 Prozent Auslastung“, berichtete Landrat Krebs. Darauf fußend sei nach enger und vertrauensvoller Abstimmung mit dem Hessischen Sozialministerium betreffend der Weiterführung des Versorgungsauftrags der Antrag auf Umwandlung in ein reines Fachkrankenhaus für Geriatrie gestellt worden. Nach den Worten des Landrats wird das altersheilkundliche Angebot „von älteren Menschen direkt aus Königstein aber auch weit darüber hinaus, angenommen“. Das schlage sich in Zahlen ausgedrückt in der Behandlung von jährlich etwa 300 Patienten bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von drei Wochen nieder.
Rückgang bei Fallzahlen
Diese positive Rückmeldung kommt für die Entscheidungsträger des kleinsten hessischen Krankenhauses wie gerufen, denn der heutigen Situation des Gesundheitswesens entsprechend krankt es im Gegensatz zunehmend an der Auslastung der vorhandenen Kapazitäten in den Belegabteilungen durch die stetige Abnahme an stationären Leistungen. Daran änderte auch die Aufnahme der Belegärzte aus dem im September letzten Jahres geschlossenen Marienkrankenhauses Flörsheim nicht viel.
Den fatalen Rückgang der Fallzahlen und dessen Auswirkungen hatte Geschäftsführer Ulrich Lange parat. Habe man 2015 noch von 1.300 Fällen ausgehen können, seien es schon ein Jahr später 400 weniger gewesen. Diese Zahl ging im letzten Jahr nochmals um 200 zurück und selbst im laufenden Wirtschaftsjahr sei die Nachfrage nach stationärer Behandlung im St. Josef-Krankenhaus lediglich leicht gestiegen. „Das reicht einfach nicht, um die vorgehaltenen Ressourcen dauerhaft auslasten zu können“, unterstrich Lange. Seit 2015 würden im Prinzip nicht mehr als durchschnittlich sechs bis acht Betten von den Belegabteilungen genutzt. Die verhängnisvolle Auswirkung der sinkenden Fallzahlen allein 2017: 800.000 Euro Defizit! „Die Veränderungen im Gesundheitssystem haben Belegkliniken in den letzten Jahren das Leben immer schwerer gemacht“, führte die Geschäftsführerin der Hochtaunus-Kliniken Dr. Julia Hefty, vor Augen.
Lange Tradition
Dieser Negativtrend war 1990 alles andere als absehbar, als die damaligen großen Zukunftssorgen des kleinen Krankenhauses offenkundig wurden und man händeringend nach einer tragbaren Lösung suchte. Das am 15. Februar 1912 nach dreijähriger Bauzeit eingeweihte Krankenhaus wurde von den als Schwestern tätigen Armen Dienstmägde Jesus Christi, im Volksmund Dernbacher Schwestern genannt,
betrieben. Infolge personeller Nöte, fehlenden finanziellen Mitteln und Perspektiven drohte die Schließung.
Nach Protest der Bevölkerung mit mehr als 6.000 Unterschriften zum Erhalt des Krankenhauses erklärte sich die Stadt Königstein zur Weiterführung als GmbH bereit, in Erbpacht übernahmen die Schwestern den Betrieb. Dieses Geschehen datiert aus dem Jahr 1991. Auch mit finanzieller Hilfe unter anderem des Landes Hessen und des neu gegründeten Fördervereins konnten Erneuerungsmaßnahmen ebenso umgesetzt werden wie die Errichtung eines modernen Operationssaals mit Klimaanlage in einem Anbau. Seitdem ist das Hospital ein reines Belegarzt-Krankenhaus.
Weitsichtiger Meilenstein
Ein weiterer Meilenstein zur Standort-Sicherung wurde Ende November 2015 gesetzt durch die ab 1. Januar 2016 erfolgte Übernahme von 51 Prozent der Trägerschaft durch die Hochtaunus-Kliniken, 49 Prozent verblieben bei der Stadt Königstein im Taunus. Daraus resultierend trug die Kurstadt allein von den 800.000 Euro Defizit des letzten Jahres 300.000 Euro. Nachdem der städtische Anteil 2016 auf 400.000 Euro gedeckelt war, reduzierte er sich jährlich um 100.000 Euro. Das bedeutet für das kommende Jahr nur noch 100.000 Euro an zu stemmenden Kosten, wobei man sich von der Umwandlung in eine Fachklinik für Geriatrie für die Zukunft eine kostendeckende Arbeit erhofft.
Nische
Dementsprechend spürbar lagen Erleichterung und Vorfreude in der Luft. Laut Auskunft von Landrat Ulrich Krebs besteht für die aktuell noch im Sankt-Josef-Krankenhaus tätigen Belegärzte aus zwölf Praxen die Möglichkeit, an die Standorte Bad Homburg und Usingen zu wechseln, „soweit Interesse besteht“. „Es muss wegen der anstehenden Veränderung keine Operation ausfallen!“
„Wir sind froh, dass wir mit der Geriatrie nun einen Schwerpunkt gefunden haben, der sich enormer Nachfrage erfreut und die Zukunft des Sankt-Josef-Krankenhauses dauerhaft sichert. Und gerade für ältere Menschen und ihre Angehörigen ist die zentrale Lage hier in der Altstadt unschlagbar“, freute sich Bürgermeister Helm über die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte.
„Mit dieser gefundenen Nische, die der demografischen Entwicklung Rechnung trägt, hoffen wir, dass wir am Markt bestehen können“, gab der Landrat seiner Zuversicht Ausdruck. Bei der Altersheilkunde steht im Vordergrund sowohl frisch operierte Patienten wieder möglichst in den Zustand zu versetzen, in dem sie vorher waren als auch Menschen, die gesundheitlich stabilisiert werden müssen, durch den konzentrierten Einsatz von Ärzten und Therapeuten wieder fit zu machen.
Nach Erteilung des Bescheides durch das Sozialministerium, das nach Aussage des Aufsichtsrats entsprechende positive Signale ausgesendet hat, werden die heutigen Belegärzte in die Hochtaunus-Kliniken an deren anderen Standorten integriert und die bisherige Belegstation für die geriatrische Nutzung vorbereitet. „Wir gehen davon aus, dass wir den Wechsel im ersten Halbjahr 2019 vollziehen können“, zeigten sie sich zuversichtlich.