„Der Tourismus in Königstein berührt jeden“

Bürgermeister Leonhard Helm (li.), Burgfräulein Nora I. und ihre Hofdame Helen sowie Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr halten die Bestätigung von höchst offizieller Seite in den Händen, das Prädikat „Heilklimatischer Kurort“ für Königstein und Falkenstein, überreicht von Horst Wenzel vom Regierungspräsidium. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Wo Kur draufsteht, muss auch Kur drin sein. Wie viel Wahrheit darin steckt und welche oftmals unterschätzte Bedeutung der Tourismus für die Kurstadt hat, weiß kaum jemand in Königstein besser einzuordnen als Kurgeschäftsführerin Almut Boller. Dabei hätte sie sich keinen besseren Rahmen aussuchen können als jenen am Dienstagabend im Haus der Begegnung, um der 80-jährigen Tradition Königsteins als Heilklimatischer Kurort in eine neue, strahlende Zukunft zu verhelfen. Zusammen mit weiteren Experten auf diesem Gebiet sprach die Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes, dessen Geschäftsstelle auch in Königstein angesiedelt ist, über die Bedeutung von Kur und Tourismus für die Stadt mit ihren über 16.000 Einwohnern. Dr. Manfred Zeiner, Geschäftsführer der dwif-Consulting GmbH, Thomas Reichert, Vizepräsident der IHK Frankfurt am Main, und Leonhard Helm, Bürgermeister der Stadt Königstein, begaben sich zusammen mit Boller und Moderator Stefan Jung auf Spurensuche.

Allerdings sollte es auch einen aktuellen, höchst erfreulichen Anlass für die prominent, unter anderem mit Landrat Ulrich Krebs (CDU), Landtagsabgeordneten Jürgen Banzer (CDU) und weiteren Gesichtern aus der Kommunalpolitik besetzten Veranstaltung geben. Es galt, nicht nur das stolze Jubiläum 80 Jahre Heilklimatischer Kurort zu feiern, sondern diesem Qualitätssiegel auch eine nach außen hin sichtbare Geste folgen zu lassen. Dabei übernahm Horst Wenzel vom Hessischen Fachausschuss für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen beim Regierungspräsidium Kassel, die ehrenvolle Aufgabe, mit der Verleihung der Prädikatisierungs-Urkunde, ein Ausrufezeichen hinter einen langen Prozess zu setzen, bei dem es für die Kurstadt galt, bestimmte, eng definierte Kriterien zu erfüllen. Doch nicht nur für die Kurstadt, sondern auch für den Ortsteil Falkenstein sollte dies ein Jubeltag werden, konnte sich doch deren Ortsvorsteherin Lilo Majer-Leonhard zeitgleich über einen positiven Bescheid für Falkenstein als Heilklimatischen Kurort freuen.

Das Doppelprädikat, das seit 2011 gemeinsam turnusgemäß nach bestandener Prüfung an Königstein und Falkenstein verliehen wurde, sei eine schöne Auszeichnung für alle, die hier leben, freute sich Bürgermeister Leonhard Helm und maß dieser Anerkennung umso mehr Bedeutung bei, als dass sie in Zeiten knapper kommunaler Finanzen und begrenztem Spielraum stattfindet. Mit dieser Prädikatisierung sieht der Bürgermeister viele Vorteile für die Bürger verbunden. Vor allem würden sie den damit einhergehenden, höheren Lebenswert für sich ausschöpfen können. Und dank einer neuen Richtlinie, die erlaubt, dass der Abschluss des Überprüfungsverfahrens mit einem entsprechenden Rahmen wie am Dienstag versehen wird, hatten die Bürger auch Gelegenheit, sich von den hervorragenden Bedingungen vor ihrer Haustüre aus nächster Nähe zu überzeugen. Eine Gelegenheit zum Austausch und der Information, die ruhig hätte von noch mehr Menschen genutzt werden können. Dabei hätten sie feststellen können, dass es sich um einen wahren Fragenkatalog handelt, den es abzuarbeiten gilt, ehe sich eine Stadt mit einem Prädikat schmücken kann, das dem Tourismus zuträglich ist. Da gilt es unter anderem, Einrichtungen vorzuhalten, die dem Erhalt der Gesundheit dienen. Die Kurstadt verfügt über fünf Kliniken, die allesamt den Wirtschaftsfaktor „Kur“ über die Grenzen Königsteins hinaustragen. Darüber wusste auch Dr. Uta Amelung zu berichten, deren Vater Prof. Dr. Walther Amelung dafür verantwortlich war, dass das Heilklima-Prädikat nach Königstein gebracht wurde. Auch heute noch sei das Heiklima von immenser Bedeutung, versicherte sie. Es empfehle sich bei den unterschiedlichsten Indikationen. Nur die Krankheitsbilder, mit denen man es zu tun habe, hätten sich gewandelt. Waren es früher Tuberkulose Patienten, denen eine Frischluft-Kur in Königstein verordnet wurde, sind es heute Menschen mit seelischen Leiden, denen ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft gut tun. Auch Almut Boller konnte während der sich anschließenden Podiumsrunde bestätigen, dass die Kur für alle da ist und alles andere als angestaubt sei. Sie habe auch neue Begriffe wie „Medical Wellness“ überlebt und finde nun in den Kurorten zum Teil auf Selbstzahlerbasis statt und habe eine völlig neue Qualität.

Mit dieser hohen Auszeichnung gehe allerdings auch eine Verpflichtung sowie eine Herausforderung einher, richtete Stadtverordnetenvorsteher Robert Rohr Worte des Dankes an alle, die in Königstein mit der Kur in Verbindung stehen und standen. Wie etwa Almut Boller, die den Prozess der Prädikatisierung begleitet hat, oder aber ihr Vorgänger Rainer Kowald, der seinerseits dafür gesorgt hat, dass der Bekanntheitsgrad von Königstein mit den Jahren gestiegen ist. Posthum galt es auch Dank zu sagen an den geistigen Vater der Kur in Königstein, an den „Wasserdoktor“ Georg Pingler. „Fünf Große Kliniken“, „Zwei Burgen“, „Zentrale Lage“, Schlagworte wie diese verbindet Rainer Kowald mit Königstein. Voraussetzung hierfür: „Wir brauchen ein funktionierendes Kurwesen.“ Und dazu gehöre auch eine Attraktion wie das Kurbad. Der Tourismus, ein wichtiger Standortfaktor im Vordertaunus? Eine Frage, die Landrat Ulrich Krebs nur bejaen konnte, schließlich ist das Mittelgebirge in nur 30 Autominuten von Frankfurt aus zu erreichen. In diese besondere Qualität müsse investiert werden, so dass das Geld auch zurückkommt, gab Jürgen Banzer zu bedenken, was an sich auch eine perfekte Überleitung für den folgenden Vortrag von Dr. Manfred Zeiner, dwif-Consulting GmbH, war, der nur so mit Zahlen um sich warf, diese allerdings auch für alle verständlich zu interpretieren wusste. Nach und nach schälte Zeiner anhand des Zahlengerüstes wichtige Aussagen heraus, die ein klares Bild von einem Standortfaktor zeichneten mit einem Potenzial, das bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Man muss sich nur die Mühe machen, die damit verbundenen Möglichkeiten auch in Chancen für den Einzelhandel, die Dienstleister und die Gastronomie umzumünzen. Bei über 270.000 Übernachtungen sind das eine Menge Möglichkeiten, wobei die Dunkelziffer noch viel höher liegen dürfte, da die Privatbesuche hier nicht erfasst sind. Als „große Unbekannte“ bezeichnete Zeiner die Tagesgäste, an die 900.000 im Jahr und diese Gäste würden überall Geld ausgeben, wenn man ihnen die Chance dazu gibt. Jeder weiß ja auch von sich selbst, dass im Urlaub bekanntlich das Portemonnaie lockerer sitzt.

„Der Tourismus in Königstein berührt jeden“ – eine Aussage, die der Statistiker auch damit untermauerte, dass man sich vorstellen muss, dass etwa 930 Menschen in Königstein locker primär vom Tourismus leben könnten und dass allein 6,4 Millionen Euro jährlich an den Fiskus fließen, nur weil es den Tourismus in der Kurstadt gibt.

Man könnte durchaus sagen, dass Königstein ein touristischer „Hotspot“ ist, wie Stefan Jung anmerkte. Der Tourismus sei eine Wohlfühlbranche, da sei Musik drin, befand Thomas Reichert, Vizpräsident der IHK Frankfurt und versicherte: „Königstein ist eine der Juwelen der Region.“



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