Verlässt Kirche in Not Königstein?

Aussendung der Kapellenwagen im Jahr 1951 vor der heutigen internationalen Zentrale von Kirche in Not.

Königstein – Im Jubiläumsjahr des 100. Geburtstages des Gründers des weltweiten Hilfswerkes Kirche in Not Pater Werenfried von Straaten wird Königstein von Plänen überrascht, dass das internationale Büro des Werkes Königstein verlassen will. Für die Gebäude ist zwar eine Sanierung nötig, bei der der Denkmalschutz sicher ein gewichtiges Wort mitreden wird. Aber deshalb die Zentrale verlassen?

Wer in verschiedenen Ländern vor allem in Osteuropa erlebt hat, wie bekannt dort der Name Königstein ist, kann von den Plänen nur betroffen sein, die von der Direktorenkonferenz des Werkes und seinem Generalrat vorgelegt werden. Zwar ist das Werk 1947 in Tongerlo entstanden, aber seit dem ersten Besuch des Speckpaters 1948 in Königstein ist unsere Stadt untrennbar mit dem Werk der Ostpriesterhilfe verbunden, die ihren Namen dann in Kirche in Not änderte, als P. Werenfried nach dem Tod von Weihbischof Adolf Kindermann sein römisches Büro nach Königstein verlegte. Heute ist das Werk in über 140 Ländern der Welt tätig, aus denen Bischöfe, Kardinäle und Ordensobere ihre Hilfsgesuche nach Königstein richten. Königstein selber hat mit dem Werenfried-Platz und dem Denkmal für die drei „Königsteiner Kirchenväter“ die Bedeutung des legendären Speckpaters erkannt. Die Königsteiner Bürger haben Unterschriften gesammelt und das Haus der Begegnung vor dem Abbruch gerettet, das mit Pater Werenfrieds Hilfe erstellt wurde. Außerdem geht es um einige Wohnungen im Unterhaus und zwei dazugehörige Gebäude. Es geht auch um zahlreiche Arbeitsplätze in der Zentrale des Werkes Kirche in Not in Königstein. Insider bedauern, dass eine neue Generation von Mitarbeitern und vor allem die meisten Direktoren und Geschäftsführer der 16 nationalen Büros nicht mehr die Bedeutung Königsteins für das Werk kennen. Königstein ist heute nicht nur in aller Welt ein Begriff, sondern bedeutet für die Menschen, die seit 1947 von ihm Hilfe bekommen haben, sehr viel. Ja, es ist ein Stück Heimat. Heute können wir feststellen, dass mit der Abwicklung des Albertus-Magnus-Kollegs seit 1996 auch die Weichen gestellt wurden für das Ende der katholischen Vertriebenenseelsorge. Ist die geplante Abwanderung von Königstein auch eine Abwendung vom Geist des Gründers? Für deutsche Wohltäter des Werkes bedeutet Kirche in Not „Königstein“. Eine Verlegung der internationalen Zentrale ist deshalb eine Zäsur, die einem Abschied von P. Werenfried bedeuten würde und einen Abschwung des Werkes in Deutschland und anderen Büros, die noch wissen, was Königstein für das Werk bedeutet. Der internationale Vorstand von Kirche in Not sollte alles tun, um diesen Schaden vom Werk abzuhalten.

Manfred Colloseus

(Kommentar des Verfassers: Wer wie ich seit der Wende im Osten Europas mit der Kolpingfamilie viele der Länder teilweise mehrfach bereiste und dabei erfahren konnte, wie positiv der Name Königsteins durch Pater Werenfrieds Hilfswerk bis heute besetzt ist, kann wenig Verständnis für die sich abzeichnende Entwicklung aufbringen.)



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