Wunderbar „Vergeigt“ – Caroline Adomeit zu Gast im HdB

Geigerin Caroline Adomeit (li.) und Nadiya Kholodkova am Klavier begeisterten und berührten ihr Publikum. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Unter dem Motto „Tango meets Polka“ gastierte die junge Ausnahmegeigerin Caroline Adomeit, gemeinsam mit der Pianistin Nadiya Kholodkova erstmals im Haus der Begegnung. Im Rahmen der „Königsteiner Kammerkonzerte Tilman Köster“ präsentierte sie ihren Zuhörern eine bunte, luftige Mischung aus Tango, Polka und klassischen Stücken überwiegend russischer Meister. Mit ihrer fröhlichen, offenen und charmanten Art bezauberte die junge Geigerin im Nu ihr Publikum und wurde für ihre außergewöhnlichen Interpretationen mit großem Applaus belohnt. Das Besondere an den präsentierten Musikstücken der beiden Konzertantinnen war, dass fast alle an diesem Abend gespielten Stücke ursprünglich nicht für die Violine geschrieben worden waren, sondern es sich in den meisten Fällen ursprünglich um reine Klavierstücke handelte.

Sowohl die Tango- und Polkamelodien von Manuel de Falla oder Astor Piazolla als auch die Klavierpreluden von Schostakowitsch wurden für das Spiel auf der Violine „trans-kribiert“, also umgeschrieben (Transkription bedeutet grundsätzlich die Umarbeitung eines musikalischen Werkes für eine neue Besetzung).

Im Fall von Caroline Adomeit wurden die Musikstücke somit auf die Geige umgeschrieben – oder wie sie es mit einem charmanten Lächeln nannte, „vergeigt“. Das Duo Adomeit/Kholodkova entfesselte ein wahres Feuerwerk an stimmungsvollen Melodien, das ihre Zuhörer zunehmend begeisterte. Zauberhaft dynamisch, mit viel Esprit und unglaublich charmant trug Caroline Adomeit im ersten Teil des Konzertes die überwiegend spanischen Melodien vor. Von traurig und kraftvoll über gefühlvoll filigran bis zum Sehnsuchtsvollen gelang es ihr spielerisch, diese großen Emotionen musikalisch auf ihre Zuhörer zu übertragen. Fröhlich beschwingt die Polka, kraftvoll dynamisch der Tango – perfekt transportiert von einem wunderbaren Duo zweier charakterstarker Frauen. Steht auch die Geige im Vordergrund, so ist zum virtuosen Klavierspiel anzumerken, dass die Begleitung perfekt abgestimmt war, was bei einem Tango oft nicht einfach ist, denn dessen Melodiesprünge sind eine Herausforderung für jeden Pianisten. So kam dann auch der „Le Grand Tango“ von Piazzola rassisch, lyrisch und auch ein wenig jazzig daher. Kraftvoll und mit viel Spielfreude umgesetzt, bildete er mit einer Interpretation des „Oblivion“ einen fulminanten Abschluss der ersten Konzerthälfte.

Nach der Pause lag der musikalische Schwerpunkt auf den russischen Meistern. Im Hinblick auf ihre neue CD „Visions“ interpretierte Caroline Adomeit nun Klavierstücke von Prokofiev, Rachmaninov und Schostakowitsch neu. Wer nun aber, ob der Komponistenauswahl, an schwere Kost dachte, wurde positiv überrascht. Auch hier wechselten sich romantische Stücke von Debussy mit den Charakterstücken der russischen Meister ab – luftig, beschwingt und humorvoll interpretiert und vorgetragen. Das Spiel von Caroline Adomeit begeisterte und berührte das Publikum sehr. Die Nocturne in cis-Moll mit ihrer wunderschönen, romantischen Melodie ergriff die Zuhörer dermaßen, dass man nach Beendigung des Spiels für Sekunden eine Stecknadel hätte fallen hören können – so unglaublich still war es im Saal. Zum Schluss hatten die beiden Damen noch einen musikalischen Leckerbissen für ihr Publikum. Die Königsteiner kamen in den Genuss einer Neuinterpretation der Musik eines großen Meisters, die zugleich auch eine Uraufführung war. Caroline Adomeit und Nadiya Kholodkova hatten selbst die „Italienische Polka“ von Sergei Rachmaninov transkribiert und spielten diese Komposition nun erstmalig vor ihrem Königsteiner Publikum. Die Spielfreude war den beiden Musikerinnen bei diesem fröhlichen und beschwingten Stück deutlich anzumerken und so war es auch hier eine Leichtigkeit für sie, das Publikum an diesem schönen Abend zu begeistern.



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