Auf Zeitreise mit der Kulturgesellschaft: Von Lichtbildvorträgen bis „Theater in der Werkstatt“

Die Kulturgesellschaft feiert Geburtstag und dazu gab es ein Ständchen von Kuperschmidts Klezmer Musik Band für die Vorstandsmitglieder Hermann Groß (li.) und Rainer Kowald sowie die Vorsitzende Almut Boller und natürlich für die zahlreichen Gäste, die mitfeierten.

Foto: Schemuth

Königstein (el) – Sie wurde vor 60 Jahren gegründet, in einer Zeit, in der die Lichtbildervorträge samt Vorführung von Dias noch ein Großereignis waren, auf das man sich schon Wochen im Voraus freute. Die Rede ist von der Königsteiner Kulturgesellschaft, dem kleinen, aber feinen Verein in Königstein, der seit vielen Jahrzehnten einen erheblichen Beitrag zur Vielfalt des kulturellen Lebens in Königstein leistet. Auch das Jubiläum wurde am vergangenen Wochenende nicht etwa als Großereignis, sondern fein-nuanciert, mit jeder Menge Atmosphäre gefeiert. Auf ein außergewöhnliches Programm mit dem charismatischen Walter Renneisen am Freitag und dem musikalisch-genialen Stalburg-Trio am Samstag folgte eine äußerst stimmige Geburtstagsparty samt hessischem Spezialitäten-Büfett. Bei Handkäs und Kartoffelsalat plauderte man familiär miteinander und lauschte zwischendurch gerne den Klängen von Roman Kuperschmidts Klezmer Musik Band, die ebenfalls eine Entdeckung der jüngsten Zeit ist.

Dass Alt-Bürgermeister Antonius Weber unter den Gästen weilte, hatte auch einen weiteren besonderen Grund: Er war es, der vor 33 Jahren in puncto Gründung der Kulturgesellschaft den Stein ins Rollen brachte. Seine Feststellung, die ebenso trocken wie zutreffend von Kulturgesellschafts-Vorstands-mitglied Rainer Kowald aufgegriffen wurde: „Da müssen wir wat tun!“ Die Initiative von Weber im Jahre 1983 sollte Früchte tragen in einer Zeit, in der die Aktivitäten der Kulturgesellschaft über längere Zeit brach gelegen hatten. Dies sei damit begründet, dass die ursprüngliche Impulsgeberin für die Vereinsgründung, die Opernsängerin Marga Reith Ernst, 1981 verstorben sei. 25 Jahre lang hatte Reith Ernst sich zuvor im kulturellen Bereich engagiert und einiges in puncto Theater, Literatur und Kunst in Königstein bewegt. Auch die beliebten Lichtbildvorträge hätten zum Angebot von damals gehört, fasste Vorstandsmitglied und Lokalhistoriker Hermann Groß in seinem Rückblick zusammen.

Nun war es Anfang der 80er-Jahre das Anliegen von Bürgermeister Weber, dass sich wieder etwas in der Kurstadt in puncto Kultur tut. So geschah es, dass er den Falkensteiner Hermann Groß ins Rathaus zum „Brainstorming“ einlud. Bis 2010 hatte Groß dann den Vorsitz der Kulturgesellschaft inne und wurde dabei bestens von Rainer Kowald – „unser Macher“, wie Groß zu sagen pflegt – unterstützt. Eine Idee von Kowald, die auf Anhieb großen Zuspruch fand: Die Reihe „Mittwochs im Park“, die zehn Jahre lang ein großer Renner war. Dies auch dank der mitwirkenden Juristenband aus Wiesbaden. Weiterhin ein belebendes Element war das Engagement von Bürgermeister Weber, der auch zum Stadtjubiläum 1988 auf die Vereine zuging und ihnen Mitgestaltungsmöglichkeiten bot.

„60 Jahre sind eine lange Zeit“, stellte auch die heutige Kulturgesellschafts-Vorsitzende Almut Boller fest. Man versuche eine Rolle im Leben in Königstein zu spielen. Ein bescheidenes Statement angesichts der vielen Veranstaltungen, die die Kulturgesellschaft zur Unterhaltung der Kulturliebhaber schon durchgeführt hat und das auf hohem Niveau. Damit alles wie am Schnürchen läuft, bedarf es natürlich auch verlässlicher Partner wie der Stadt, ihrem Betriebshof und auch Sponsoren wie dem KTC. Ohne Sponsorengelder hätte man langjährige Veranstaltungsreihen wie das beliebte „Theater auf der Burg“ gar nicht erst auf die Beine stellen können, so Boller, die sich gleichzeitig für das langjährige finanzielle Engagement von KTC und Taunus Sparkasse bedankte.

Helene Fischer, Tony Marschall, Klaus Lage – sie alle waren schon auf der Königsteiner Burg zu Gast im Rahmen von „Theater auf der Burg“. Für das ehemalige Frankfurter Volkstheater ist die Burgruine sogar so etwas wie ein „Wohnzimmer“ gewesen, erinnert Rainer Kowald nicht ohne Wehmut an die schöne Kooperation, die man seit 1992 und über 20 Jahre lang mit dem ehemaligen Ausbildungs- und Kommunikations-Zentrum der Dresdner Bank und seinem damaligen Geschäftsführer Kurt Desselmann gehabt habe. Desselmann war es, der entschied, das Geld, das man sich als Unternehmen sparte, indem die Kurtaxe Anfang der 90er-Jahre nun nicht mehr an die Stadt Königstein entrichtet werden musste, stattdessen in das kulturelle Leben von Königstein zu investieren. Premiere hatte das „Theater auf der Burg“ mit „Krach in Chiozza“ und dem Volkstheater Frankfurt – Liesel Christ. Die Open-Air-Kulisse sei einmalig gewesen, allerdings, räumte Kowald ein, habe man ein ums andere Mal schon „Sausen“ wegen dem Wetter gehabt.

Als sich dann 2010 die Massenpanik in Duisburg ereignete, hatte das auch Auswirkungen auf Feste und Veranstaltungen größeren Ausmaßes im fernen Königstein. Ein Sicherheitskonzept für die Burg mit strengen Auflagen musste her, die für einen kleinen Verein wie die Kulturgesellschaft unmöglich zu erfüllen waren. Hinzu kam ein Gesellschaftswechsel im ehemaligen Trainingszentrum und schon musste man sich einen neuen Spielort für die Reihe suchen. Da sei es gut zu wissen, dass man sich auf große Stützen unter den Königsteinern wie Ingrid Haub verlassen könne,. Sie habe lange gezögert, als sie von Boller darauf angesprochen wurde, ob man das Theater auf der Burg nicht einfach in die Dachdeckerwerkstatt Haub in der Wiesbadener Straße verlegen könne. Seit 2012 hat das Theater nun hier eine neue Heimat gefunden.

Eine Entwicklung, die auch Bürgermeister Leonhard Helm sehr begrüßt, der es trotz der positiven Wende trotzdem heute noch bedauert, diese Veranstaltung auf der Burg verloren zu haben. Die Entwicklung liege jedoch nicht etwa in den Händen der Stadt Königstein, sondern hänge damit zusammen, dass Traditionsveranstaltungen unter Sicherheitsaspekten in Frage gestellt würden. Helm hob nochmals den hohen Stellenwert der Kulturgesellschaft hervor. Sie habe eine große Aufgabe, auch nach dem Ende der Lichtbildvorträge. Dem konnte sich Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann (FDP) anschließen, der ebenso die „Werkstatt-Atmosphäre“ und die gebotene Unterhaltung mit hohem Anspruch schätzt und das umso mehr, weil den Vereinen durch die Vielfalt von Auflagen immer stärker die Hände bei der Durchführung von Festen und Veranstaltungen gebunden seien. Erschwerend komme hinzu, dass man es nicht nur mit höheren Auflagen seitens des Gesetzgebers und steigenden Kosten zu tun habe, was die Ertragsseite schwieriger mache, so von Bethmann. Vielmehr habe man es auch mit Konkurrenz aus anderen Städten zu tun, gepaart mit der hohen Mobilität der Menschen.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen und der kulturellen Konkurrenz aus dem Umland ist es beruhigend zu wissen, dass die Kulturgesellschaft von Menschen gelenkt und geleitet wird, die mit Spaß und Engagement bei der Sache sind. Eine der Frontfrauen des Vorstandes ist die zweite Vorsitzende Annemarie Ramm. 33 ihrer 96 Jahre habe sich die Königsteiner Ehrenbürgerin für die Kulturgesellschaft engagiert, bringe auch heute noch stets neue Ideen ein und übe auch mal Kritik, wenn es sein müsse, stellte Boller ihre „Crew“ vor, die außerdem aus Jürgen Kluck, dem „Mann der Zahlen“ bestehe, der als Kassierer unbezahlbar sei, sowie aus Inge Fröhling, Schriftführerin und „Frau des Wortes“ sowie aus den umtriebigen Beisitzern Hermann Groß, der selbst Träger von vielen Veranstaltungen ist, sowie Rainer Kowald. Das Quartett der Beisitzer im Vorstand der Kulturgesellschaft wird durch Karin Englisch und Ingrid Haub vervollständigt.



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