Zwei Friedensstifter zu Gast der „Kirche in Not“

Den Leiter des Friedenszentrums in Lahore / Pakistan, Pater James Channan OP (2.v.l.), und den Vorsitzenden des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland (ZOCD), Simon Jacob (2.v.r.), hieß der Generalsekretär von „Kirche in Not“ International, Philipp Ozores (l.), und der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka (r.), zum Begegnungsabend in Königstein willkommen.
Fotos: privat

Königstein (kw) – Die Religionsfreiheit als Menschenrecht und seine Verletzungen standen im Mittelpunkt eines Informationsabends, zu dem das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ in seine internationale Zentrale nach Königstein eingeladen hat. Der Anlass war die Neuerscheinung der Studie „Religionsfreiheit weltweit“, den das Hilfswerk zum 14. Mal herausgibt. Zu Gast waren der Leiter des Friedenszentrums in Lahore / Pakistan, Pater James Channan OP, und der Vorsitzende des Zentralrats Orientalischer Christen in Deutschland (ZOCD), Simon Jacob.

Channan dankte dem Hilfswerk für seinen Einsatz für die pakistanische Christin Asia Bibi, die nach ihrer Verurteilung zum Tod und neun Jahren Haft im November von dem Vorwurf der Gotteslästerung freigesprochen wurde. „Es wurde in der pakistanischen Presse immer wieder berichtet, wie ,Kirche in Not‘ Asia Bibi unterstützt. Wortmeldungen wie diese beeindrucken unsere Regierung. Sie weiß, dass sie das Problem der Verfolgung von Christen lösen muss“, sagte der Dominikanerpater.

Missbrauch Blasphemiegesetze

Im islamisch geprägten Pakistan stellen Blasphemiegesetze Beleidigungen des Propheten Mohammed unter schwere Strafen bis hin zur Hinrichtung. Diese Gesetze werden häufig missbraucht, um sich unliebsamer Personen mit falschen Anschuldigungen zu entledigen. Neben Asia Bibi sind 187 Christen davon betroffen. Wenn ein Gemeindemitglied ungerecht verurteilt wird, führt dies dazu, dass sich ganze christliche Gemeinden verfolgt fühlen. Die Blasphemiegesetze treffen aber nicht nur Christen. So sitzen derzeit 633 Muslime und 21 Hindus wegen angeblicher Gotteslästerung im Gefängnis.

Simon Jacob berichtete von seinen Erfahrungen, die er bei vielen Reisen in den Nahen Osten gesammelt hat: „Die meisten Menschen im Nahen Osten sehnen sich danach, ihre Religion frei ausüben zu können und frei wählen zu dürfen.“

Diese Freiheit werde aber vielerorts von einer extremistischen Minderheit massiv unterdrückt. Jacob hält die Einführung der Scharia als Rechtsnorm einer ganzen Gesellschaft für sehr problematisch. „Die Scharia mit ihren harten Strafmaßnahmen wie Handabhacken, Enthauptung oder Steinigungen verbreitet in der Bevölkerung Angst und Schrecken. So wird die Freiheit der Gesellschaft ausgehebelt“, warnte Jacob. Außerdem widerspreche die Scharia elementaren Grundrechten wie der Gleichheit von Mann und Frau oder der Meinungs- und Pressefreiheit. Inzwischen seien vor allem junge Menschen in Ägypten und Syrien, im Libanon, Irak und Iran von der westlichen Idee der Menschenrechte inspiriert. Europa sei in dieser Hinsicht ihr Vorbild.

Frage auf Leben und Tod

Der Menschenrechtsexperte von „Kirche in Not“ Deutschland, Berthold Pelster, wies darauf hin, dass Religionsfreiheit in einigen Ländern der Erde mehr als nur ein Konzept sei, sondern eine Frage auf Leben und Tod. Als Beispiel führte er die Zentralafrikanische Republik an. In dem Land kämpfen seit fünf Jahren Rebellengruppen um Macht und Rohstoffe. „In diesem Bürgerkrieg mit mehreren Tausend Todesopfern wird die Religion missbraucht, um die Kämpfer gegen die ,Feinde des Glaubens‘ aufzuhetzen“, berichtete Pelster. Wenn aber religiöse Führer in Dialog miteinander treten, können sie viel Blutvergießen und Vertreibungen verhindern. Als Beispiel nannte Pelster Dieudonné Kardinal Nzapalainga, der als Erzbischof der Diözese Bangui in der Zentralafrikanischen Republik das Gespräch mit der Islamischen Gemeinschaft sucht.

Der Religionsfreiheitsbericht von „Kirche in Not“ ist online einzusehen unter www.religionsfreiheit-weltweit.de.

Der Menschenrechtsexperte von „Kirche in Not“ Deutschland, Berthold Pelster, bei seinem Vortrag.

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