Schneidhain (el) – Es gibt magische Momente im Leben, die will man einfach festhalten. Ein solcher Moment ereignete sich für Marga und Hans Geis im Jahr 1951. Es war Winter im Ortsteil Schneidhain und nachdem Marga Geis, die frisch aus dem schneeverwöhnten Allgäu angereist war, fast schon nicht mehr daran geglaubt hatte, dass sie im Taunus noch würde Schlitten fahren können, kam es doch noch zu einer Partie auf den Kufen und das sollte Folgen haben. Der Schneidhainer Bub Hans Geis war nämlich ein cleveres Kerlchen und schnallte sich für die Schlittenfahrt auch noch Schlittschuhe unter die Füße, was ihn noch schneller durch die winterliche Landschaft sausen ließ. Dieser kleine Vorteil blieb auch den Mädels, die mit den Jungs Schlitten fahren wollten, nicht verborgen. „Alle wollten sie mit ihm fahren, aber er hat sich nunmal für ‚die‘ mit dem Kopftuch und den Gummistiefeln entschieden“, erinnert sich die heute 81-jährige Marga Geis an das erste Zusammentreffen mit ihrem späteren Gatten. Als Mädchen vom Land hatte es sie nach den Kriegsjahren zunächst der Arbeit wegen in den Taunus verschlagen. Die Liebe zu Hans Geis hat dann dafür gesorgt, dass sie hiergeblieben ist und Schneidhain ihr neues Zuhause wurde.
Als alteingesessener Schneidhainer verdiente Hans Geis seinen Lebensunterhalt als Landwirt, später sollten er und seine Ehefrau zusammen die Poststelle in Schneidhain betreiben. Auch hier gab es die perfekte Arbeitsteilung: Sie war bis zu ihrer Pensionierung im Alter von 60 Jahren am Schalter tätig, während er sich um die Zustellung von Briefen und Paketen kümmerte. Eine schöne Zeit, an die sich beide gerne kurz vor ihrem 60. Ehejubiläum, ihrer „diamantenen Hochzeit“ zurückerinnern. Ebenso unvergesslich waren die Jahre, in denen man die Enkel im eigenen Haus aufwachsen sah. Denn die Kinder der beiden Schneidhainer – Tochter und Sohn – wohnen bis zum heutigen Tag im selben Haus wie die Eltern, die mittlerweile auch drei Enkel und einen Urenkel zum Familienverbund zählen und das über alle Maßen genießen. „Früher sind meine Enkel hier im Wohnzimmer Bagger gefahren und haben hierfür lediglich einen Sessel und Kochlöffel benötigt“, ist Marga Geis immer noch begeistert von der kindlichen Kreativität, die aus den Kleinen von damals Erwachsene gemacht hat, die nun erfolgreich im Leben stehen.
Hans Geis denkt noch gerne an die gemeinsamen Traktorfahrten mit den Enkeln zurück, selbst wenn diese aufgrund des monotonen Motorgeräuschs desöfteren während der Fahrt einfach eingeschlafen seien, so dass sie zu ihrem Schutz angeschnallt werden mussten. Auch ihre weitere Freizeit wussten die beiden rüstigen Schneidhainer gut auszufüllen: Während sich Marga Geis im Sozialverband VdK, im Vereinsring und im Gesangverein engagierte, entdeckte der Ehemann seine Leidenschaft für das Züchten von Brieftauben – ein Hobby, das die beiden nun gemeinsam begeistert ausüben.
Am 16. Oktober jährt sich das Datum der Eheschließung in der katholischen Kirche St. Johannes in Schneidhain nun zum 60. Mal! Die „Diamantene“ wird natürlich gebührend gefeiert. Am Donnerstag ist das Haus ab 11 Uhr offen für alle, die zum Gratulieren vorbeikommen möchten. Am Sonntag, um 9.30 Uhr, wird in St. Johannes ein Dankgottesdienst für die beiden Eheleute gehalten und das unter anderem mit Beteiligung der weiteren Mitglieder des Gesangvereins Schneidhain, sowie den Enkeln, die Fürbitten lesen und Gitarre spielen werden. Hinterher gibt es im Pfarrhaus einen Umtrunk. Anschließend wird die gesamte Familie in der Dorfschenke in Schneidhain essen gehen und somit auch die Feierlichkeiten zum Hochzeitstag an jenem Ort beschließen, an dem die beiden vom Schicksal zusammengeführt wurden.