Lokalhistoriker mit Charme und Humor – Hermann Groß feierte 85. Geburtstag

Foto: Scholl

Falkenstein (gs) – Ein charmantes Lächeln und immer eine erheiternde Episode aus der Heimatgeschichte parat – so kennen die Königsteiner „ihren“ Hermann Groß. Der gebürtige Falkensteiner mit dem ausgeprägten Faible für Heimatgeschichte konnte Anfang April seinen 85. Geburtstag feiern.

Geboren im Jahr 1938 im St. Josef-Krankenhaus in Königstein, blieb Hermann Groß seiner Heimatgemeinde Falkenstein ein Leben lang treu. Nach dem Besuch der Grundschule in Königsteins höchstgelegenem Ortsteil wechselte er auf das Realgymnasium für Jungen in Königstein, das er dank seiner nicht ganz so ausgeprägten Begeisterung für die Tiefen der Mathematik mit dem mittleren Bildungsabschluss verließ, um ausgerechnet eine Banklehre zu beginnen. Viele Jahre war Hermann Groß in leitender Funktion in der Jugendarbeit der katholischen Kirche engagiert, bevor er heiratete und Vater zweier wunderbarer Kinder wurde. Nach 40 Jahren Berufstätigkeit in der Bank ist er seit nunmehr 22 Jahren im „Unruhestand“ und begeistert die Königsteiner Liebhaber der Heimatgeschichte mit interessanten Vorträgen, die durch seinen charmanten Humor und die vielen kleinen Anekdoten geprägt sind und den Gästen oftmals einen sehr lebendigen Blick in die vergangenen Zeiten eröffnen.

Der Heimatforscher

Schon in jungen Jahren, so berichtet Hermann Groß, begeisterte er sich für geschichtliche Zusammenhänge. Geschichte war sein Lieblingsfach in der Schule – seine guten Noten beflügelten sein Interesse, so dass er früh begann, sich auch in seiner Freizeit mit dem Thema zu beschäftigen. Heimatgeschichte wurde zu seinem Steckenpferd und seit vielen Jahren forscht er zu vielerlei Themen, u.a. zur Geschichte der Antoniuskapelle oder des Schießplatzes in Falkenstein. Sein detailliertes Wissen verbindet Hermann Groß – gerade im Falle der jüngeren Geschichte – gerne mit Erinnerungen und humorvollen Schilderungen aus seiner eigenen Kindheit, was seine Vorträge, die er auch gerne in hessischer Mundart hält, äußerst beliebt und ungemein kurzweilig macht. Ob Heimatverein oder die katholische Christköniggemeinde, die Kulturgesellschaft, der Hochtaunuskreis und viele lokale Vereine – Hermann Groß ist ein gern gesehener Gast und mit seinen Vorträgen ein Garant für ein begeistertes Publikum.

Der Buchautor

Seine Forschungen zur Heimatgeschichte Falkenstein haben Eingang in ein Buchprojekt gefunden. Mit der Veröffentlichung von „Ort am Berg“ hat Hermann Groß ein Buch verfasst, das einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Ortsteils eröffnet. Mit Geschichte und Geschichten bringt er den Bürgerinnen und Bürgern „ihren“ Ort ein bisschen näher, berichtet von der Teufelskanzel genauso wie vom „Do Lääs“ am alten Rathaus und trägt somit maßgeblich dazu bei, die Geschichte des Ortes lebendig zu erhalten (zu beziehen über den Heimatverein Falkenstein).

Der Kommunalpolitiker

Nicht nur mit Geschichte hat sich Hermann Groß viele Jahre beschäftigt, sondern auch die Kommunalpolitik lag und liegt ihm seit vielen Jahren am Herzen. Nicht weniger als 35 Jahre war er aktiv, davon 27 Jahre als Ortsvorsteher in Falkenstein. Für ihn besonders prägend war in dieser Zeit die „Zwangsfusion“ von Falkenstein mit Königstein im Rahmen der Kommunalreform 1972. „Wir sind zwei Mal in Wiesbaden gewesen und haben viele Diskussionen geführt, aber am Ende hat alles nichts genutzt. Die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger wurden damals nicht respektiert, weswegen Falkenstein seine Eigenständigkeit verlor und Stadtteil von Königstein wurde“, erzählt Hermann Groß sichtlich bewegt. Die damalige Missachtung des Bürgerwillens war es, die ihn noch heute umtreibt und von der damaligen Politik enttäuscht zurücklässt.

Der Stiftungsvorstand

Auch soziales Engagement liegt Hermann Groß am Herzen. Als Vorstand der Stiftung Wermelskirchen verwaltet er mit seinen Mitstreitern das Stiftungsvermögen und entscheidet über die Förderung von Projekten, die den im Stiftungszweck festgelegten Anforderungen an einen christlichen Bezug oder eine christliche Trägerschaft entsprechen.

Der überzeugte Europäer

Dass die deutsch-französische Freundschaft ein großes Friedenprojekt war und ist, davon ist Hermann Groß überzeugt. Als Gründungsmitglied des Partnerschaftsvereins mit Le Mêle-sur-Sarthe in der Normandie hat er dieses Projekt von Beginn an aktiv begleitet. Viele Jahre war er im Vorstand engagiert, plante Treffen und unterstützte das Projekt des jährlichen Jugendaustauschs nach Kräften. Völkerverständigung ist ihm wichtig und er erzählt gerne von der positiven Erfahrung, als ihm ein lieber Freund aus Le Mêle dabei half, das Grab seines in der Normandie gefallenen Vaters auf einem Soldatenfriedhof ganz in der Nähe der Partnerstadt zu finden – schon aus dieser persönlichen Erfahrung heraus liegt ihm ein geeintes Europa und die Freundschaft mit Frankreich am Herzen.

Wer Hermann Groß kennt, der weiß um seinen feinen Humor und kennt viele der liebenswerten (Heimat)-Geschichten, die er gerne und mit einem kleinen Lächeln erzählt. Sein Geschichtsbewusstsein ist geprägt von der Erfahrung, dass die Geschichte zwar nicht veränderbar ist, man aber mit den daraus gewonnenen Erfahrungen leben muss und für spätere Zeiten Lehren daraus ziehen sollte. Nie sind seine Erzählungen anklagend, sondern Hermann Groß stellt fest, wie es „früher“ war, blickt mit Interesse zurück und vermittelt den Gästen seiner Vorträge stets den Eindruck, dass man es – in Bezug auf die Fehler der Vergangenheit - besser machen kann. Dies gilt besonders für seine Erinnerungen an die Zeiten des 2. Weltkrieges, als er mit Mutter und Schwester bei Fliegeralarm im Keller oder „Bunker“ unterhalb der Falkensteiner Burg saß und den freien Blick auf das von Bomben zerstörte Frankfurt hatte – Erinnerungen die ihn beeindruckten und prägten.

Hermann Groß wäre nicht er selbst, wenn er nicht immer ein neues Projekt oder ein spannendes Thema vor Augen hätte. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit einigen Mitstreitern an einem Stück zum Thema „Raddampfer“ anlässlich des Jubiläums und der damit verbundenen Ausstellung zum Geburtstag der Königsteiner Straße. Von Friedrich Stoltze ist überliefert, dass er in früheren Zeiten zum „Jux“ mit einem „Dampfer auf Rädern“ auf der Königsteiner Straße fuhr. Dieses heitere Erlebnis werden die Beteiligten in einem 4-Personen-Stück und in Mundart im August im Haus der Begegnung aufführen – man darf gespannt sein, was dem Lokalhistoriker Hermann Groß zu dem Thema Erheiterndes einfallen wird!



X