ALK sieht Königsteiner Kurbad schlecht gerüstet für die Energiekrise

Königstein
(kw) –
Überall in den Nachbarstädten werde bei den Schwimmbädern den gesetzlichen Vorgaben zur Sicherung der Energieversorgung sowie den Empfehlungen des Hessischen Städtetages gefolgt. Dieser fordere eine Badewassertemperatur von 24°C, höchstens jedoch 26°C. Da das für Babys zu kalt wäre, werde das Baby-Schwimmen eingestellt, bis die Situation es wieder zulasse. Schülerschwimmen finde mit mehr Bewegungsübungen statt, damit es keine blauen Lippen gebe.

Nicht so in Königstein. Da werde nach geringfügiger Temperaturabsenkung mit einem immer noch 30°C warmen Außenbecken geworben, das laut dem Geschäftsführer ein Alleinstellungsmerkmal des Kurbades und deshalb ein Anziehungspunkt für Gäste sei. Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) meint, es sei ein Alleinstellungsmerkmal für eine nicht nachvollziehbare Energieverschwendung in einer Zeit der Energiekrise. Auch die geplante Absenkung der Außenbeckentemperatur um ein weiteres Grad reiche hier nicht mehr aus, so Bau- und Umweltausschussvorsitzende Hanne Brill.

Sicherlich sei es beeindruckend, dass das denkmalgeschützte Bad aus den 1970er Jahren mit den geringen Dämmungsmaßnahmen der damaligen Zeit und einer veralteten Technik noch immer in Betrieb sei. Das sei jedoch nur dem Umstand geschuldet, dass die Mehrheit des Königsteiner Stadtparlaments eine Sanierung im Grundsatz bisher seit 2006 zwar dreimal beschlossen habe, diese jedoch noch lange nicht in Sicht sei.

Beim Bau des Kurbades kostete Energie im Vergleich zu heute sehr wenig. Energetische Standards am Bau waren so gut wie unbekannt. Dass der Energieverbrauch allein für Gas horrende 30.000 kWh pro Tag betrage, scheint aus Sicht der Betriebsleitung selbst heute noch von nachrangiger Bedeutung zu sein. Mit den 30.000 Kilowattstunden, entsprechend 3.000 Kubikmetern Gas, die das Kurbad pro Tag verschlinge, könne ein normal gedämmtes, mittleres Einfamilienhaus fast ein ganzes Jahr beheizt werden und Warmwasser bereiten. Diesen Vergleich stellte die Geschäftsleitung der Kur GmbH selbst an. In „normalen“ Zeiten entstünden im Kurbad jährlich Energiekosten in Höhe von etwa 230.000 EUR für Gas und etwa 120.000 EUR für elektrische Energie. Bisher sei man gut durch die Krise gekommen, freue sich die Geschäftsleitung.

Noch nutze das Kurbad vorteilhafte Lieferverträge. Aus den von der Geschäftsleitung genannten Daten ergibt sich ein Preis von 2,1 Cent pro Kilowattstunde. Bei neuen Vereinbarungen werde mit Sicherheit eine starke Erhöhung dieses Preises zu erwarten sein. Folglich müssten die Badegäste zukünftig auch z.B. den doppelten Eintrittspreis zahlen, um einen Ausgleich für die Energiekosten zu schaffen. Kaum jemand werde jedoch bereit sein, für das Kurbad in seiner heutigen Verfassung einen Tageseintrittspreis von mehr als 25 Euro zu zahlen, so Brill. Zurzeit kostet der Eintritt in die Rhein-Main-Therme 24 Euro und in die Taunustherme am Wochenende 28 Euro.

Nüchtern betrachtet, bleibe nur die Stilllegung des Bades, um die Gasverschwendung in einer Zeit, in der überall zum Sparen aufgefordert werde, zu beenden und um der Stadt die immensen Kostensteigerungen zu ersparen. Schon zu normalen Zeiten subventioniere die Stadt das Kurbad mit mehr als 500.000 Euro pro Jahr. Das Doppelte bis Dreifache könne sie sich beim besten Willen auf Dauer nicht leisten, resümiert Brill.



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