Mit Beethoven ins neue Jahr und dabei helfen

Der Pianist Alexander Koryakin in inniger musikalischer Verbindung mit Klaus Albert Bauer und dem Bad Vilbeler Kammerorchester.

Foto: Sura

Königstein (aks) – Mit Beethoven ins neue Jahr, das war für die Gäste im voll besetzten Haus der Begegnung eine große Verlockung. Die Rotarier, allen voran der Präsident des Rotary Club Bad Soden-Königstein, Prof. Horst Franke, hatten das Benefiz-Konzert mit Pianist Alexander Koryakin und dem Bad Vilbeler Kammerorchester unter der Leitung von Klaus Albert Bauer ins Leben gerufen und freuten sich nunmehr über den regen Zuspruch. Das Who’s Who der Finanzwelt gab sich hier ebenso ein Stelldichein wie viele bekannte Musikschaffende.

Franke dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz für die Gemeinschaft, regional und weltweit. Den Rotariern gehe es um den guten Zweck und darum, Freundschaften zu pflegen. Wie er augenzwinkernd zugab, sei der Verein mit 71 Männern „hinter der Zeit“. Nach den festlichen und auch heiteren Intermezzi von Peter Warlock, einem Zeitgenossen Edgar Elgars, kam Angelika Rupf, Vorsitzende des Vereins „Bürger helfen Bürgern“ zu Wort, die dankbar war, zum dritten Mal in Folge mit einer Spende der Rotarier bedacht zu werden. Es sei ihr eine Herzensangelegenheit, stets für gute Lösungen zu sorgen. Sie stellte klar, dass der Sozialstaat nicht für alle sorgen könne. Immer wieder entstünden Lücken, dann müssten sozial engagierte Bürger einspringen. An diesem Abend erhielt sie zu diesem Zweck 54.000 Euro für Königsteiner Bürger in Notsituationen.

Auch Garnet Gien sprach in ihrer Funktion als Leiterin der Musikschule Königstein, die stetig gewachsen sei, was sie persönlich unglaublich freut, denn Musik sei für die Bildung besonders junger Menschen wichtig. „Wir versuchen für jeden Menschen ein passendes Musikangebot zu finden.“ Der begeisterte und besonders herzliche Applaus galt den beiden sympathischen und engagierten Damen.

Der 30-jährige Pianist Alexander Koryakin aus Jakutsk („ganz weit weg“, so Klaus Albert Bauer) absolvierte die Moskauer Gnessin-Musikakademie und erhielt viele Auszeichnungen. Heute ist er Schüler bei Lev Natochenny in Frankfurt. Er spielte als Solist mit internationalen Orchestern und in der Alten Oper. Die Sonate Nr. 28 in A-Dur op.101 zählt zu Beethovens letzten Klaviersonaten, die er Dorothea von Ertmann widmete, seiner hochbegabten Klavierschülerin, die einer Frankfurter Bürgerfamilie entstammte. Die einfache Melodie erklingt ganz sanft – mit der innigsten Empfindung, so die Anweisung des Meisters. Koryakin spielte ohne Pathos und auch beim spritzigen Marsch immer leichthändig, schnell und emphatisch. Fast körperlos glitten seine Finger behutsam über die Tasten, wie ein leichtes Perlen. Der Solist spielte diese Komposition erstaunlich entschleunigt und mit Bedacht und es war eine große Freude, seine Interpretation zu hören. Auf die Träumerei folgte bei Beethoven im dritten Satz der Wille: das manifestieren die letzten Takte mit fortissimo Akkorden.

Das zweite Stück, Beethovens Klavierkonzert Nr.5 in Es-Dur, ist dem Erzherzog Rudolph gewidmet, der ebenfalls sein Schüler war. Formale Traditionen werden gleich am Anfang gebrochen, Gefühle brechen sich Bahn. Wild und ungezügelt zeigte sich Koryakin jetzt von seiner emotionalen Seite. Das Orchester begleitete ihn sicher und „siegesgewiss“ wie die Truppen in Wien, die Napoleon davon jagen sollten. Daher wird auch Beethovens Zorn zum Thema: „Welch zerstörendes, wüstes Leben um mich her! Nichts als Trommeln, Kanonen, Menschenelend in aller Art!“ Beethoven drückt seine Erlebnisse im besetzten Wien in Musik aus und die ist einfach großartig, erhaben und wunderbar. Als die Geiger einsetzten und dazu unendlich zart das Klavier spielte, da drückte sich mancher eine Träne weg. Das monumentale Werk endete im freudigen Rondo des dritten Satzes mit punktiertem Rhythmus. Triumphale Schlussakkorde rissen das Publikum vollends aus der Reserve und frenetischer Applaus war der Lohn für Solist und Orchester.

Sternstunde

Koryakin meisterte die Herausforderung mit größter Ruhe und Souveränität, seine Triller waren leicht und hoch präzise. Er vermittelte ein helles Bild von Beethovens Musik, das mit großer Leichtigkeit verführt, ohne oberflächlich zu sein. Eine Sternstunde für das Haus der Begegnung dank der Rotarier, die Beethovens Musik mit dem passionierten Einsatz aller Künstler lebendig werden ließen und dabei noch Gutes taten.



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